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(GZ-9-2023)
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► Veitshöchheimer Landespflegetage 2023:

 

Grün als Lösung

 

„Zukunft braucht Vielfalt“ lautete das Motto der 55. Landespflegetage, die vom Verband Ehemaliger Veitshöchheimer e.V., dem Verband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Bayern e.V. und der Bayer. Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau - Institut für Stadtgrün und Landschaftsbau in Veitshöchheim durchgeführt wurden.  Nahezu 600 Besucher folgten der Einladung in die Mainfranken-Säle. Während der Veranstaltung präsentierten 60 Aussteller Stoffe, Bauweisen und Informationen für viele Bereiche des Landschaftsbaus.

Wie der Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Andreas Maier, eingangs betonte, werde am Standort Veitshöchheim bereits seit mehr als 20 Jahren zur Biodiversität und deren Erhaltung in Zeiten des Klimawandels geforscht. Für den Verband Garten,- Landschafts- und Sportplatzbau Bayern e. V. erwähnte dessen Präsident Gerhard Zäh in seinem Grußwort die jüngst vereinbarte Kooperation des Branchen- und Unternehmerverbandes mit dem Landesbund für Vogelschutz. Der Naturschutzverband empfiehlt seitdem bei entsprechenden Anfragen diejenigen GaLaBau-Unternehmen, deren Fachpersonal sich speziell für die Gestaltung vogelfreundlicher Gärten weitergebildet hat.

Wie Lutze von Wurmb, Präsident des Bundesverbands Garten,- Landschafts- und Sportplatzbau e. V., darlegte, sei es sein Ziel, die enorme und unverzichtbare Kompetenz der Branche für die Schaffung einer Klimaresilienz im Bewusstsein der Entscheidungsträger und der Bevölkerung zu verankern. „Sogar für den Nachwuchs ist es ein entscheidender Aspekt bei der Berufswahl, aktiv gegen den Klimawandel angehen zu können“, machte von Wurmb deutlich.

Auch bei den von Florian Demling bearbeiteten „Urban Gardening“-Projekten spielt die Beteiligung der Öffentlichkeit eine entscheidende Rolle. „Der GaLaBau braucht sich bei der Umsetzung derartiger Initiativen nicht allein auf die Ausführung der baulichen Maßnahmen zu beschränken“, hob der Gartenbauingenieur hervor. Er empfahl, bereits bestehende örtliche Gruppierungen einzubeziehen, ein professionelles Kommunikationskonzept zu erstellen und große Sorgfalt auf die Standortauswahl zu legen.

In die Rolle eines beratungsbedürftigen Bürgermeisters schlüpfte Institutsleiter Jürgen Eppel, der sich wegen der starken Erwärmung seines neu gebauten Sitzungssaales die Ratschläge von LWG-Mitarbeiter Dr. Claus Prinz erläutern ließ. In plakativen Simulationen verwandelten sich das puristisch gestaltete Rathaus und der triste Vorplatz in eine üppig begrünte und mit allen Möglichkeiten der Klimamäßigung ausgestattete Oase. Ab 17. Mai können viele dieser Vorschläge im „Klimawandel-Garten“ am Bayerischen Landwirtschaftsministerium in München besichtigt werden. Dort geben 28 Ausstellungsobjekte zu 14 unterschiedlichen Themenbereichen beispielhaft Anregungen für die Bauwerksbegrünung, Flächenentsiegelung, Regenwasserbewirtschaftung und eine Pflanzenverwendung, die dem Klimawandel trotzt.

Noch wenig bekannt sind die von Dr. Jennifer Schulz vorgestellten urbanen Waldgärten. Durch die Kombination von z.B. Obstbäumen, Beerensträuchern und krautigen Gemüsekulturen kann eine Fläche in mehreren Ebenen genutzt werden, was nicht nur pflanzenbaulich eine enorme Herausforderung darstellt. Wie neben der Nahrungsmittelerzeugung hierbei auch stadtklimatische, soziale und bildungspolitische Ziele verfolgt werden können, wird von der Landschaftsplanerin als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Potsdam erforscht.

Mediterran gestaltete Gärten entwickeln sich zu einem Trend, mit dem man auf die zunehmende Trockenheit reagieren will. Allerdings warnte Maria Sansoni (Die Königsgütler GmbH, Au in der Hallertau) davor, einfach die Bepflanzung aus den südlichen Ländern zu kopieren. Trotz des Klimawandels seien vereinzelte Tiefsttemperaturen unter -20 °C oder Spätfröste weiterhin möglich und für zahlreiche südländische Arten wie Hanfpalme, Oleander oder Olive tödlich. Die Empfehlungsliste der Gartenbauingenieurin enthält darum viele robuste Pflanzenarten, die das südländische Flair mit ausreichender Winterhärte kombinieren.

Keinem aufmerksamen Beobachter bleibt verborgen, wie nachlässig auf vielen Baustellen mit den vorhandenen Bäumen umgegangen wird. Prof. Dr. Dirk Dujesiefken vom Institut für Baumpflege in Hamburg versuchte die Tagungsgäste für den richtigen Baumschutz zu sensibilisieren, denn die Umweltleistungen eines alten Baumes sind selbst durch 100 Neupflanzungen oft nicht vollständig zu ersetzen. Dabei kündigte er auch die neu erscheinenden Richtlinien zum Schutz von Bäumen bei Baumaßnahmen (R SBB) als Nachfolgeregelung zur RAS-LP 4 an.

Auswirkungen des Blütenangebots auf Insekten

Blühflächen im Siedlungsbereich unterliegen wegen des Stadtklimas speziellen Standortbedingungen, unter denen nichtheimische Arten sich anders entwickeln als gebietseigene bzw. heimische Arten. Ob sich Unterschiede in der Art und Dauer des Blütenangebots auf das Insektenvorkommen auswirken, hatte Dr. Elena Krimmer (LWG) in den vergangenen beiden Jahren anhand von neun Probeflächen in Würzburg untersucht. „Durch die Kombination heimischer und ausgewählter nichtheimischer Arten lassen sich ausbalancierte, artenreiche und lange blühende Mischungen erzeugen“, lautete die Empfehlung der Biologin.

Versuchsergebnisse zur Wirkung einer Bauwerksbegrünung auf die Biodiversität der Insektenfauna präsentierte Dr. Leoni Mack (LWG). „Da viele der gefährdeten Wildbienen nur einen geringen Aktionsradius besitzen, sollten Nisthilfen direkt in die Gebäudebegrünung integriert werden“, betonte die Biologin. Dabei haben sich Holzblöcke mit Bohrlöchern oder Pakete aus Stroh- bzw. Papierhalmen besonders bewährt, wobei es an den Fassaden besonders wichtig ist, diese vor eindringendem Regen zu schützen. Beim Projekt „U-Green“ in Zusammenarbeit mit dem Center for Applied Energy Research (CAE) will Dr. Naja Stingl-Sinn (LWG) die Wirkung auf das Gebäudeklima über Kennwerte so quantifizieren, dass Gebäudeplaner diese aus einer Datenbank abrufbaren Zahlen für ihre Energiebilanzierungen nutzen können.

DK

 

 

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