(GZ-4-2024 - 15. Februar) |
► Verleihung der schwäbischen und oberfränkischen Integrationspreise: |
Brückenbauer zwischen den Kulturen |
Um gelungene Beispiele für erfolgreiche Arbeit auf dem Gebiet der Integration von Migranten in unsere Gesellschaft zu würdigen, zeichneten der Integrationsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung Karl Straub, MdL und Regierungspräsidentin Barbara Schretter in der Regierung von Schwaben fünf Aktivitäten und Initiativen aus. Mit den Preisen soll das ehrenamtliche Engagement gewürdigt werden, das oftmals im Verborgenen und ohne große Öffentlichkeitswirkung erfolgt.
Ausgezeichnet wurden die „Lese/Sprachpaten“ in der Stadt Kempten. Schulklassen an Grund- und Mittelschulen sind heute groß und vielfältig. Nicht alle Kinder sind auf dem gleichen Stand, was Sprache und Vorbildung angeht. Ehrenamtliche Sprachpaten der Malteser helfen hierbei, Lücken zu schließen. Während die Grundlagen in Deutsch von einem Lehrer vermittelt werden, üben parallel die Sprachpaten in kleinen Gruppen mit den Kindern deutsch, da Sprachunterricht nur in kleinen Gruppen wirklich gut funktioniert. Der Förderbedarf ist oft groß.
Unmittelbare Begegnungsangebote
Bei einem weiteren Preisträger, dem Café Mosaik und dem Café Welcome in Königsbrunn, handelt es sich um zwei unmittelbare Begegnungsangebote des Helferkreises und Mehrgenerationenhauses in Königsbrunn. Die Angebote richten sich an Familien und Alleinstehende aus allen Nationen – mit und ohne Fluchthintergrund – und an alle in der Flüchtlingsarbeit ehrenamtlich Engagierten und Interessierten. Die Cafés bieten Raum für Gespräche, gegenseitiges Kennenlernen und Vernetzung. Die Geflüchteten können sich mit ihren Fragen niederschwellig an die ehrenamtlichen Flüchtlingshelferinnen und -helfer wenden und erfahren tatkräftige Hilfe und Unterstützung in individuellen Lebenslagen.
Eine lange Tradition hat der Helferkreis Höchstädt. Bereits seit Beginn der 1990er Jahre mit Ausbruch des Krieges im damaligen Jugoslawien, hatten sich dank der Koordination der Evang.-Luth. Kirchengemeinde Höchstädt die ersten ehrenamtlichen Helfer zusammengefunden. Seither agiert der Helferkreis entsprechend den Anforderungen bzgl. der jeweiligen Flüchtlingskrisen – aktuell der Ukrainekrise – und hilft in vielen Bereichen, wie ehrenamtlichem Deutschunterricht, Anmeldung im Kindergarten und in der Schule, Hausaufgabenhilfe, Nachhilfe und Unterstützung bei Alltagsangelegenheiten jeglicher Art.
Ziel des Ukrainischen Kulturzentrums Donau-Ries ist es, ukrainischen Geflüchteten bei der Integration in ihre neue Heimat zu helfen und gleichzeitig die ukrainische Kultur zu bewahren und zu fördern. Es trägt zur kulturellen Vielfalt bei, indem es ukrainische Kulturgüter präsentiert und an verschiedenen Veranstaltungen teilnimmt. Das Kulturzentrum versteht Integration nicht als einseitigen Anpassungsprozess an die deutsche Kultur, sondern schafft durch seine Aktivitäten transkulturelle Räume.
Mit enormem Einsatz und hervorragendem bürgerlichen Engagement setzt sich Dr. Monika Bachmayer seit nahezu zehn Jahren unermüdlich für die Integration von Menschen mit Migrationsgeschichte ein. Zu Beginn der Flüchtlingskrise 2014 zunächst im Rahmen des Helferkreises vor Ort im Allgäu, hat sich Monika Bachmayer danach weit über das normale Maß eingebracht, indem sie etwa Flüchtlinge mit ihrem privaten PKW unentgeltlich zu Ärzten oder Hilfseinrichtungen bis nach München oder Nürnberg transportierte und dabei sehr viel Zeit investierte. Auch seit Beginn des Ukraine-Krieges engagiert sich die Preisträgerin weiterhin für Geflüchtete.
In Bayreuth verlieh Regierungspräsident Florian Luderschmid den Oberfränkischen Integrationspreis 2024 an den Regionalcaritasverband Bamberg-Forchheim, die Evangelische Kirchengemeinde Nikodemuskirche Bayreuth, die Stadt Coburg sowie an die Evangelische Jugendsozialarbeit Hof/EJSA. Das Preisgeld betrug insgesamt 7.000 Euro.
Verständnis für andere Glaubensrichtungen
Das Projekt „Anlaufstelle St.Josef/Hain“ des Regionalcaritasverbands Bamberg-Forchheim ist ein Ort für Beratung, Sprache und Freizeit. Es bietet vielfältige Angebote für geflüchtete Bürger aus allen Nationen, sei es Vermittlung in Arbeit, Asylverfahrensberatung, Sprachtraining, Nähtreff, psychologische Einzelgespräche, Ausflüge und Stadtführungen.
