Müssen unsere Städte grüner werden? Diese Frage wird immer drängender angesichts der Herausforderungen, die der Klimawandel mit sich bringt. Der zweitägige Heimattag in Regensburg, gemeinsame Veranstaltung des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege, des Verbandes bayerischer Geschichtsvereine und des Bund Naturschutz in Bayern, beleuchtete aus historischer, naturschutzfachlicher und heimatpflegerischer Perspektive die Bedeutung von Grünflächen im urbanen Raum. In Fachvorträgen und im Rahmen thematischer Führungen in der Stadt Regensburg wurde veranschaulicht, welche Rolle Gärten und Parks, aber auch Straßen- und Platzbegrünungen für die Lebensqualität der Bevölkerung spielen.
Präsidium und Festredner des Bayerischen Heimattages: (v.l.) Bezirkstagspräsident und Vorsitzender des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege, Dr. Olaf Heinrich, die Präsidentin der Bundesarchitektenkammer, Andrea Gebhard, der Vorsitzende des BUND Naturschutz in Bayern e.V., Richard Mergner, der 2. Vorsitzende des Verbandes bayerischer Geschichtsvereine, Gerhard Tausch und Bezirketagspräsident Franz Löffler. Bild: Christoph Weishäupl, Bezirk Niederbayern
Der BN-Vorsitzende und amtierende Präsident des Bayerischen Heimattages, Richard Mergner, unterstrich, wie wichtig grüne Städte in Zeiten der Klima- und Biodiversitätskrise sind: „Mehr Grün in den Städten bedeutet mehr Lebensqualität. Mehr noch: Das Leben in unseren Städten wird mit fortschreitender Klimakrise immer beschwerlicher werden. Grünflächen und ein gesunder und ausreichender Baumbestand sowie Frischluftschneisen wirken wie eine Klimaanlage für die gesamte Stadt und machen die Hitze erträglicher.“
Erhebliche Herausforderungen
Laut Dr. Olaf Heinrich, Vorsitzender des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege, „werden mit dem Klimawandel erhebliche Herausforderungen auf unsere Städte zukommen, etwa hinsichtlich Stadtplanung, Baukultur, Verkehrsentwicklung oder innerstädtischer Freizeitgestaltung. Es ist daher auch für die Heimatpflege ein zentrales Anliegen, sich mit diesen Veränderungsprozessen, die zukünftige Lebens-, Wohn- und Arbeitsverhältnisse in den Städten maßgeblich beeinflussen werden, auseinanderzusetzen.“
„Grünflächen erlangen für unsere Städte eine immer größer werdende Bedeutung, um Lebens- und Aufenthaltsqualität zu gewährleisten. Einblicke in die vergangenen Jahrhunderte können zeigen, wie die Menschen früher mit ähnlichen Phänomenen umgegangen sind. Dies kann uns heute helfen, auf diesen Erfahrungen aufzubauen und sie für die heutigen Gegebenheit zu adaptieren“, hob Gerhard Tausche, 2. Vorsitzender des Verbandes bayerischer Geschichtsvereine, hervor.
Oasen mit vielfältigen Funktionen
Dass Regensburg für den diesjährigen Heimattag ausgewählt wurde, hat einen guten Grund: In der Welterbestadt ist es gelungen, grüne Inseln inmitten der kulturhistorischen Baukultur in unterschiedlichen Strukturen zu erhalten und weiterzuentwickeln. Die Grünzüge entlang der Donau und Naab, insbesondere aber die Grüngürtel um die Altstadt haben als wichtige Oasen eine Vielfalt ökologischer, klimatischer und sozialer Funktionen. Gleichzeitig bieten sie unterschiedlichen Nutzergruppen wohnortnahe Erholungs- und Freizeitmöglichkeiten in einer verdichteten Großstadt.
Mehr Hochwasserschutz
Trotzdem gibt es Mergner zufolge noch viel zu tun: „Das Hochwasser hat uns wieder einmal vor Augen geführt, welche dramatischen Folgen die Begradigung der Flüsse und das Zubauen der Landschaft hat. Damit Städte wie Regensburg in Zukunft besser geschützt sind, brauchen wir mehr natürlichen Hochwasserschutz mit gesunden Auen und genügend Ausweichfläche für das Wasser.“
„Wir haben nicht viel freie Flächen“, machte Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz Schwarzfischer deutlich. Regensburg gelte als mittelalterliche Stadt, die aus Stein erbaut worden und eben nicht grün sei. Hier gebe es auch bei der Denkmalpflege ein Umdenken, so das Stadtoberhaupt. Wie Andrea Gebhard, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer, ausführte, sei die Transformation von der steinernen zur grünen Stadt auch in bestehenden Quartieren ohne Baulücken oder weiter verfügbaren Flächen möglich.
Bezirkstagspräsident Franz Löffler ging schießlich auf den oft inflationär genutzten Heimatbegriff ein. Es sei wichtig, die Geschichte der eigenen Region zu kennen und ein Bewusstsein in der Gesellschaft für die aktuellen Probleme herzustellen.
Der Bayerische Heimattag fand erstmals im Jahre 1949 in Rothenburg ob der Tauber statt. Seither tagt er alle zwei Jahre an unterschiedlichen Orten und mit ausgewählten Schwerpunkten. Der Heimattag ist organisiert als Arbeitsgemeinschaft, bestehend aus dem Landesverein für Heimatpflege, dem Verband bayerischer Geschichtsvereine und dem Bund Naturschutz.
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