Wie Oberbürgermeister Sebastian Remelé eingangs erklärte, müssten Antworten auf „Schicksalsfragen“ für Schweinfurt und die Region gefunden werden:
„Wo kommt die Energie künftig her? Wie kann Schweinfurt seinen mit einer Großstadt vergleichbaren Energiehunger stillen? Wie bewegen wir uns in Zukunft fort? Und wie werden die Fahrzeuge angetrieben?“
Landrat Florian Töpper wiederum wies darauf hin, dass gemeinsam alles getan werde, damit sich die Unternehmen in der Region gut aufgehoben fühlten. Es werde Veränderungen geben, die es zu nutzen gilt und die Chancen bieten.
Zahlreiche Experten setzten sich im Rahmen des Zukunftsforums mit Innovationen und Visionen auseinander. So zeigte Prof. Dr. Johannes Paulus (Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt) als Initiator der Power-to-Gas-Anlage Haßfurt Beispiele zur Nutzung von Wasserstoff im Bereich Energieversorgung und Mobilität auf.
Aus Paulus‘ Sicht ist Wasserstoff „die erste und einzige sinnvolle Option als saisonaler Speicher für regenerative Energien“. Seiner Einschätzung nach werden sich sowohl die elektrische Batterie als auch der serielle Brennstoffzellen-Hybrid durchsetzen. Bei Nutzfahrzeugen sind für den Wissenschaftler auf Wasserstoff basierte Antriebe ebenfalls eine Option.
Prof. Dr. Ansgar Ackva, Leiter des FHWS Technologietransferzentrums Elektromobilität in Bad Neustadt ging der Frage nach, ob Elektro- und Brennstoffzellenfahrzeuge „technologische Feinde oder Freunde“ sind. Aktuell hätten die Hybride noch mit Realverbrauch, Emission und Kosten, die E-Batterie-Autos mit den Problemen Rohstoffe, Recycling und Schnellladen und die erst am Anfang stehenden Brennstoffzellenfahrzeuge mit Bauraum, hohen Kosten und Effizienzverlusten sowie der Infrastruktur zu kämpfen.
Gleichwohl werde sich vieles verbessern, meinte Ackva. So setze das E-Auto bereits jetzt die Standards für das Brennstoffzellenfahrzeug und massiver Druck komme auf den Verbrenner zudem durch stetig sinkende CO2-Grenzwerte, verschärfte Gesetze und höhere Strafzahlungen für CO2-Sünder zu. Dies werde die Chancen für CO2-arme Technologien erhöhen und die Kosten verringern. Ackva zufolge wird es für jeden Antrieb eine Nische geben, es stellt sich nur die Frage nach dem jeweiligen Anteil.
Es gibt nicht nur eine Lösung Keineswegs konkurrierende, sondern vielmehr ergänzende Technologien sind Batterie und Brennstoffzelle für den Schweinfurter Standortleiter der ZF Friedrichshafen AG, Hans-Jürgen Schneider.
In Zukunft wird es seiner Meinung nach nicht nur eine Lösung geben. Zahlreiche Antriebsarten werden ihre Berechtigung haben. Für leichtere Fahrzeuge und geringere Reichweiten sei Batteriebetrieb von Vorteil; bei höheren Massen (z.B. Bus und Lkw) und längeren, energieintensiveren Strecken eigneten sich eher Brennstoffzellenantriebe. Die Hybridtechnik werde ihre Möglichkeit zwischen diesen beiden Welten finden. Und selbst dem Verbrenner drohe nicht das schnelle Aus, vermutete Schneider.
In Regionen, in denen neue Antriebsarten und der Infrastrukturaufbau langsamer vorankommen, würden Alternativen für die Mobilität noch längerfristig benötigt.
Vorstand Prof. Dr. Veronica Grimm stellte ihrerseits das im Sommer vergangenen Jahres gegründete Wasserstoffkompetenzzentrum. Bayern (H2.B) vor. Das Zentrum hat die Aufgabe, unter Einbeziehung von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik in den nächsten Monaten eine bayerische Wasserstoffstrategie zu erarbeiten.
Unterstützt wird das H2.B von dem gleichzeitig gegründeten Wasserstoffbündnis Bayern. Insgesamt 16 Partner aus Industrie, Wissenschaft und den Kommunen legen in dem Verbund den Grundstein für gemeinsames Handeln, um Wasserstoff als einen Energieträger der Zukunft zu etablieren. Das Bündnis soll weiteren Mitgliedern aus Industrie, Wissenschaft und auch den Kommunen offenstehen. Ziele sind, Bayern zum führenden Standort bei der industriellen Fertigung der Wasserstoffschlüsseltechnologien auszubauen, die Technologie-Führerschaft bei der Wasserstoffspeicherung- und Logistik zu etablieren sowie den Ausbau der Tankstellen-Infrastruktur zu beschleunigen.
Für die Lehrstuhlinhaberin an der Universität Erlangen-Nürnberg ist die Wasserstofftechnologie für den Energietransport, als Energiespeicher sowie als Brennstoff für die Mobilität von zentraler Bedeutung. Umso wichtiger sei dies beim anstehenden Transformationsprozess des weltweiten Energiesystems mit den künftigen Primärenergiequellen Wind und Sonne.
Stromimporte in Verbrauchszentren werden hierzulande teilweise erforderlich sein, bemerkte Grimm. Höhepunkt der Veranstaltung war die erstmalige Vergabe des Zukunftspreises Schweinfurt an Peter Rumpel (Dittelbrunn/Schraudenbach). Das innovative Konzept des Ingenieurs der Schaeffler AG sieht den Aufbau eines Wasserstoff-Tankstellennetzes mit dazugehöriger Wasserstofferzeugung vor.
Dabei zeigte Rumpel auch, dass Schweinfurt ideal dafür geeignet wäre. Der komplette Straßenverkehr könnte dort nach seinen Berechnungen problemlos CO2-neutral fahren. Oberbürgermeister Remelé gratulierte dem Gewinner und überreichte ihm einen Scheck über 1.500 Euro. Alle weiteren Teilnehmer durften sich über ein Preisgeld von jeweils 500 Euro freuen.
DK