(GZ-10-2023) |
► Pastoralbesuch im Dekanat Deggendorf-Viechtach: |
Bischof trifft Landräte und Bürgermeister |
Ein straffes Programm erwartete Bischof Rudolf Voderholzer auch am zweiten Tag seines Pastoralbesuches im Dekanat Deggendorf-Viechtach. Nach dem Besuch in Arnbruck, im „Glasdorf Weinfurtner“ stand am Nachmittag die Begegnung mit Kommunalpolitikern aus dem gesamten Dekanat im Kloster Metten auf dem Programm. Begleitet von Regionaldekan Johannes Hofmann, Dekan Josef K. Geismar und Prodekan Tobias Magerl stellte sich der Bischof den Fragen und Anliegen von Bürgermeistern und Landräten aus dem „Arber-Isar-Dekanat“.
Politiker-Treffen mit Bischof in Kloster Metten. Bild: LRA Regen
Begrüßt wurden alle vom Hausherrn des Kloster Metten, Abt Wolfgang Maria Hagl. Gefolgt waren der Einladung zum gemeinsamen Austausch Landrat Bernd Sibler aus Deggendorf, stellvertretender Landrat Helmut Plenk aus Regen, Oberbürgermeister Dr. Christian Moser aus Deggendorf, sowie die Bürgermeister oder Stellvertreter aus Ruhmannsfelden, Metten, Bernried, Otzing, Offenberg, Achslach, Gotteszell, Viechtach, Stephansposching, Grafling, Bodenmais, Teisnach, Geiersthal und Patersdorf. In einer Gesprächsrunde brachten die Anwesenden vieles vor, was ihnen auf dem Herzen liegt. So wurde durchwegs von einer guten Zusammenarbeit zwischen der örtlichen Kommunalpolitik und den Seelsorgern vor Ort berichtet. Augenzwinkernd wurde auf „Don Camillo und Peppone“ verwiesen und dem Bischof gedankt, dass er sich für die Kommunalpolitik interessiert und dieses Treffen ermöglicht hat.
Die Kirche soll im Dorf bleiben
Sorgen bereitet hingegen der geplante Pastoralplan 2034. Als Beispiel wurde die geplante Pfarreiengemeinschaft/Seelsorgeeinheit von Prodekan Tobias Magerl genannt, der ab September 2023 für sechs vormals selbständige Pfarreien samt Filialkirchen Verantwortung tragen wird. „Tobias Magerl ist ein sehr offener Priester, der den Menschen auf Augenhöhe begegnet“, so die Worte der betroffenen Bürgermeister. Die Sorge ist, dass der Priester überlastet und dadurch krank wird. Auch möchte man, dass „die Kirche im Dorf bleibt“, dass Feste als Ausdruck der Lebens- und Glaubensfreude der Gläubigen weiterhin gefeiert werden können. Bischof Rudolf zeigte großes Verständnis für diese Sorgen und erklärte, dass speziell im Bereich von Teisnach der geplante Pastoralplan 2034 durch Pfarrerpensionierungen bereits jetzt zum Tragen komme. Ein Pilotprojekt für die Diözese Regensburg. Er versprach, dass Pfarrer Tobias Magerl und später auch anderen „großen Pfarreiengemeinschaften“ pastorale Mitarbeiter zur Seite gestellt werden. „Im Moment sind wir in einer Phase des Hörens und Sammelns“ so der Bischof. Alles sei im Planungsstadium: Entwürfe wurden gemacht, die Dekane erhielten diese zur Ansicht und können sich nun mit den Pfarrern besprechen, auch Änderungsvorschläge machen. „Oft wird die pastorale Klugheit des Pfarrers gefragt sein“, betonte der Bischof. Warum solle beispielsweise das Fronleichnamsfest nicht reihum jedes Jahr in den Pfarreien gefeiert werden. Man könne sich doch für ein Fest auch mal innerhalb der Pfarreiengemeinschaft bewegen: sich gegenseitig besuchen, teilnehmen, mitfeiern.
