Aus den Kommunenzurück

(GZ-6-2022)
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► Region Regensburg:

 

Entwicklungskonzept erstellt

„Miteinander mehr erreichen“ – Leitprojekte fördern die Zusammenarbeit und stärken die Region

Der Verflechtungsraum aus Stadt Regensburg, dem Landkreis Regensburg und Umlandgemeinden benachbarter Landkreise steht vor zahlreichen Herausforderungen, die eine interkommunale Herangehensweise erfordern. Verkehrsströme, die Nachfrage nach Wohnbau- und Gewerbeflächen, der Einsatz regenerativer Energie, Erholungsräume, Angebote der Daseinsvorsorge und vieles mehr wirken so stark über kommunale Grenzen hinweg, dass isolierte Lösungen nicht zielführend sind. Durch ein gemeinsames Entwicklungskonzept nach dem Motto „Miteinander mehr erreichen“ – soll die gesamte Region gestärkt werden.

Sowohl Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer als auch die Landkreischefin Tanja Schweiger betonen deshalb die Chancen. „Es muss noch selbstverständlicher werden, Projekte über die Grenze der jeweiligen Gebietskörperschaft hinaus zu denken und die Belange des anderen Partners in die eigenen Überlegungen miteinzubeziehen“, motiviert Landrätin Tanja Schweiger alle Beteiligten. Die Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer betont, dass insbesondere durch die Krisen der jüngeren Vergangenheit es immer wichtiger wird, gemeinsam die Potentiale vor Ort zu bündeln und aufeinander abzustimmen, um so die Entwicklungsspielräume für die gesamte Region zu erweitern.

Erste Schritte

Um die Zusammenarbeit von Landkreis und Stadt hinsichtlich der Weiterentwicklung der Region auszubauen und die jeweiligen Planungsinstrumente aufeinander abzustimmen, regte die ARGE Lebens- und Wirtschaftsraum Regensburg in ihrer Sitzung vom 14. November 2018 eine gemeinsame Vorgehensweise an. Gremien von Stadt und Landkreis Regensburg beschlossen die Erarbeitung eines Entwicklungskonzepts, gefördert durch das Bayerische Staatministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie im Rahmen des Regionalmanagements. Im November 2019 erhielt das Büro B.A.U.M. Consult den Auftrag für Konzeption und Durchführung des Prozesses sowie die Ausarbeitung des Entwicklungskonzepts. Bereits im Januar 2020 startete das Vorhaben. Durch die Corona-Pandemie bedingt wurde es jedoch unterbrochen und erst ein Jahr später fortgesetzt.

Ziele des Konzepts

Ziele des Konzepts sind, eine regionale Identität zu stiften und Potenziale sowie Lösungsansätze für regionale Herausforderungen aufzudecken, die durch eine Zusammenarbeit der Kommunen besser zu meistern sind als für einzelne Gemeinden alleine. In der Folge soll eine dauerhafte, bessere Zusammenarbeit in der Region erreicht werden. Das gemeinsame Erarbeiten des Regionalen Entwicklungskonzepts und die gemeinsame Umsetzung der daraus hervorgegangenen Leitprojekte soll das Gemeinschaftsgefühl zwischen Landkreis, Stadt Regensburg und den benachbarten Kommunen stärken und zu einem regionalen Selbstverständnis weiterentwickeln.

Umfassende Beteiligung

Um das Entwicklungskonzept an den tatsächlichen Herausforderungen zu orientieren und ihm eine umfassende Akzeptanz zu verleihen, wurden sämtliche Prozessschritte unter breiter Einbindung von Politik, Verwaltung, Experten und Öffentlichkeit durchgeführt. Bürgerinnen und Bürger konnten sich z. B. bei zwei digitalen Beteiligungsrunden im Mai 2021 und Juni/Juli 2021 und bei Präsenzveranstaltungen, z. B. der Netzwerkaktion „Energie wird Natur“ im Donau-Einkaufszentrum einbringen.

15 Handlungsfelder – darunter Bürgerschaftliches Engagement, Nachhaltige Siedlungsentwicklung, Natur und Landschaft, Tourismus und Naherholung, Regionale Versorgung mit Produkten und Dienstleistungen, Klimaneutralität, Gesundheitliche Versorgung, Digitale Gesellschaft und Zukunftsfähiges Wirtschaften und Arbeiten – wurden einvernehmlich festgelegt. Aus diesen umfassenden Beteiligungen ließen sich Leitziele für die Region ableiten. Sie umfassen sowohl eine Vorstellung davon, wie die Region in Zukunft in den einzelnen Handlungsfeldern aussehen soll, als auch nötige Schritte, relevante Akteure und bereits vorhandene Strukturen, um diese Ziele zu erreichen. Für die Beteiligten soll das Konzept Rahmen und Wegweiser für die künftige Entwicklung sowie Hilfestellung bei der Abwägung von Zielkonflikten sein.

