Aus den Kommunenzurück

(GZ-24-2024 - 19. Dezember)
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► Die Realität vieler Ehrenamtlicher:

 

Kuchenverkauf statt Rettungsaktion

 

Mitte Dezember 2024 lud der Tourismus Oberbayern München (TOM) e.V. zu einer Podiumsdiskussion „Tourismus ist Ehren(amts)sache“. Auf der Bühne saßen Vertreterinnen und Vertreter der Berg- und Wasserwacht, des DLRG und vom DAV. Ehrenamtlich tätige Menschen leisten täglich unverzichtbare Arbeit im Bereich des Rettungsdienstes. Ihr Engagement ist aber auch ein Grundpfeiler für den touristischen Erfolg Oberbayerns. Der Verband will nun in Zukunft intensiver mit den Organisationen zusammenarbeiten und sie bei der Arbeit unterstützen.

V.l. Oswald Pehel, Tourismus Oberbayern München e.V., Oliver Jauch, Kreiswasserwacht, Sophie Hoffmann, DLRG, Moderater Axel Robert Müller, Manfred Zink, Alpenverein München & Oberland, Roland Ampenberger, Stiftung Bergwacht und Bergwacht Bayern, Johannes Kunze-Fechner, Bergwacht Bad Tölz. Bild: MH
V.l. Oswald Pehel, Tourismus Oberbayern München e.V., Oliver Jauch, Kreiswasserwacht, Sophie Hoffmann, DLRG, Moderater Axel Robert Müller, Manfred Zink, Alpenverein München & Oberland, Roland Ampenberger, Stiftung Bergwacht und Bergwacht Bayern, Johannes Kunze-Fechner, Bergwacht Bad Tölz. Bild: MH

Die Vertreter der Hilfsorganisationen berichteten, warum die Arbeit in ihren Vereinen so besonders ist. Man stelle oft einen essentiellen Teil des Rettungsdienstes dar, sei Bindeglied in der Gemeinde, idealistisch, nicht ökonomisch und fördere das Zusammenleben. Auch sei es besonders anderen Menschen zu helfen oder mit außergewöhnlicher Technik zu tun zu haben. Die Kameradschaft sei ganz wichtig und diese Tätigkeiten würden dem Leben Sinn geben.

Erfahrungen aus der Praxis

Oswald Pehel vom TOM e.V. bedankte sich bei den Ehrenamtlern und beschrieb die Veränderung im Tourismus nach Corona: „Es gibt heute einen höheren Erholungsdruck: mehr Wanderer, mehr E-Mountainbike-Fahrer, usw. Daher ist es wichtig die Gäste für ein respektvolles Verhalten in Natur zu sensibilisieren.“ Manfred Zink beschrieb das, was sein Alpenverein versucht: nicht noch mehr Besucher anlocken, aber die, die eh kommen, besser informieren bzw. ausbilden.

Alle Teilnehmer bemerkten, dass die Wertschätzung ihrer freiwilligen und unbezahlten Arbeit zu gering sei bzw. abgenommen habe: Behinderung, komische Kommentare, Gaffer, usw. „Viele sehen uns als ‚Spaßbremsen‘, wenn wir bei Einsätzen einen Weg sperren müssen“, erklärte Sophie Hoffmann von der Wasserrettung der DLRG Pöcking-Starnberg. „Oder sie beschimpfen uns als Rowdys, wenn schnelle Fahrten bei Rettungseinsätzen notwendig sind“, ergänzte Oliver Jauch von der Kreiswasserwacht Starnberg. Dabei wünsche man sich etwas mehr Dankbarkeit für den Einsatz in der Freizeit.

Auch die Bergwacht berichtet von den Herausforderungen: „Unsere Arbeit erfordert immense zeitliche und finanzielle Ressourcen – oft auf Kosten anderer Lebensbereiche“, hob Johannes Kuntze-Fechner von der Bergwacht Bad Tölz hervor. 15 Diensttage pro Jahr an den Wochenenden, wöchentliche Abendtrainings und 30 bis 50 Einsätze mit rund zwei Stunden Einsatzzeit: „Da braucht man keine anderen Hobbys mehr“ scherzte er.

Der TOM e.V. kündigte für 2025 eine Wertschätzungskampagne für die Ehrenamtler an. Diese soll dann dazu aufrufen, dass die Gäste den Naturraum schützen (z.B. Ruhezonen für Tiere) oder eben für Gefahren in der Natur sensibilisieren. Der Alpenverein versucht über etwas unbekanntere Ziele zu informieren, um so die Massen etwas besser zu verteilen. Social Media sei durchaus Fluch (vgl. Druck auf manche Hot Spots) aber auch Segen. Man könnte nun auf diese Weise viel besser mit der Zielgruppe kommunizieren, informieren oder auch mal warnen.

Wichtiges Element der Arbeit sei aber auch die durch den Klimawandel veränderte Realität: So gibt es heute früher Badegäste, die dann auch länger im Jahr bleiben. Mit weniger Schnee gibt es zwar weniger Skifahrer, aber dafür mehr Schneeschuhwanderer. Der DAV versuche bis 2030 insgesamt klimaneutral zu werden. Man muss sich wohl besser anpassen.

Ehrenamt benötigt Unterstützung

Bei einer anschließenden Führung durch das weltweit einmalige Trainings- und Simulationszentrum in Bad Tölz demonstrierte Volker Eisele (Vorstand bei der Stiftung Bergwacht) eindrucksvoll, wie aufwendig die Ausbildung und wie vielseitig die Einsätze von Ehrenamtlichen sind. „Der Betrieb des Zentrums für alle bayerischen Einsatzkräfte der Blaulichtorganisationen gelingt Dank der umfangreichen Förderung durch den Freistaat Bayern. Dennoch ist auch hier die Stiftung Bergwacht auf zusätzliche Mittel, durch Partnerschaften und Zuwendungen für die Finanzierung der Gesamtkosten angewiesen“, so Eisele.

Spenden und Fördermitgliedschaften sind eine wichtige Finanzierungsquelle der Bergwacht Bereitschaften vor Ort. Die unmittelbaren Unterstützungen aus dem lokalen Tourismus durch Bahnbetriebe oder der Hotellerie helfen hier ebenfalls weiter. Denn der Kuchenverkauf allein ist nicht ausreichend, um einen sicheren und qualitativ hochwertigen Ausbildungsstandard und den laufenden Betrieb zu sichern.

MH

 

 

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