Aus den Kommunenzurück

(GZ-15/16-2024 - 1. August)
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► Die Helden der Hochwasserkatastrophe:

 

Ein Zeichen der Wertschätzung

 

„Demokratie lebt nur aus dem Ehrenamt und nicht bloß im kommunalen Bereich“, sagte der ehemalige Bundespräsident Theodor Heuss bei einer Rede in der Universität München im Jahr 1955. Das zeigte sich auch wieder beim Hochwasser Anfang Juni in Bayern. Über 60.000 Rettungskräfte, viele ehrenamtlich, waren im Dauereinsatz, um Menschen vor dem Hochwasser zu schützen.

V.l. Landrat Stefan Löwl auf dem Helferfest und – stv. für die vielen freiwilligen Helfer – ein Mitglied der Feuerwehr Karlsfeld. Bild: Löwl
V.l. Landrat Stefan Löwl auf dem Helferfest und – stv. für die vielen freiwilligen Helfer – ein Mitglied der Feuerwehr Karlsfeld. Bild: Löwl

Unter Hochdruck versuchten Bundeswehrsoldaten, Feuerwehren, das Bayerische Rote Kreuz und viele Ehrenamtliche mit Pumpen vollgelaufene Keller leer zu pumpen, Ölschäden zu beseitigen, Dämme mit befüllten Sandsäcken abzusichern oder mit Schlauchbooten eingeschlossene Menschen zu retten. In den Regierungsbezirken Schwaben, Oberbayern und Niederbayern riefen elf Landkreise (Aichach-Friedberg, Augsburg, Dachau, Dillingen, Donau-Ries, Freising, Günzburg, Kehlheim, Neuburg-Schrobenhausen, Pfaffenhofen an der Ilm, Unterallgäu) sowie die Stadt Passau Anfang Juni den Katastrophenfall aus. Nach einer ersten Prognose des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft wird nach der Flut in Bayern und Baden-Württemberg mit einem Schaden in Höhe von etwa zwei Milliarden Euro gerechnet – und das sind nur die versicherten Schäden.

Und das Hochwasser zeigte wieder einmal: In Ausnahmesituationen ist die Gesellschaft auf Ehrenamtliche angewiesen – eine nicht selbstverständliche Unterstützung. Sie gehen an ihre körperlichen und psychischen Grenzen, um andere Menschen zu retten, die sich nicht vorstellen können, was mehr als 100 oder 180 Liter Regen pro Quadratmeter bedeuten.

Danke für unschätzbare und freiwillige Hilfe

Auch wenn vielerorts immer noch Aufräumarbeiten in Gang sind, ist es Zeit die vielen Freiwilligen zu ehren und ihnen ein großes Dankeschön zu sagen, die rund um die Uhr versuchten, die Schäden im Freistaat so gering wie möglich zu halten. Landtagspräsidentin Ilse Aigner lud Mitte Juli ins Schloss Schleißheim 3.000 Ehrenamtliche zum Helfersfest ein, die in den Freiwilligen Feuerwehren, im BRK, in der DLRG oder der Bergwacht die Flutkatastrophe bewältigten, den Menschen in der Not halfen und Trost spendeten. „Die Menschen in Bayern helfen und halten zusammen, in schwierigsten Lagen. Ohne diese Menschen, die anpacken – trotz aller Gefahr – wäre unsere Gesellschaft nicht überlebensfähig“, sagte Aigner.