Ganz wichtig war Bischof Rudolf, dass Unterstützung notwendig ist für die Pfarrer. „In unserer Diözese soll der Pastoralplan 2034 anlassbezogen umgesetzt werden, also wenn es Ruhestandsversetzungen oder dergleichen gibt. „Dann soll ein Plan in der Schublade sein.“ Bischof Rudolf erklärte, dass die ganze Entwicklung gangbar sei und niemand alleine gelassen wird. So gebe es Pfarrvikare, Gemeinde- und Pastoralreferenten, aber auch Koordinatoren und Pfarreimanager, die vor allem bei den bürokratischen Arbeiten unterstützen werden und unterstützen können. Dies betraf auch weitere Anliegen der Bürgermeister bezüglich Kindergärten oder Friedhöfen in kirchlicher Trägerschaft.
Kindergärten als brisantes Thema
„Das Thema Kindergarten ist eines der belastensten Themen derzeit“, so der Tenor. Hier verwies Bischof Rudolf auf die Möglichkeit, dass Kindergärten oder Altenheime an die Caritas zur Verwaltung abgegeben werden könnten. Auch ein neues Trägerschaftsmodell werde derzeit durchdacht. Bezüglich der Finanzierung, anstehenden Renovierungsarbeiten und Aussagen wie „die Bürokratiehürden sind schrecklich in der Diözese“ oder die Klärung von Zuschussmöglichkeiten bei kirchlichen Friedhöfen, versprach Bischof Rudolf Gespräche mit den zuständigen Abteilungen zu führen. Eine weitere Bitte der Bürgermeister war, die gemeindlichen Grenzen bei den pfarrlichen Zusammenlegungen zu berücksichtigen.
Wandel bei Beerdigungen
Ein weiterer Sorgenpunkt betraf „die Zeit nach Corona“. Man merke, dass vieles zurückgegangen sei – feierliche Gottesdienste, kleine oder Beerdigungen „in aller Stille“, weniger Gottesdienstbesucher und verschiedenes mehr. Einig war man sich, dass Corona im pfarrlichen, im kirchlichen aber auch im gesellschaftlichen Leben tiefe Wunden geschlagen hat. Gleichzeitig finde derzeit aber gerade im Bereich der Beerdigungen ein unglaublicher Kulturwandel statt. Wie die Pfarrer berichteten, kämen die meisten trauernden Angehörigen bereits mit einer klaren Vorstellung: „So will ich es“ oder „So hat es sich der Verstorbene gewünscht“. Bischof Rudolf drückte seine Hoffnung aus, dass hier das persönliche Gespräch, die persönliche Begleitung zumindest teilweise zu einem Umdenken animiert. Corona habe vor allem auch die Chöre stark getroffen und nun zeige sich: wer kreativ war in dieser schwierigen Zeit, dem falle nun auch das Aufstehen wieder leichter. Gelobt wurde allgemein das gute Miteinander von kirchlicher und kommunaler Gemeinde.
Jeder Kirchenaustritt tut weh
Nicht unerwähnt blieb bei den Bürgermeistern der gesellschaftliche Trend zum Kirchenaustritt. Häufig höre man den „kirchlichen Missbrauch“ als Beweggrund, aber auch Einsparungen bei den Kirchensteuerabzügen auf dem Lohnzettel. „Das Vertrauen in die Kirche wurde stark geschwächt“, so Bischof Rudolf, der immer wieder neu nur sein tiefes Bedauern und Entsetzen ausdrücken kann. Er betonte jedoch, dass die Hausaufgaben in Regensburg gemacht wurden. Die vermehrten Kirchenaustritte stehen meist im zeitlichen Zusammenhang mit neuen, schrecklichen Schlagzeilen und Meldungen. „Es ist eine Not. Wir tun das uns Mögliche und wir mussten viel lernen!“ resümierte Bischof Rudolf. Dekan Josef Geismar berichtete, dass er jedem Katholiken in seinem Zuständigkeitsbereich, der ausgetreten sei, einen persönlichen Brief schreibe. Hier erfahre er aber so gut wie keine Resonanz. Er sprach von einem Entfremdungsprozess oder bei ganz jungen Menschen von einem „nie gefühlten, nie erlebten Beheimatungsprozess“. Zum Thema Kirchensteuer führte Bischof Rudolf an, dass es noch viel mehr bekannt gemacht werden müsse, für was die Kirchensteuer alles verwendet wird. Diskussionspunkt waren dann auch die immer lauter werdenden Rufe nach einer möglichen Abschaffung der Kirchensteuer, wobei die mehrheitliche Meinung aus dem Kreis der Versammelten war, dass sich dies der Staat gar nicht leisten kann, da bisherige hohe Zahlungen aus Kirchensteuergeldern dann auf den Staat zukommen, zurückfallen würden.
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