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(GZ-19-2023 - 12. Oktober)
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► Verleihung des niederbayerischen Integrationspreises:

 

Lebendige Werte der Gesellschaft

 

„Mit der Verleihung des Niederbayerischen Integrationspreises möchten wir ein Zeichen setzen, dass es in Niederbayern Menschen gibt, die durch ihre Arbeit die Werte unserer Gesellschaft lebendig werden lassen und damit wesentlich den Zusammenhalt stärken“, betonte Regierungsvizepräsidentin Monika Linseisen anlässlich der Preisverleihung in der Regierung von Niederbayern.

V.l.: Regierungsvizepräsidentin Monika Linseisen, die vier Geehrten Reiner Dietl, Kathrin Glasschröder, Monika Wölfl und Nelli Estina sowie Bezirkstagsvizepräsident Dr. Thomas Pröckl und die Integrationsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, Gudrun Brendel-Fischer. Bild: Regierung von Niederbayern
V.l.: Regierungsvizepräsidentin Monika Linseisen, die vier Geehrten Reiner Dietl, Kathrin Glasschröder, Monika Wölfl und Nelli Estina sowie Bezirkstagsvizepräsident Dr. Thomas Pröckl und die Integrationsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, Gudrun Brendel-Fischer. Bild: Regierung von Niederbayern

In Landshut ist der Niederbayerische Integrationspreis 2023 verliehen worden. Gemeinsam mit der Integrationsbeauftragten der Bayerischen Staatsregierung, Gudrun Brendel-Fischer, würdigte Regierungsvizepräsidentin Monika Linseisen vier herausragende Projekte und Einzelpersonen, die Integration selbst erfolgreich vorleben und die die Integration von Bürgerinnen und Bürgern mit Migrationshintergrund in Niederbayern in vorbildlicher Weise unterstützen. Die Geehrten dürfen sich über ein Preisgeld in Höhe von jeweils 1.500 Euro freuen.

Die Geehrten

Mit dem Niederbayerischen Integrationspreis ausgezeichnet wurden Reiner Dietl – „Großes Herz“ (Landkreis Straubing-Bogen, Elisabethszell), Kathrin Glasschröder – Koliiibri e.V. (Stadt Deggendorf), Monika Wölfl – „Willkommenskultur erleben“ (Landkreis Regen, Bodenmais) und Nelli Estina – Anlaufstelle für Migration und Soziales (Landkreis Passau, Bad Füssing und Kirchham).

Als 2015 viele Menschen nach Deutschland flohen, hat Bäckermeister Reiner Dietl nicht tatenlos zugesehen, sondern sich für diese Menschen eingesetzt. Besonders nahm er sich eines damals 17-jährigen Afghanen an und unterstützte ihn dabei, Schule und Ausbildung zum Bäcker in Dietls Betrieb erfolgreich abzuschließen. Die Verbindung zwischen den beiden wurde so stark, dass der junge Flüchtling adoptiert wurde. Mittlerweile ist Dietls Sohn in den familiären Bäcker-Betrieb miteingestiegen.

Ausbildungsplatz mit Zukunft

Auch als der Krieg in der Ukraine ausbrach, hat Dietl nicht tatenlos zugesehen, sondern sich auf den Weg ins Kriegsgebiet gemacht, um vor Ort zu helfen. Hier begegnete ihm ein 18-Jähriger, den er als Pflegekind bei sich aufnahm und auch ihm die Möglichkeit bot, in seinem Betrieb eine Ausbildung zum Bürokaufmann zu machen und anschließend mit in den Bäckerei-Betrieb einzusteigen. Im April dieses Jahres wurde schließlich ein bei einem erneuten Hilfskonvoi in die Ukraine ein 19-Jähriger mitgenommen, der nun auch ein Zuhause bei Reiner Dietl gefunden hat.

