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(GZ-4-2021)
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► Ober­pfalz:

 

Di­gi­ta­le Bildung

Vir­tu­el­ler Runder Tisch mit Ak­teu­ren aus Schulen, Kom­mu­nen und Wirt­schaft

 

„Di­gi­ta­li­sie­rung ist das ge­samt­ge­sell­schaft­li­che Zu­kunfts­the­ma Nummer eins – und das schon lange bevor die Co­ro­na-Pan­de­mie das Brenn­glas darauf ge­rich­tet, das Tempo be­schleu­nigt und die Dring­lich­keit ver­schärft hat“, stellte Re­gie­rungs­prä­si­dent Axel Bartelt beim Vir­tu­el­len Runden Tisch mit einem breit auf­ge­stell­ten Teil­neh­mer­feld aus Schul­pra­xis, Kom­mu­nen und Wirt­schaft fest. Ins­be­son­de­re im Bereich der Schulen seien die Her­aus­for­de­run­gen mit dem Wechsel von Prä­senz-, Dis­tanz- bzw. Hy­bridun­ter­richt oft von heute auf morgen ver­stärkt worden.

 

Um sich einen Über­blick über die Si­tua­ti­on in der Ober­pfalz aus ver­schie­de­nen Blick­win­keln zu ver­schaf­fen, hatte Re­gie­rungs­prä­si­dent Bartelt u.a. Franz Löffler, Be­zirks­tags­prä­si­dent und Landrat des Land­krei­ses Cham, Richard Rei­sin­ger, Landrat des Land­krei­ses Am­berg-Sulz­bach und Spre­cher der Ober­pfäl­zer Land­rä­te, Martin Birner, Erster Bür­ger­meis­ter der Stadt Neun­burg v. Wald und Mit­glied des Prä­si­di­ums des Baye­ri­schen Ge­mein­de­ta­ges, Dr. Jürgen Helmes, Haupt­ge­schäfts­füh­rer der IHK Re­gens­burg für Ober­pfalz/Kelheim und Jürgen Kilger, Haupt­ge­schäfts­füh­rer der Hand­werks­kam­mer Nie­der­bay­ern-Ober­pfalz, geladen.

Der erste Blick auf die Fakten un­ter­streicht eine grund­sätz­lich po­si­ti­ve Tendenz: Von den 465 öf­fent­li­chen Schulen in der Ober­pfalz sind 285 und damit über 61 Prozent mit gi­ga­b­it­fä­hi­ger und damit mit für den Dis­tanz­un­ter­richt not­wen­di­ger In­fra­struk­tur er­schlos­sen, davon wie­der­um 120 (26 %) mit FTTB, d.h. Glas­fa­ser­an­bin­dung an das Gebäude (vgl. Bayern: 23%).

Alle 345 öf­fent­li­chen Schulen, die über noch keine FTTB-Er­schlie­ßung ver­fü­gen, nehmen an der Glas­fa­ser/WLAN-Richt­li­nie (GWLANR) teil bzw. haben beim Lan­des­amt für Di­gi­ta­li­sie­rung, Breit­band und Ver­mes­sung (LDBV) In­ter­es­se daran be­kun­det. Bei der WLAN-Ab­de­ckung aller Klas­sen­zim­mer einer Schule nimmt die Ober­pfalz mit 38,3 Prozent (220 Schulen) einen Spit­zen­platz im Frei­staat ein.

Im Ver­gleich zu 2019 konnte die di­gi­ta­le Aus­stat­tung in den Klas­sen­zim­mern noch einmal deut­lich ge­stei­gert werden. So wuchs der Anteil der Klas­sen­zim­mer mit Beamer bzw. Groß­bild­mo­ni­tor auf 78 Prozent (2019: 68 %), mit DokuCam auf 72 Prozent (2019: 61 %) sowie mit WLAN auf 50 Prozent (2019: 37 %). Die Anzahl der „di­gi­ta­len Klas­sen­zim­mer“ stieg auf 35 Prozent (2019: 23%). Von fast 10.800 Klas­sen­räu­men ver­fü­gen le­dig­lich rund 520, das ent­spricht 4,8 Prozent, über keinen In­ter­net­an­schluss.

Ent­schei­den­der Mehr­wert

Ein we­sent­li­cher Be­stand­teil der Di­gi­ta­len Bildung ist neben den tech­ni­schen Vor­aus­set­zun­gen der Un­ter­richt, der einen ent­schei­den­den Mehr­wert bieten und keinen bloßen Ersatz bislang ana­lo­ger Dar­stel­lungs­for­men dar­stel­len soll. Dafür stehen den Schulen auf Ebene der Ober­pfalz 19 sog. Berater di­gi­ta­le Bildung zur Seite, die bei der Ge­stal­tung des di­gi­ta­len Wandels mit un­ter­schied­li­chen the­ma­ti­schen Schwer­punk­ten (me­di­en­päd­ago­gisch, in­for­ma­ti­ons­tech­nisch) un­ter­stüt­zen. Zentral dabei ist der Ausbau der Me­tho­den­kom­pe­tenz.