Da es für eine gelingende Integration wichtig ist, Verständnis für andere Kulturen und Glaubensrichtungen zu entwickeln, wurde im Gemeindezentrum in den Jahren 2023 und 2024 im Ramadan gemeinsam gebetet und das Iftar begangen. Beim Zuckerfest erfolgte ein Gegenbesuch in der Moschee. Zudem wurde gemeinsam das muslimische Opferfest gefeiert.
Der Regionalcaritasverband plant weitere Integrationsprojekte. Das Angebot „Frauentalk“ für Frauen aus dem arabischen Raum ist bereits in der Startphase. Ein weiteres Projekt soll sich verstärkt an geflüchtete Jugendliche richten.
Im Jahr 2007 wurde der „Kids Treff“ der Evangelischen Kirchengemeinde Nikodemuskirche Bayreuth gegründet. Auf dem Gelände des dreimal wöchentlich geöffneten Abenteuerspielplatzes „Kiwi“ gibt es für Kinder die Möglichkeit, drinnen und draußen zu spielen. Täglich wird ein spezielles Programm angeboten. Die Kinder helfen bei der Wartung des Geländes insbesondere bei Gartenarbeiten mit. Als Belohnung erhalten sie eine „grüne Karte“, mit der sie sich auf dem Gelände ein eigenes Grundstück aussuchen und entsprechend gestalten können, z.B. durch die Errichtung einer eigenen Hütte. Bei passendem Wetter wird ein Lagerfeuer entzündet und gegrillt.
Im Haupthaus kann man sich etwa mit Brettspielen die Zeit vertreiben, basteln und kreativ sein, mit Puppen oder Lego spielen oder sich einfach entspannen. Zusätzlich werden immer wieder spannende Geschichten aus der Bibel, die kindgerecht aufbereitet werden, vorgetragen. Jeder Tag wird mit einem kostenlosen Abendessen in familiärer Atmosphäre abgerundet. Zudem stehen Betreuer den Kindern mit Rat und Tat zur Seite. Durchschnittlich nehmen knapp zwei Dutzend Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren, von denen mehr als 80 Prozent einen Migrationshintergrund haben, dieses Angebot regelmäßig wahr.
Seit fünf Jahren trägt das 2019 ins Leben gerufene „Sprach-Café“ der Stadt Coburg maßgeblich zur Integration von Geflüchteten bei, indem es neben den offiziellen Integrationskursen einmal pro Woche eine zusätzliche Möglichkeit zum Deutschlernen und -üben bietet. Den Besuchern werden kostenlos Tee, Kaffee, Gebäck und Obst angeboten, finanziert durch Spenden. Aktuell engagieren sich zehn Ehrenamtliche aus Coburg und Umgebung, und die Besucherzahl liegt oft bei über 40 Personen pro Sitzung.
Neben dem Spracherwerb unterstützt das „Sprach-Café“ den gesamten Integrationsprozess. Ehrenamtliche helfen bei behördlichen Angelegenheiten, der Wohnungssuche und sozialen Herausforderungen. Erfolgreiche Beispiele verdeutlichen die Wirkung des Projekts: Ein Geflüchteter verbesserte seine Deutschkenntnisse erheblich und arbeitet nun als Ingenieur in Freiburg. Ein weiterer Besucher aus dem Irak ist im Kindergarten tätig und absolviert eine Ausbildung zum Erzieher.
Umgang mit Lebensmitteln
Seit 1989 bietet das Projekt „Internationales Mädchen- und Frauenzentrum“ der Evangelischen Jugendsozialarbeit Hof vielfältige Unterstützung für die Bewohner des Hofer Bahnhofsviertels. So richtet sich das stadtteilbezogene Angebot „Hofer Kidspoint“ einmal wöchentlich an Kinder im Alter von 7 bis 11 Jahren. Ihnen soll ein Raum geboten werden, in dem sie durch Naturerfahrungen im Interkulturellen Garten der EJSA für den Umgang mit Lebensmitteln sensibilisiert werden. Durch verschiedene Bastel- und Kreativangebote sollen die Kinder in ihren handwerklichen und künstlerischen Fähigkeiten gestärkt und ihnen die Möglichkeit geboten werden, andere Kinder kennenzulernen und Freundschaften zu knüpfen.
Das niederschwellige Angebot „Deutschsprachvermittlung“ spricht insbesondere Frauen, die entweder keinen Zugang zu Deutschkursen haben, ihre Kinder aufgrund fehlender Kindergartenplätze nicht unterbringen können oder Säuglinge haben, an. Die Teilnehmerinnen kommen ebenfalls einmal pro Woche zusammen. Sie stammen aus Syrien, Tunesien, Äthiopien, Irak, Nigeria und Ghana.
DK
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