Nur wenige Wochen nach dem Beginn des schrecklichen Ukraine-Krieges hat Kathrin Glasschröder im Mai 2022 mit Ihren Mitstreitern den Verein Koliiibri e.V. aus der Taufe gehoben. In der Kulturmühle in Deggendorf entstand ein Ort der Begegnung, des Austauschs und des Miteinanders. Die Geflüchteten aus der Ukraine finden dort nicht nur Unterstützung bei Behördengängen und der Wohnungssuche, sondern ein vielfältiges Angebot, das vom Kinderballett über Chor und Yoga bis hin zur Kinderbetreuung reicht. Vor allem aber ist die Kulturmühle für die Menschen aus der Ukraine ein Ort, an dem ihre Heimat lebendig werden kann und darf. Der Verein Koliiibri e.V. schlägt so Brücken zwischen unterschiedlichen Kulturen, zwischen unterschiedlichen Welten. Und obwohl der Verein noch so jung ist, wächst er schon zu einer festen Institution in der Stadtgesellschaft heran.

Geflüchteten aus der Ukraine zu helfen, hat sich Nelli Estina mit Ihrem Team zur Aufgabe gemacht, als sie im Februar 2022 die ehrenamtliche Anlaufstelle für Migration und Soziales in Bad Füssing und Kirchham ins Leben rief. Als „Muttersprachlerin“ gelingt es ihr, gemeinsam mit ihren Kolleginnen den Geflüchteten ein Stück Vertrautheit und Orientierung in einem fremden Land zu geben. Nicht nur die Geflüchteten schätzen Estinas Arbeit sehr, sondern auch Behörden und Institutionen. Durch die fachlich hervorragende Begleitung der Geflüchteten können Anträge deutlich schneller bearbeitet werden. Und damit kann auch die Integration (in den Arbeitsmarkt) deutlich schneller beginnen. Mit der Anlaufstelle für Migration und Soziales wurde ein Ort geschaffen, an dem Geflüchtete Unterstützung, Empathie und Solidarität erfahren. Gleichzeitig sorgen die vielen Freizeitaktivitäten und kulturellen Angebote für zahlreiche Begegnungsmöglichkeiten. Einheimische und Geflüchtete können sich so leichter kennenlernen.

Ehemalige Geflüchtete wirken ehrenamtlich mit

Der Name des Projekts „Willkommenskultur erleben“ ist Programm. Seit Oktober 2018 heißt Monika Wölfl mit ihrem Team Geflüchtete, insbesondere Familien mit Kindern, in Bodenmais willkommen. Sie hilft den Geflüchteten unter anderem bei Behördengängen, organisiert kulturelle Veranstaltungen sowie Freizeitangebote, Sprachkurse und eine eigene Kinderbetreuung, damit auch Mütter die Chance haben, Sprachkurse besuchen zu können. Dass Wölfls Projekt Früchte trägt, wird zum einen darin deutlich, dass mittlerweile ehemalige Geflüchtete selbst ehrenamtlich im Projekt mitwirken oder als Sprach- und Kulturmittler für den Integrationslotsen im Landratsamt Regen tätig sind. Zum anderen ist in Bodenmais immer wieder zu hören, „unsere Bodenmaiser Syrer sind jetzt syrische Bodenmaiser“.

Anstrengungsbereitschaft und Ausdauer ist erforderlich

Integrationsbeauftragte Gudrun Brendel-Fischer sagte anerkennend: „Die ausgezeichneten Projekte in Niederbayern zeigen jedes Jahr aufs Neue, welch große Anstrengungsbereitschaft und Ausdauer von Zugewanderten und ehrenamtlichen Helferkreisen erforderlich ist, um Integrationsprozesse erfolgreich zu gestalten und wie wichtig eine gute Zusammenarbeit mit Behörden und Trägern ist.“

Regierungsvizepräsidentin Monika Linseisen bekräftigte: „Damit Integration gelingt, braucht es Menschen wie Sie, die das Miteinander leben. Denn Integration ist der Schlüssel für ein gutes Zusammenleben und erfordert auf beiden Seiten Offenheit. Gelingt Integration, dann gewinnen beide Seiten. Mit Ihren Projekten, mit Ihrem herausragenden Einsatz für die Gesellschaft leisten Sie vorbildhafte Integrationsarbeit. Bitte bleiben Sie weiter so engagiert! Niederbayern braucht Sie!“

DK

 

 

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