(GZ-22-2021) |
► Bayerischer Musikschultag in Erding: |
Appell zur Vernetzung |
Unter dem Motto „Gemeinsam – Füreinander – Miteinander“ fand in Erding der diesjährige Bayerische Musikschultag statt. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der dort ansässigen Kreismusikschule kamen im Rahmen der dreitägigen Veranstaltung neben zahlreichen Politikern unter anderem Vertreter aus dem Bayerischen Musikrat, den Bezirksregierungen, der Musikhochschulen und den kommunalen Spitzenverbänden zusammen, um gemeinsam ein Zeichen für den Erhalt der so wichtigen kulturellen und gesellschaftsbildenden Arbeit der Musikschulen zu setzen.
V.l Landrat Martin Bayerstorfer, Präsident des VBSM, Prof. em. Barbara Metzger, Carl-Orff-Medaillen-Preisträgerin, Markus Lentz, 1. Vorsitzender des VBSM bei der Verleihung der Carl-Orff-Medaille. Bild: Silja Eisenweger
Im Rahmen des Festakts als feierlichem Höhepunkt der Veranstaltung unterstrich Erdings Oberbürgermeister Max Gotz vor allem das Miteinander von Musikschulen, Freistaat und Kommunen: „Wir sind alle miteinander – im Staat, in der Gesellschaft und wir in den Kommunen tun es ganz besonders – dazu aufgerufen, dass diese generationsübergreifende Idee der Sing- und Musikschulen auch in Zukunft seine Förderung erhält, weil wir sonst schlicht und ergreifend geistig verarmen werden.“ Er rief die Kommunen dazu auf, voller Selbstbewusstsein und Stolz zu ihren Musikschulen zu stehen. Angesichts der zunehmenden Medialisierung seien die Musikschulen als Ort der Gemeinschaft und der Kreativität wichtiger denn je.
Dr. Marcel Huber, Präsident des Bayerischen Musikrats, der für die Festrede vorgesehen war, musste seine Teilnahme krankheitsbedingt absagen. In der Festschrift zum 44. Musikschultag wird er wie folgt zitiert: „Nach den völlig neuen Erfahrungen der letzten 15 Monate ist eines sicher: Ein gemeinsames Handeln innerhalb der Musikschulfamilie, aber auch mit den Kommunen und dem Freistaat, das Füreinander da sein, helfen, Ideen weitergeben und Lösungsmöglichkeiten konzipieren, damit der Musikschulunterricht nicht vollständig zum Erliegen kommt und das Miteinander, das Halt und Kraft gibt, das die Musikschulen auch ungewöhnliche Wege hat beschreiten lassen, um die Nähe zu ihren Musikschüler zu halten, war geradezu ein Kraftakt, auf jeden Fall ein Schritt ins Unbekannte und letztlich auch Ungewisse.“ Es sei wohl gelungen, die Musikschullandschaft aufrecht zu erhalten, wenn auch an wenigen Orten mit einigen Abstrichen bei den Schülerzahlen. Dafür gebühre allen Verantwortlichen ein großes Lob und herzlicher Dank.
Landrat Martin Bayerstorfer, Präsident des VBSM (Verband Bayerischer Sing- und Musikschulen e. V) wies darauf hin, dass die vergangenen eineinhalb Jahre auf eindrückliche Weise gezeigt hätten, wie wichtig dieser Zusammenhalt für ein funktionierendes Musikschulwesen ist. Gemeinsam hätten Schulleitungen, Lehr- und Verwaltungskräfte kreative Lösungen entwickelt, um trotz der schwierigen Situation möglichst vielen Menschen einen Zugang zur Musik zu ermöglichen. Konzerte hätten im Freien oder online stattgefunden, Schüler trafen ihre Lehrkräfte über Zoom, Sirius & Co. oder wurden mit Unterrichtsvideos versorgt und der Tag der offenen Tür wurde kurzerhand zum Web-Meeting.
Füreinander hätten Schüler und Lehrkräfte über die Distanz hinweg versucht, den Kontakt aufrechtzuerhalten. Dabei habe sich einmal mehr gezeigt, dass sich der Unterricht an den öffentlichen Sing- und Musikschulen nicht auf die reine Vermittlung von musikalischen Fertigkeiten beschränken lässt. Stattdessen entstehe, insbesondere aufgrund des hohen Anteils an festangestelltem Personal, ein langfristiges Vertrauensverhältnis zwischen Lehrkraft und Schülern.
Miteinander hätten sich die Musikschulen, der Freistaat und die Kommunen zum öffentlichen Bildungsauftrag der Musikschulen bekannt, fuhr Bayerstorfer fort: Es sei Anspruch und Aufgabe öffentlicher Musikschulen, das gemeinsame Musizieren von Anfang an zu ermöglichen sowie alle Schüler individuell bestmöglich zu fördern. In diesem Sinne habe der Freistaat Bayern angekündigt, seine Musikschulen neben einer deutlich erhöhten Lehrpersonalkostenförderung auch im Jahr 2021 mithilfe einer Corona-Sonderförderung
zu unterstützen. Auch die Kommunen stünden trotz der schwierigen finanziellen Lage hinter ihren Musikschulen.
Die Carl-Orff-Medaille als die höchste Auszeichnung des Verbandes Bayerischer Sing- und Musikschulen e. V. ging in diesem Jahr an Prof. em. Barbara Metzger, die als Professorin für Elementare Musikpädagogik unzählige Lehrkräfte für die Tätigkeit an bayerischen Sing- und Musikschulen ausgebildet hat. Sie setzte damit wegweisende Impulse für die Entwicklung der Elementaren Musikpädagogik an bayerischen Sing- und Musikschulen, die ihre Wirkung bis heute entfalten und das breite Spektrum Elementarer Musikpraxis von Früherziehung und Elementarer Elternarbeit über Intergeneratives Musizieren bis hin zu Musik im Alter abdecken.
Barbara Metzger nutzte ihre Auszeichnung, um einen deutlichen Appell an Musikschulen und Musikhochschulen zu richten: „Es bedarf einer noch klareren und strukturierteren Zusammenarbeit zwischen Musikschulen und Musikhochschulen. Diese Bereiche müssen sich noch viel stärker gegenseitig durchdringen und befruchten.“ Denn nur dann sei es möglich, gemeinsam, füreinander und miteinander allen Menschen, die Chance zu geben, Musik als künstlerisches Ausdrucksmittel erleben zu dürfen.
Apropos Erlebnis: Den Auftakt der Veranstaltung machte das Eröffnungskonzert der Kreismusikschule Erding. Unter dem Titel „Mozart und die Zauberkugel“ versuchten die Schüler, über die Zauberkugel mit dem Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart in Kontakt zu treten. Das traditionelle Festkonzert bot talentierten Solisten und Ensembles aus bayerischen Sing- und Musikschulen die Bühne, einen singenden und klingenden Querschnitt ihres Könnens darzubieten.
In gewohnter Weise verabschiedete Erding den Musikschultag mit „Musik in der Stadt“. Hierzu verwandelte sich die Innenstadt in eine Bühne für Musikschüler aus der Region und lud Passanten zum Zuhören und Verweilen ein.
DK
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