14 Leitprojekte

Final wurden insgesamt 14 Leitprojekte identifiziert, die in besonderem Maße dazu geeignet sind, zur Erreichung der Zielvorstellungen beizutragen:

1. Als ein alle Handlungsfelder übergreifendes und damit wichtiges Projekt ist die „Entwicklung und Einführung einer digitalen Agora zur Umsetzung des regionalen Entwicklungskonzepts“ anzusehen. Durch IT-Technologien können neue Formen des demokratischen Miteinanders, der Bürgerbeteiligung und des Dialogs entwickelt werden. Durch die Einrichtung einer gemeinsamen digitalen Plattform besteht die Möglichkeit, in wichtigen Angelegenheiten der Gesellschaft neue Formen des demokratischen Handels zu erproben. Zukunftsthemen können gemeinsam diskutiert und Akteure sowie die breite Bevölkerung für die Umsetzung aktiviert werden.

2. Spezieller ist das Projekt „Entwicklung eines Kommunikationsleitfadens für Verwaltungen“. Ob bei der Siedlungsentwicklung, Energie oder Mobilität – Handlungs- und Kooperationspotenziale finden sich in allen Bereichen. Was fehlt, ist ein Leitfaden für die interne, aber auch externe Kommunikation, so dass in Zukunft Stadt-, Landkreis- und Gemeindeverwaltungen sich noch enger und regelmäßiger austauschen sollen, um miteinander zielorientiert Lösungen zu entwickeln.

3. Klimaneutralität ist ein Ziel mit höchster Priorität. Das Projekt „Erstellung, Beschluss und Umsetzung eines Klimafahrplans“ soll die Region diesem Ziel näherbringen. Nur gemeinsam können Treibhausgase zügig reduziert und die Pariser Klimaziele erreicht werden. Beispielsweise kann der ländliche Raum vorrangig Flächen für erneuerbare Energieanlagen, die Stadt wiederum Nahwärmepotenziale bieten.

4. „Kooperative Siedlungs- und Landschaftsentwicklung“ zielt auf den Umgang mit der knappen Ressource Fläche ab. Hoher Entwicklungs- und Wachstumsdruck in der Region Regensburg können zur biologischen Verarmung führen oder in den Natur- und Wasserhaushalt eingreifen. Gemeinsam gilt es, den negativen Auswirkungen durch eine nachhaltige, soziale und ökonomische Siedlungsentwicklung zu begegnen.

Teilprojekte sind hier:

a) Erstellung und Umsetzung eines gemeindeübergreifenden Landschaftsentwicklungskonzepts
b) Kooperatives Management der Ausgleichsflächen für Eingriffe in Natur und Landschaft
c) Kooperatives und nachhaltiges Flächenmanagement

5. Im Bereich des Planens und Bauens wird die „Entwicklung und Nutzung eines Standardkatalogs für die Baulandentwicklung unter Nachhaltigkeitsaspekten“ vorgeschlagen. Ein Standardkatalog, der in einem interkommunalen, kooperativen Prozess erarbeitet wird, soll für die handelnden Akteure Orientierung und Hilfestellung bieten. Die untere Bauaufsichtsbehörde, das Stadtplanungsamt, die Energieagentur Regensburg und weitere Akteure können dabei informierend und beratend unterstützen.

6. Auch beim „Aufbau einer Plattform zur Förderung innovativer Nutzungskonzepte beim Leerstandsmanagement“ steht der sparsame Umgang mit Ressourcen im Vordergrund. Innen- vor Außenentwicklung, Umnutzungen und Nachnutzungen bei hoher Arbeits-, Aufenthalts- und Lebensqualität sind das Ziel, das es über eine entsprechende digitale Plattform zu erreichen gilt. Hier sind verschiedenste Akteure wie die Wirtschaftsförderungen, die Regionalmanagementinitiativen, die Kultur- und Kreativwirtschaft oder das Leerstandsmanagement der Regierung der Oberpfalz einzubinden.

7. Das „Umfassende Mobilitätskonzept für den Großraum Regensburg“ wird derzeit durch die Arbeitsgruppe „Konzept Mobilität im Raum Regensburg“, kurz KMRR, erarbeitet. Die Bearbeitung dieses Leitprojekts wurde parallel zur Erstellung des Entwicklungskonzepts begonnen. Die Koordination des Prozesses liegt bei der Regierung der Oberpfalz.

8. Als Spezialthema wurde der Bereich Berufsverkehr (Pendlerinnen und Pendler) aufgegriffen. Über das „Gruppenprojekt zum betrieblichen Mobilitätsmanagement“ sollen lokale Betriebe und Behörden vernetzt werden. Zudem wird das betriebliche Mobilitätsmanagement durch finanzielle und/oder beratende Leistungen unterstützt.

