Aus den Kommunenzurück

(GZ-21-2023 - 9. November)
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► Acht Initiativen ausgezeichnet:

 

Oberbayerischer Integrationspreis für Vorzeigeinitiativen

 

Gemeinsam mit der Integrationsbeauftragten der Bayerischen Staatsregierung, Gudrun Brendel-Fischer, haben Regierungspräsident Dr. Konrad Schober und Regierungsvizepräsidentin Sabine Kahle-Sander die diesjährigen Integrationspreise für den Regierungsbezirk Oberbayern verliehen. Mit Geldpreisen in Höhe von jeweils 750 Euro wurden insgesamt acht Initiativen aus Altötting, Freising, Kaufering, Prien am Chiemsee, Tegernsee und der Landeshauptstadt München ausgezeichnet.

Mit ihrem Malereiprojekt „Parkbänke“ sowie einem Umweltprojekt siegte die Altöttingerin Irmgard Harlander. Beide Aktionen bieten einerseits Migranten und Migrantinnen Integration und Teilhabe, anderseits leisten sie einen Beitrag, die unmittelbare Umgebung zu verschönern. So entstand die Idee für das Malereiprojekt aus der Situation, dass eine ehrenamtliche Helferin und ein geflüchteter Mann gemeinsam auf einer Parkbank saßen, die bereits sehr abgenutzt war. Da kam in dem Geflüchteten der Wunsch auf, diese als Dank für seine Aufnahme in Deutschland durch Bemalung gestalterisch aufzuwerten. Dem Beispiel folgten weitere: Mittlerweile wurden bereits zwölf Parkbänke gestaltet – ein Do-it-Yourself für Menschen, die gerne handwerklich arbeiten.

Die Idee für ein Umweltprojekt entstand im Deutschunterricht im Zusammenhang mit dem Thema Abfall. Die Gruppe vereinbarte, dass jede Familie ihre Straße bzw. ihren Gehsteig oder Garten von Abfall befreit. Alle Gruppenmitglieder haben diese Vereinbarung ernst genommen und sich an der Aktion beteiligt. Die Altöttinger Bevölkerung profitiert somit vom Projekt in Form von Orten zum Wohlfühlen und kann sowohl die farbenprächtigen Parkbänke als auch die schöne, aufgeräumte Umgebung genießen.

Tolerantes Miteinander

Der Verein der Togoer in Freising, kurz A.T.F. e.V., setzt sich in vielfältiger Weise für die Verständigung zwischen den Einheimischen und den Freisinger Togoern ein. Seit 2008 wird alljährlich ein Afrikafest organisiert. Hier werden Afrikas kulturelle, sportliche und kulinarische Seiten gezeigt und auf diese Weise ein tolerantes Miteinander aller Menschen der Stadt Freising und des Landkreises gefördert. Der Verein ist in Freising mit Behörden, Parteien, Polizei, Kulturorganisationen und Unternehmen vielfältig vernetzt. Ein Großteil der Vereinsmitglieder lebt seit vielen Jahren gut integriert in der Domstadt.

Bereits zum dritten Mal findet im Lechtalbad in Kaufering ein Schwimmkurs für Frauen und Mädchen mit Migrationshintergrund statt. Das Angebot ist ein Kooperationsprojekt eines weiteren Preisträgers, nämlich des Evangelischen Gemeindevereins Kaufering e.V. in Zusammenarbeit mit der Schwimmschule „Fit-im-Wasser“ aus Scheuring. Die Nachfrage ist groß, die Wartelisten entsprechend lang. Die Teilnehmerinnen oder deren Herkunftsfamilien kommen u. a. aus Afghanistan, Eritrea, Kongo, Nigeria, Syrien, Türkei, Sansibar und Tansania. Ehrenamtliche fahren die Frauen und Mädchen aus oft entlegeneren Orten zum Schwimmkurs und bringen sie wieder nach Hause. Dank des Kurses entwickeln die Frauen, die oftmals traumatische Erfahrungen im Meer erlebt haben, wachsendes Selbstvertrauen.

