Aus den Kommunenzurück

(GZ-20-2016)
Aus den Kommunen
► Wiederbelebung des Marktplatzes:
 
Neue Blicke auf die Wallenfelser Ortsmitte

 

20 Architekten machen Entwürfe zur Neugestaltung des Markplatzes

Fünf Teams aus Architekten und Landschaftsplanern beschäftigten sich im Rahmen einer Mehrfachbeauftragung mit der Neugestaltung des Marktplatzes. Die Bürger waren bei der dreitägigen Planungswerkstatt im Kulturzentrum eng in den Prozess eingebunden. Zahlreiche Wallenfelser nahmen die Einladung zur Mitarbeit an und schauten den Architekten nicht nur über die Schulter, sondern brachten sich mit eignen Ideen in die Planungen ein.

20 2016 NeueBlicke

Bürgermeister Jens Korn (links) lud insgesamt 20 Architekten und Landschaftplaner nach Wallenfels ein, um an der Neuordnung der Ortsmitte zu arbeiten. RED

Bei der Präsentation der Entwürfe im Foyer des „Kultis“ war das Interesse so groß, dass die Plätze nicht ausreichten. Erster Bürgermeister Jens Korn machte in seiner Begrüßung deutlich, wie wichtig die Wiederbelebung des Marktplatzes für die Flößerstadt ist: „Mit diesem zentralen Projekt der Stadtsanierung werden wir das Bild unseres Ortes auf Jahrzehnte prägen.“ Bewusst hätten sich Stadtrat und Regierung für eine sogenannte Mehrfachbeauftragung entschieden. „Bei diesem Verfahren können wir die Bürger von Anfang an einbinden“, so Korn. Angesichts der vielen Besucher der „Offene Planwerkstatt“ am Freitag und der Abschlusspräsentation am Samstag war sein Urteil klar: „Das Verfahren ist schon jetzt ein Erfolg.“

Prof. Gerd Aufmkolk vom Nürnberger Büro wgf betreut die Mehrfachbeauftragung. Er betonte die Leistung der Architekten und Landschaftsplaner bei der Planungswerkstatt: „Alle Beteiligten haben ihr gesamtes berufliches Können und ihre Lebenserfahrung wie in einer Lupe auf Ihren Ort gerichtet.“ Gerade durch die vielfältigen Möglichkeiten zum Dialog mit den Bürgern habe man versucht, sich in die Wallenfelser und ihre Lebenssituation hineinzudenken.

Offensichtlich ist dies gelungen. Denn die Besucher folgten den Präsentationen aufmerksam und konzentriert. Man hätte im Foyer des „Kultis“ die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören können. Die vorgestellten Entwürfe wiesen zahlreiche Gemeinsamkeiten auf. So wollen alle Beteiligten die Wasserflächen vergrößern und eine terrassenartige Situation ausbilden. Allerdings wurden bei den Vorträgen auch erhebliche Unterschiede deutlich.

„Wir waren anfangs nicht begeistert, dass das Haus Markplatz 6 (ehemalige Quelle) abgerissen werden soll“, gab Tobias Baldauf vom Büro Bauchplan zu. Allerdings sei man nun davon überzeugt, dadurch neue visuelle Bezüge schaffen zu können. „Wir holen die Kirche wieder ins Dorf“, so der Planer aus München. Eine zentrale Rolle im Konzept der Bürogemeinschaft mit den Nürnberger Architekten von SRAP spielt die zukünftige Nutzung des Hauses Marktplatz 4. Die Planer wollen dort einen „Schaltraum“ schaffen, der von den Bürgern als Treffpunkt genutzt werden kann. Optisch soll diese Offenheit für alle durch die komplette Verglasung des Erdgeschosses deutlich werden.

Die Mannschaft der Freiraumpioniere und des Büros Umbau Stadt aus Weimar will den Marktplatz konsequent von allen Absperrungen und Hindernissen befreien, Gitter und Zäune sollen komplett wegfallen. Die Wasserfläche will das Team aus Weimar deutlich vergrößern und damit dem früheren Zustand annähern. Auf der Fläche des jetzigen Hauses Frankenwaldstraße 1 soll zudem ein „Stadtbalkon“ entstehen. Eine zentrale Rolle in den Plänen der Arbeitsgemeinschaft spielt die Nutzung der aktuellen Leerstände. „Sie müssen versuchen, die Kräfte auf diesen Ort zu konzentrieren“, appellierte Marcus Hamberger. Bewerkstelligen wollen die Architekten dies durch die Umgestaltung des ehemaligen „Karzanella“ in ein „Wallenfelshaus“ und die Nutzung der ehemaligen Schmidtbank für Apotheke und Wohnen. Auch der Platz vor dem Kulti soll durch einen Brunnen aufgewertet werden.

