Aus den Kommunenzurück

(GZ-8-2022)
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► Bürgerdialog im Landkreis Dachau:

 

Klimaschutz im Landkreis und in den Kommunen

Nach langer Veranstaltungspause öffnete der Bürgerdialog im Landkreis Dachau Ende März wieder seine Türen. Zu dem Thema Klimaschutz in Landkreis und Kommunen hörten Bürgerinnen und Bürger Fachvorträge und konnten sich in einer Podiumsdiskussion beteiligen.

Die Podiumsdiskussion zum Bürgerdialog. Bild: Landratsamt Dachau
Die Podiumsdiskussion zum Bürgerdialog. Bild: Landratsamt Dachau

Vor Ort sprachen zu den technischen Aspekten der Energiewirtschaft und des Klimawandels Prof. Dr.-Ing. Michael Sterner, Mitglied des Weltklimarates, sowie Dr. Christian Hofer, RD Bayerischer Landkreistag über die Möglichkeiten und Grenzen der Klima- und Energiewende im Landkreis. Anschließend diskutierten unter anderem Bundestagsabgeordnete Katrin Staffler, Prof. Dr. Michael Sterner, Dr. Christian Hofer, Marcel Fath, 1. Vorsitzender Dachau AGIL, und Dr. Herbert Grenbenc, ehemaliges BMW-Vorstandsmitglied, gemeinsam mit Landrat Stefan Löwl in einer Podiumsdiskussion.

Erstmalig fand die Veranstaltung wieder vor Ort in der Realschule in Dachau statt. Um auch Personen zu adressieren, die aufgrund der Vorsicht noch Menschenansammlungen meiden, bot die Wirtschaftsförderung im Landkreis Dachau auch eine online Teilnahme an. Insgesamt nahmen so 70 Bürgerinnen und Bürger teil.

Mehr Klima- als Kriegsflüchtlinge

Schon lange vor dem Krieg in der Ukraine geplant, brachte die aktuelle Situation eine weitere Brisanz in den Klimaschutz. „Die Erde hat Fieber und wir müssen das begrenzen“, leitete Professor für Energiespeicher und Energiesysteme an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg Michael Sterner seinen Vortrag ein. Er ist Mitautor des Weltklimaberichts des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC). „Der Temperaturanstieg in Dachau beträgt 2,7 Grad Celsius. Erdöl, Gas und Kohle kosten uns Kopf und Kragen. Es gibt mehr Klima- als Kriegsflüchtlinge. Wenn wir nicht handeln, müssen wir Bayern aufgeben und nach Skandinavien auswandern. Das ist keine Schwarzmalerei!“ Laut Sterner gilt es jetzt zu handeln und mit einfachen Mitteln gegen die Situation zu kämpfen:

Mit wärmerer Kleidung im Haus lasse sich die Heizung ein paar Grad zurückstellen und viel Energie sparen. Weniger Fleisch zu essen bringe mehr Anbauflächen für vegetarische Ernährung, was nach dem Ausfall von ukrainischem und russischem Getreide noch sehr wichtig werde. Auch ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen bringt neben größerer Sicherheit vor allem große Einsparungen. Zusätzlich thematisierte er auch die 10H-Regel für den Bau von Windrädern – wie bereits von Wirtschaftsminister Habeck gefordert plädiert auch Sterner für den Fall der Reglung in Bayern. Denn Bayern sei einer der größten Importeure von russischer Energie. Wasserkraft bringe in Bayern nur langfristig eine zielführende Lösung. Stand heute ersetzt ein Hektar Freiflächenphotovoltaik 40 Hektar Maisanbau für Biogasanlagen. Photovoltaik (PV) lohne sich auch für Hausbesitzer. Erneuerbare Energien seien drei- bis viermal günstiger als fossile.

Einschränkungen müssen fallen

Auch Dr. Christian Hofer vom Bayerischen Landkreistag unterstütze die Aussagen des Vorredners. Einschränkungen im Kommunalrecht müssten zeitnah zugunsten des Klimaschutz und -wandels fallen. Klimaschutz und Energiesicherheit sind ein Grundrecht! Vor allem müssen Engpässe beim Anschluss von Energieerzeugungsanlagen ans Stromnetz weichen. Gefordert sind hier alle politischen Instanzen, von der EU bis hin zu kommunalen Entscheidungsträger.

In der anschließenden Podiumsdiskussion brachten Bürgerinnen und Bürger ihre persönlichen Erfahrungen ein. So erzählte Heinrich Bömeke, wie es ihm in einer finanziellen Notsituation gelungen ist, ganz viel Energie zu sparen. Zahlreiche Hindernisse beim Klimaschutz kamen ebenfalls zur Sprache. Das sind zum Beispiel Verbote von PV-Anlagen wegen Denkmalschutz sowie lange Bearbeitungszeiten der Energieversorger bei Anfragen und Anträgen. Der Preisträger des Energiepreises 2021 des Landkreises Dachau, Wilhelm Kirchsteiner, führte auch die fehlenden Handwerker an, die die Projekte umsetzten könnten. Hier seien Veränderungen in der Bildungspolitik nötig. Die Diskussion zeigte einmal mehr, zum Klimaschutz sind alle nötig: die Politik muss die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen und Unternehmen, Bürger, und Bürgerinnen müssen sich aktiv einbringen.

 

 

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