Dauerhafte Integration

Das Projekt „Ausbilden statt aufgeben“ von avanta lettershop – avanta München e. V. ermöglicht Migrantinnen und benachteiligten Frauen eine betriebliche Umschulung zur „Kauffrau für Büromanagement“. Der kaufmännische Berufsabschluss bietet den Teilnehmerinnen die Chance auf eine dauerhafte Integration in den Arbeitsmarkt. Die Umschulung dauert insgesamt zwei Jahre und ist in Teilzeit möglich. Die Teilnehmerinnen besuchen zwei Tage in der Woche die Berufsschule, nehmen an der fachpraktischen Ausbildung im avanta Lettershop teil und werden berufspädagogisch begleitet. Die Umschulung endet mit einer schriftlichen und mündlichen Prüfung vor der IHK München. Die Kunden des avanta Lettershops sind vielfältig und reichen von sozialen Einrichtungen, Druckereien und Verlagen über Marketingagenturen, Unternehmensberatungen und Fitnessstudios bis hin zu Einrichtungen aus Politik und Kultur.

Beyond Color ist eine Münchner Gruppe von Personen, die sich selbst als People of Color (POC) LGBTQIA+ mit Erfahrungen von Rassismus, Diskriminierung und Migration identifizieren. Sie engagiert sich in Anti-Diskriminierungs-, Anti-Gewalt- und Empowerment-Arbeit. Die Projektmitglieder halten Workshops, Gesprächsrunden und Vorträge, veranstalten Partys, Performances, Kunstausstellungen sowie Tagungen in München und Europa und organisieren den Austausch mit ihren Herkunftsländern.

Der Nachbarschaftstreff Perlacher Herz ermöglicht Begegnungen zwischen Menschen aus München-Neuperlach und wirkt so der Vereinsamung entgegen. Besucher der Einrichtung werden ermutigt, eigene soziale Netzwerke im Alltag zu gründen, ihr Leben autonom zu gestalten und sich selbst zu strukturieren. Die Angebotspalette ist breit gefächert und reicht vom Frauenfrühstück, Café und Kochen über Hip-Hop, Lernprojekte und Werkstatt bis hin zu tiergestützter sozialer Arbeit. Das „Perlacher Herz“ wird von den Bewohnern des Stadtteils im Münchner Südosten sehr gut angenommen. Für viele ist die Sozialeinrichtung zu einer Familie geworden, in der Akzeptanz und Wertschätzung gelebt werden.

AllKids Prien ist ein Nachhilfeprogramm für Priener Schülerinnen und Schüler, das sich besonders für sozial benachteiligte und geflüchtete Kinder sowie Kinder von Alleinerziehenden einsetzt. Nachhilfe erteilen neben Priener Schülern aus weiterführenden Schulen auch engagierte Bürger, Gemeinderatsmitglieder, Rentner und pensionierte Lehrkräfte. Die Nachhilfelehrkräfte werden über Spenden vergütet und erhalten ein Honorar von 15 Euro pro Nachhilfestunde. Für die Eltern ist die Nachhilfe kostenlos. Das Projekt finanziert sich ausschließlich über Spenden und Fundraising-Aktionen.

Cricket in Tegernsee gibt es bereits seit 1992. Ab 2014 änderte sich die Spielerstruktur, als zum Verein Geflüchtete aus Afghanistan stießen, wo Cricket als Volkssport gilt. Seitdem sind neben afghanischen Geflüchteten auch viele IT-Experten aus Indien, Pakistan und Bangladesch dazu gekommen. Engagierte Mitglieder des Turnvereins Tegernsee 1888 gewannen Sponsoren und Freiwillige, schufen eine Möglichkeit für erste Wintertrainings, beschafften Ausrüstung, erneuerten die Cricket-Außenanlage, verzichteten auf Vereinsbeiträge, übernahmen die Fahrtkosten zu Bundesligaspielen und sprachen die Geflüchteten gezielt an. Durch das Netzwerk innerhalb des Vereins haben die Spieler Jobs und Ausbildungsplätze im Tegernseer Tal gefunden. Der Verein hat die Bürger in der Region zu Showtrainings und Wettkämpfen eingeladen. Dies führte auch dazu, dass zahlreiche Spenden generiert werden konnten.

DK

 

 

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