Aus den Kommunenzurück

(GZ-15-16-2020)
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► Klärschlammtrocknung:

 

Bissinger Anlage mit Vorbildcharakter

Erfahrungsberichte nach drei Jahren Inbetriebnahme

 

Seit drei Jahren geht die schwäbische Gemeinde Bissingen beim Thema Klärschlamm neue Wege. Damals wurde die Klärschlammtrocknung für die Marktgemeinde im Landkreis Dillingen in Betrieb genommen. Die Trocknungsanlage aus dem Hause Jumbo Group hat die Feuerprobe eindrucksvoll bestanden. Unisono zeigen sich die Projektbeteiligten sehr zufrieden mit der Anlage, die aus ihrer Sicht „uneingeschränkt weiterempfohlen“ werden kann.

Erwartungen voll erfüllt: Der Anlagenbetrieb läuft problemlos. Bild: Jumbo
Erwartungen voll erfüllt: Der Anlagenbetrieb läuft problemlos. Bild: Jumbo

Kurz zum Hintergrund: In den Jahren 2013 bis 2016 stiegen die Preise für die Entsorgung von Klärschlamm laut Silke Otterbein, Geschäftsführerin der Neusäßer Firma BSB 5, die im Auftrag der Gemeinde die Bissingen die Kläranlage betreibt, extrem an, so dass bei einem Jahresaufkommen von 2.800 Tonnen entwässerten Schlamm eine Optimierung vorgenommen werden musste.

Durch Zufall sei man auf die Trocknungstechnik der Firma Jumbo Group in Buttenwiesen gestoßen, die sich bislang hauptsächlich mit der Trocknung von Gärresten beschäftigt hatte. Nach einem informativen Kennenlerngespräch mit Firmeninhaber Franz Kraus waren Otterbein zufolge eindeutige Synergieeffekte erkennbar, so dass das Projekt Klärschlammtrocknung auf der Kläranlage Bissingen zeitnah gestartet werden konnte. Nach einem erfolgreichen Versuch im Krausschen Betrieb konnte die Effizienz des Trockners nachgewiesen werden, gleichzeitig wurden Emissionsmessungen durchgeführt.

Innerhalb eines Jahres entwickelte die Jumbo Group ihren Trockner für Schlamm aus kommunalen Kläranlagen. Die Inbetriebnahme erfolgte 2017, die hohe Schlammmenge von 2.800 Tonnen konnte bereits im ersten Jahr auf 608 Tonnen Trockenschlamm reduziert werden. „Die Ersparnis über die Menge zur Entsorgung war ausreichend, damit war eine schnelle Amortisierung des Projekts erkennbar“, betont Silke Otterbein. „Bis heute haben wir über 8.500 Tonnen nassen Schlamm getrocknet.“

Nahezu energieautarker Betrieb

Für den Trocknungsprozess werden die heißen Abgase von zwei Blockheizkraftwerken verwendet. Ein Kraftwerk wird zusätzlich zum Klärgas auch mit Erdgas betrieben. Mit dem dabei erzeugten Strom kann die Kläranlage nahezu energieautark betrieben werden.

Zufrieden mit der Klärschlammtrocknung zeigt sich auch die Molkerei Gropper, größter Einleiter der Kläranlage Bissingen und als solcher auch finanziell am Projekt beteiligt. „Für uns ist dies eine sehr gute Lösung und wir sparen uns natürlich dadurch auch Geld“, heißt es aus der Unternehmensleitung.

Zufriedene Gemeinde

Voll des Lobes sind zudem Bissingens Bürgermeister Stephan Herreiner und der Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft mbH Markt Bissingen (EMB), Jürgen Ostermair. Die Anlage habe sich bewährt und die Erwartungen voll erfüllt. Der Betrieb laufe seit der Inbetriebnahme problemlos. Die Biofilter wirkten hervorragend, „wir haben hier so gut wie keine Geruchsbelästigung im Bereich der Klärschlammtrocknung“. Die Wartungsarbeiten würden regelmäßig von der Jumbo Group durchgeführt, unvorhergesehene, zusätzliche Kosten seien bislang ausgeblieben.

Der Umstand, dass der ursprünglich angefallene Nassschlamm deutlich reduziert werden konnte, habe zu erheblichen Einsparungen im Bereich der Entsorgung geführt. 615.000 Euro hatte die Gemeinde in das Projekt investiert, man geht von einer Amortisationsdauer von fünf bis sieben Jahren aus.

Zusätzliche Investitionen

Zwischenzeitlich wurden zusätzliche Investitionen getätigt und ein Hochsilo zur Lagerung der Pellets erstellt. Damit können Silozüge beladen und künftig auch andere Entsorgungswege in Betracht gezogen werden. Mit den Pellets sei ein weitestgehend staubfreier Prozess gelungen, was wiederum zu Erleichterungen im Explosionsschutz führte. Für die Zukunft ist eine automatische Befüllung des Trockners angedacht, derzeit erfolgt dies noch per Radlader.

Laut Herreiner und Ostermair war und ist es der gemeindliche Wunsch, auf der Kläranlage ein durchgängiges Konzept vorzuhalten. Hierzu wird der hohe Gasanfall durch den Faulturm über Blockheizkraftwerke zur Stromerzeugung und die Abwärme der BHKW wiederum zur Klärschlammtrocknung genutzt.

Ziel ist es, in Zukunft sowohl im Stromverbrauch als auch im Erdgasverbrauch autark zu werden, weshalb ein zweiter Faulturm in Planung sei. Mit dem Bau soll nächstes Jahr begonnen werden, um damit noch mehr Methangas zu erzielen.

Darüber hinaus arbeite man mit BSB 5 und der Jumbo Group an der Entwicklung neuer Absatzmärkte, um letztlich aus der Entsorgungskette des Klärschlamms ausbrechen zu können, betonen die Gemeindevertreter. Durch Verbrennung der Pellets würden aktuell hochwertige Rohstoffe vernichtet, dabei sollte doch eine nachhaltige Nutzung das Ziel sein.

Neue Wege

Zahlreiche Delegationen, überwiegend aus Deutschland, aber auch aus Österreich und der Schweiz, haben die Anlage in Bissingen inzwischen besichtigt. Die neuen Wege, die die schwäbische Gemeinde beschritten hat, könnten für andere Kommunen somit durchaus beispielgebend sein.

DK

 

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