9. Im Rahmen des Leitprojekts „Beteiligungs- und Bildungskampagne zu Naturschutz, Gesundheit und Ernährung“ ist geplant, eine digitale Informationsplattform einzurichten. Diese kann von den Akteuren der Umweltbildung oder Gemeinschaftsgärten zur Präsentation ihrer Inhalte und Ideen genutzt werden. In praxisorientierten Bildungsformaten (z. B. Workshops) werden zudem Aspekte der Gartenarbeit, Ökologie, Psychologie, Ernährungswissenschaften, Gesundheitsforschung und politischer Bildung miteinander verzahnt. Einbringen können sich hier unterschiedlichste Stellen und Bereiche wie der Landschaftspflegeverband, die Gesundheits- und Bildungsregion, Imkerverband, Werkstätten für Menschen mit Behinderung etc.

10. Die „Erstellung und Umsetzung eines strategischen Gesamtkonzepts zur Entwicklung von Regionalversorgungsstrukturen“ dient dazu, moderne Versorgungs- und Vermarktungsstrukturen für Lebensmittel in der Region aufzubauen. Verbraucher sollen regionale Wertschöpfungsketten für Produkte und Dienstleistungen erkennen und wertschätzen. Die Zukunft – insbesondere von landwirtschaftlichen Betrieben – soll durch regionalen Absatz bis hin zur Agro-Photovoltaik unterstützt werden.

11. Im Rahmen des Projekts „Digitalforum zur Definition von Zukunftsbranchen und Digitalisierungspotenzialen (Smart Region)“ sollen Synergieeffekte genutzt werden, die durch die Erweiterung der Smart-City-Strategie der Stadt Regensburg auf die Gesamtregion (Smart Region) entstehen. Gemeinsam gedacht, geplant und gesteuert werden können dadurch Maßnahmen im Zuge einer digitalen Bildungs- und Arbeitsmarktstrategie oder bei der Entwicklung von Mobilitätsbedürfnissen. Auch der Vorstoß in neue Bereiche – z. B. die digitale Landwirtschaft oder Umweltschutzmaßnahmen wie Echtzeit-Umweltanalysen mithilfe von Sensoren – kann durch das kooperative Handeln nachhaltiger und umfassender gestaltet werden. Ein gemeinsames Vorgehen ermöglicht kompatible smarte Lösungen für die ganze Region. Nicht zuletzt können dadurch die Investitionskosten bei den Kommunalverwaltungen geteilt und die Ressourcen effizienter genutzt werden.

12. Ziel des Projekts „Entwicklung eines Leitfadens zur Steigerung der digitalen Grundkompetenzen und Grundausstattung in der Region“ ist die Verbesserung der – angesichts der fortschreitenden Digitalisierung – notwendigen Kompetenzen bei den weniger digital-affinen Personengruppen (z.B. Seniorinnen und Senioren). Die zielgruppengerechten Angebote sollten die Fähigkeit und die Bereitschaft aller Generationen und aller gesellschaftlichen Schichten zur Wahrnehmung digitaler Dienste erhöhen.

13. Die „Etablierung eines interkommunalen Zukunfts- und Kulturfestivals“ soll mit attraktiven und für mehrere Wochenenden hintereinander konzipierten kulturellen Angeboten die Menschen aus der Stadt auf das Land locken und den Erlebnisraum um die bislang weniger bekannte ländliche Kulisse erweitern. Dadurch wird auch die Wertschätzung ländlicher Räume gesteigert und der Dialog zwischen der Stadt- und Landgesellschaft gefördert. In Folge könnten ungenutzte Flächen auf dem Land (wieder-)belebt werden und als langfristige Freiluftveranstaltungsflächen zur Verfügung stehen.

14. „Gemeinsames Marketing der Region Regensburg“ bietet die Chance, die bereits etablierte Plattform des Stadtmarketings zur attraktiven Präsentation von Firmen, touristischen Attraktionen oder kulturellen Events auf die ganze Region Regensburg auszuweiten. Das gemeinsame, im Zeichen der nachhaltigen Entwicklung betriebene Marketing würde das Gemeinschaftsgefühl der Region stärken und mittel- bis langfristig gemeinsame Angebote von Stadt und Landkreis entstehen lassen.

Weiteres Vorgehen

Die Umsetzung der einzelnen Leitprojekte beginnt mit der durch die Projektpaten initiierten Bildung der Arbeitsgruppen und dem Aufbau einer Projektstruktur. Den Arbeitsgruppen gehören zahlreiche politische Mandatsträger aus den Kommunen sowie verschiedene Institutionen, Vereine, Initiativen aus den Bereichen Wirtschaft, Bildung, Gesundheit oder Umwelt etc. und Fachleute der Verwaltungen an.

 

 

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