Auch in den betroffenen Regionen werden die Ehrenamtlichen für ihren Einsatz gewürdigt. So luden der Landrat des Landkreises Dachau, Stefan Löwl und lokale Unternehmen Helfer des Jahrhunderthochwassers zu einem Dankesfest anlässlich des Karlsfelder Siedlerfests ein: „Viele von ihnen waren selbst vom Hochwasser betroffen“, führte Löwl bei seiner Rede aus. „Nach Stunden des ehrenamtlichen Engagements mussten sie auch noch zu Hause eine eigene Notlage bewältigen. Ohne sie hätte dieser Katastrophenfall zu einer schlimmeren Krise und noch größeren Schaden und zu Opfern führen können. Stellvertretend für alle Betroffenen in unserem Landkreis möchte ich Ihnen allen mein ganz großes Dankeschön sagen.“ Rund 850 Einsatzkräfte aus der Region – von den freiwilligen Feuerwehren über das Technische (THW) Hilfswerk und das Bayerische Rote Kreuz (BRK) bis hin zu Vertretern aus den Kommunen – folgten der Einladung des Landrats. Höhepunkt des Helferfestes war der Auftritt der Kabarettistin Martina Schwarzmann, die anstatt einer Gage sich einen neuen Walnussbaum für den Gartenbauverein Altomünster wünschte. Einem Wunsch, den Löwl sehr gerne erfüllte.

Bereits während des für den Landkreis Donau-Ries ausgerufenen Katastrophenfalls überraschte der Landrat Stefan Rößle die vielen tausenden Helfer vor Ort – von der Bundeswehr über die Feuerwehr bis hin zu den Mitarbeitern der Bauhöfe und Kommunen – mit einem süßen Energieschub. Rößle brachte persönlich süße Teilchen vorbei, um ihnen seine Wertschätzung und Dankbarkeit auszudrücken. Auf den von der Bäckerei Rosskopf (Donauwörth) hergestellten „Amerikaner“ stand in Zucker der Schriftzug „Danke“. Im Interview mit augsburg.TV sagte Rößle:

„Diese Aufgabe kann niemand alleine leisten. Das war eine kollektive Aufgabe, die wir als Gemeinschaft gelöst haben. Das Ehrenamt ist das A und O. Es ist der Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält und dafür sorgt, dass alles funktioniert.“ Stellvertretend für die 3.600 Ehrenamtlichen, die in Gemeinden Auchsesheim, Heißesheim, Nordheim oder in Asbach-Bäumenheim Deiche sicherten, Dämme bauten oder Keller leer pumpten, sagt Michael Näßl (Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Nordheim): „Wir haben unseren Dienst gemacht. Doch von außen sind gleich viele Leute gekommen, die sich um uns gekümmert haben, dass wir versorgt sind. Der Zusammenhalt war einzigartig. Es war beeindruckend.“

Vorne links: Landrat Stefan Rößle mit Helfern. Bild: LRA Donau-Ries
Vorne links: Landrat Stefan Rößle mit Helfern. Bild: LRA Donau-Ries

Im Landkreis Pfaffenhofen galt vom 1. bis 9. Juni der Katastrophenfall. Auch hier zeigte sich, dass die ehrenamtlichen Helfer einen großen Schatz der Gesellschaft darstellen. Diese Anerkennung drückte der Landrat Albert Gürtner (Freie Wähler) während des HQ-Extrem-Hochwassers mit folgenden Worten auf Social Media aus: „Wir sind überwältigt von der Hilfsbereitschaft und bedanken uns sehr herzlich bei allen, die sich bei uns gemeldet haben. Es liegt eine sehr anstrengende Woche hinter uns, in der von den Hilfskräften Übermenschliches geleistet wurde.“

Die Hilfsbereitschaft während der Katastrophe war auch in anderen bayerischen Regionen überwältigend. Der Kreisfeuerwehrverband Fürstenfeldbruck richtete sogar ein Portal (Anmeldung von Spontanhelfern – Kreisfeuerwehrverband (kfv-ffb.de)) ein, um die Ehrenamtlichen zu koordinieren. Das Bayerische Rote Kreuz und der Radiosender Bayern 3 hatten bereits vor dem Hochwasser ihre App „Team Bayern“ eingerichtet auf der sich Menschen melden können, die privat Hilfe leisten wollen – während des Hochwassers meldeten sich über diese App viele Freiwillige, um anderen gegen die Überschwemmungen zu helfen.

Patrik Hof

 

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