Auf Schü­ler­sei­te geht es u.a. um den Umgang mit Medien und Technik sowie das Lernen über Medien – siehe Themen Da­ten­schutz und Ur­he­ber­recht. Auf Leh­rer­sei­te stehen um­fas­sen­de Fort­bil­dungs­maß­nah­men, ins­be­son­de­re zur di­dak­ti­schen Um­set­zung der Di­gi­ta­li­sie­rung und ent­spre­chen­der Inhalte. Ziel ist es, die Schulen bei der Er­stel­lung von Me­di­en­kon­zep­ten zu un­ter­stüt­zen.

Einen Ein­blick in die di­gi­ta­le Schul­pra­xis boten die Schul­lei­tun­gen Britta Büchau (Blin­den­in­sti­tut Re­gens­burg), Susanne Muffert (Grund- und Mit­tel­schu­le Teu­blitz) und Sieg­fried Zistler (Staat­li­che Be­rufs­schu­le Cham). Wie Susanne Muffert betonte, ist in Teu­blitz die gesamte Aus­stat­tung grund­sätz­lich für alle Klassen der GS und MS nutzbar. Die För­de­rung der di­gi­ta­len Bildung finde in den ver­schie­de­nen Be­rei­chen der großen he­te­ro­ge­nen Schule statt.

Ziel des Schul­ent­wick­lungs­pro­gramms sei die För­de­rung des selbst­stän­di­gen und selbst­ge­steu­er­ten Lernens. Hierzu werden offene Un­ter­richts­for­men, z.B. die Wo­chen­pla­n­ar­beit in allen Jahr­gangs­stu­fen während der Lern­zeit (iPad-Kof­fer, Lern­bü­ro) ge­för­dert. Hinzu kommen die Un­ter­stüt­zung der Me­tho­den- sowie der Me­di­en­kom­pe­tenz.

Fort­bil­dun­gen

In diesem ge­bun­de­nen Ganz­tags­stand­ort ist die Fort­bil­dungs­kon­zep­ti­on laut Muffert be­darfs­ge­recht auf den Einsatz der Geräte und Pro­gram­me ab­ge­stimmt und wird fle­xi­bel an­ge­passt. Au­ßer­dem werden kurze schul­haus­in­ter­ne Fort­bil­dun­gen zu re­le­van­ten Themen durch­ge­führt.

Nach den Worten von Be­zirks­tags­prä­si­dent Franz Löffler ist Di­gi­ta­li­sie­rung für den Bezirk Ober­pfalz wie auch für den Land­kreis Cham Stand­ort­fak­tor und Zu­kunfts­si­che­rung. Rund 160.000 Euro in­ves­tiert der Bezirk in seine Bil­dungs­ein­rich­tun­gen, mit dem Ei­gen­be­trieb „Di­gi­ta­le In­fra­struk­tur“ baut der Land­kreis Cham flä­chen­de­ckend ein eigenes Glas­fa­ser­netz auf.

„Für die kom­mu­na­le Familie ist der Ausbau der di­gi­ta­len Bil­dungs­in­fra­struk­tur ein echtes Her­zens­an­lie­gen“, un­ter­strich der Chamer Land­kreis­chef Richard Rei­sin­ger.

Land­rä­te, Ober­bür­ger­meis­ter und Bür­ger­meis­ter be­müh­ten sich in Zu­sam­men­ar­beit mit Bund und Land redlich, stetig vor­an­zu­kom­men, um den stei­gen­den tech­ni­schen An­for­de­run­gen gerecht zu werden.

„Klar ist uns aber auch, dass wir da nach­hal­tig mit langem Atem ope­rie­ren müssen, da es schon noch viele Bau­stel­len gibt, die während des pan­de­mie­be­ding­ten Dis­tanz­un­ter­richts schmerz­lich sicht­bar wurden.“

IHK-Haupt­ge­schäfts­füh­rer Dr. Jürgen Helmes wies darauf hin, dass die baye­ri­schen In­dus­trie- und Han­dels­kam­mern ge­mein­sam mit dem Baye­ri­schen Wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um eine di­gi­ta­le Qua­li­fi­zie­rungs­of­fen­si­ve für be­trieb­li­che Aus­bil­der auf den Weg ge­bracht haben.

„Der Stel­len­wert und die Rolle der 45.000 be­trieb­li­chen IHK-Aus­bil­de­rin­nen und Aus­bil­der in Bayern ist ver­gleich­bar mit den Lehr­kräf­ten an all­ge­mein­bil­den­den und be­ruf­li­chen Schulen“, be­kräf­tig­te Helmes. Aus Sicht von Jürgen Kilger, Haupt­ge­schäfts­füh­rer Hand­werks­kam­mer Nie­der­bay­ern-Ober­pfalz, nimmt auch das Thema Di­gi­ta­le Bildung im Hand­werk immer mehr Fahrt auf. Auf­fal­lend sei, wie schnell und mo­ti­viert sich junge Leute auf neue di­gi­ta­le An­wen­dun­gen und Tech­ni­ken in ihrem Fach­be­reich ein­las­sen.

„Das kann man ein­deu­tig als Chance sehen“, er­klär­te Kilger. „An­de­rer­seits müssen wir auf diesem Weg auch wirk­lich jeden mit­neh­men: Der Umgang mit di­gi­ta­len Medien darf kei­nes­wegs Be­rüh­rungs­ängs­te bei Ju­gend­li­chen er­zeu­gen. Je pra­xis­nä­her er ge­schieht, desto besser.“

DK

 

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