Friedemann Rentsch von Schieferdecker und Rentsch machte den Wallenfelsern Mut: „Wir haben ihre Geschichte in die Zukunft gedacht und festgestellt, dass Sie allen Grund haben, optimistisch zu sein.“ Zusammen mit seinen Kollegen aus Dresden will er dem Platz neue Impulse verleihen. Besonderes Augenmerk legen die Planer dabei auf die Seite des Platzes mit der ehemaligen Schmidtbank, dort soll der „Südhof“ entstehen. Im Erdgeschoss ist Einzelhandel und in den Obergeschossen bis zu zehn Wohnungen vorgesehen. Mit einer Linde will Franziska Schieferdecker sprichwörtlich „Verwurzelung“ und Identität schaffen. Vor allem für Kinder soll der Mühlbach erlebbar gemacht werden.

„Aktuell ist man bereits am Marktplatz vorbeigefahren, bevor man ihn überhaupt wahrnimmt“, stellte Rita Lex-Kerfers für ihr Team fest. Aus diesem Grund fasst das Büro aus Bockhorn den Sanierungsbereich weiter: Von der sogenannten „Buchbinderskurve“ zum Kulturzentrum und im Norden bis zum Kriegerdenkmal. Auch Lex-Kerfers orientiert sich am historischen Vorbild und vergrößert die Wasserflächen. Eine „Panoramaterrasse“ in der Frankenwaldstraße soll fürs Parken und als Aussichtspunkt genutzt werden. Im Gegensatz zu ihren Kollegen sieht sie den Marktplatz 4 als zu klein für eine Gastronomie, vielmehr will sie dort die Touristinfo etablieren. Leben soll durch ein Café im Erdgeschoss der ehemaligen Schmidtbank und durch Ferienwohnungen im „Roten Ochsen“ an den Platz gezogen werden.

Deutlich von den Mitbewerbern hob sich das Büro Verde aus Freising ab: „Wir wollen die Kirche gar nicht ins Dorf holen“, erklärte Robert Wenk. Der Bau sei bereits jetzt dominant genug. Wichtiger ist den Architekten, die bestehende Raumkante auch nach dem Abriss des Hauses Marktplatz 6 zu erhalten. Sie schlagen daher ein „offenes Gemeinschaftshaus“ an dieser Stelle vor. Die hallenartige Holzkonstruktion soll für Märkte genauso wie für Feste oder einen Glühweinstand im Winter genutzt werden können. Der Figur des Heiligen Nepomuk, die aktuell neben dem Rathaus ein Schattendasein fristet, wollen die Oberbayern einen neuen Standort auf dem Platz geben.

In der Diskussion wurden die Pläne von den Bürgern positiv aufgenommen. „Ich sehe meine Heimatstadt jetzt mit ganz anderen Augen“, stellte Agathe Maier fest. „Das sind schöne Vorschläge, aber wer soll das bezahlen“, gab hingegen Bernhard Schlee  zu bedenken. Bei den Wasserflächen sah er das Problem des Unterhaltsaufwandes. Hausarzt Ulrich Voit zeigte sich begeistert von der Idee eines überdachten Raums am Platz. „Eine Entschleunigung des Verkehrs würde mir sehr gefallen“, merkte er aus der Perspektive des Fußgängers an. „Wir brauchen dringend Visionen“, stellte Reinhard Müller-Gei fest. Er mahnte an, bei der Platzgestaltung die Parkplätze nicht zu vergessen.

Weiterer Zeitplan: Bis zum 2. November müssen die Büros die ausgearbeiteten Pläne eingereicht haben. Ein Beratungsgremium aus Vertretern des Stadtrates, Wallenfelser Bürgern und Fachleuten wird schließlich am 18. November einen Siegerentwurf küren. Alle Planungen werden im Rahmen des Wallenfelser Weihnachtsmarktes am 27. November ausgestellt. Die Realisierung der Pläne ist für das Jahr 2018 vorgesehen.

RED

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