(GZ-24-2024 - 19. Dezember) |
► Bayerischer Tourismustag 2024: |
Investitionen als Wachstumsmotor |
Unter dem Motto „Destination Next: Tourismus für lebenswerte Regionen“ fand in Bamberg der Bayerische Tourismustag 2024 statt. Zahlreiche Fachleute und Entscheidungsträger aus der Branche beleuchteten die aktuelle Situation des Fremdenverkehrs im Freistaat. Dabei lag das Augenmerk auf der Notwendigkeit von Ankerinvestitionen, um den Tourismus zukunftssicher zu gestalten.
Mit über 350 Teilnehmern wurde ein starkes Zeichen gesetzt. Barbara Radomski, Geschäftsführerin der Bayern Tourismus Marketing GmbH, eröffnete die Veranstaltung mit einem Aufruf zu mehr Mut: „Ankerinvestitionen stärken den Tourismus nachhaltig!“ Denn Investitionen in Hotels, Thermen und Infrastruktur (siehe Bergbahnen) schafften nicht nur Qualität, sondern auch Wertschöpfung für ganze Regionen. Bayern solle dabei Vorreiter bleiben und sich im Wettbewerb behaupten.
Klarheit und politische Verlässlichkeit benötigt
„Die Ampel hinterlässt einen Scherbenhaufen aus Tatenlosigkeit und falschen Entscheidungen in der Tourismuspolitik. So konnte es nicht mehr weitergehen. Wir haben große Erwartungen an die neue Bundesregierung“, unterstrich Bayerns Tourismusministerin Michaela Kaniber. Sie verwies vor allem auf die falsche Anhebung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie und den mangelnden Willen der Ampel, die Branche in Sachen Arbeitszeitflexibilisierung oder Bürokratieabbau wirksam zu unterstützen. Die Tourismuswirtschaft benötige jetzt mehr denn je Klarheit und politische Verlässlichkeit. „Wir brauchen endlich wieder eine handlungsfähige neue Bundesregierung!“
Mit Blick auf die bayerische Tourismuspolitik hob Kaniber die gute Entwicklung der vergangenen Monate hervor: „Bayern steht im Wettbewerb der Destinationen hervorragend da. Wir liegen bei Gästeankünften und Übernachtungszahlen nicht nur über dem Niveau des Vorjahres, sondern auch wieder über den Vor-Corona-Werten von 2019.“ Mehr als 500 Mio. Tagesgäste jährlich sorgten für zweistellige Milliardenumsätze, 20 Prozent des deutschen Tourismusumsatzes kämen aus Bayern. Zudem sei der Freistaat mit 1.350 Museen auch kulturell deutschlandweit führend.
Letztlich gehe es aber nicht nur um Rekordzahlen, machte Kaniber deutlich. Man wolle kein Wachstum um jeden Preis. „Wir machen Tourismuspolitik mit Mehrwert. Wir werden weiter einen qualitätsvollen und werteorientierten Tourismus stärken, der positiv auf die Lebensqualität vor Ort einzahlt. Es geht darum, die Erlebniswelt der Gäste und die Lebenswelt der Einheimischen weiter in Einklang zu halten“, stellte die Ministerin fest.
Förderzusage im Rahmen der Kongressinitiative
Kaniber überreichte auf dem Tourismustag zudem eine Förderzusage im Rahmen der neu geschaffenen Kongressinitiative für die bayerische Tourismuswirtschaft: „Mit 27.500 Euro fördern wir die Deutsche Gesellschaft für Epileptologie, die ihre viertägige Jahrestagung im Jahr 2026 in Würzburg abhalten wird. Es freut mich sehr, dass es uns gelungen ist, diese wichtige Veranstaltung nach Bayern zu holen.“ Die Ministerin zeigte sich überzeugt, dass es mit der Förderinitiative gelingen werde, noch viele weitere bedeutende Kongresse und Tagungen nach Bayern zu holen. „Mit unserer Förderinitiative können wir einen wichtigen Pluspunkt in den Wettbewerb einbringen.“
Ein zentrales Panel beschäftigte sich mit der Frage, warum Ankerinvestitionen für einen funktionierenden Tourismus unabdingbar sind. In diesem Kontext brachten namhafte Persönlichkeiten aus der Branche ihre Sicht der Dinge ein, darunter Bernhard Taubenberger von der Schörghuber Stiftung & Co. Holding KG, Alfred Bauer vom Bayerischen Zentrum für Tourismus, und Nico Cieslar, der das Marketing und die internationalen Beziehungen in Forchheim leitet. Angela Inselkammer, Vizepräsidentin des Dehoga Bayern, wies auf bestehende Schwierigkeiten wie Umsatzrückgänge und hohe Belastungen durch einen Steuersatz von 48 Prozent hin. Darüber hinaus hielten 80 Prozent der Betriebe Investitionen zurück, wodurch die Entwicklung gebremst würde. Um den Sektor zu stärken, muss die Agenda 2030 aus Inselkammers Sicht Entlastungen für touristische Leistungsträger enthalten.
Paradebeispiel Günzburg
Mit Blick auf Ankerinvestitionen als Erfolgsmodell verwies Landrat Dr. Hans Reichhardt auf das Paradebeispiel Günzburg: Mit dem Bau des Legolands stiegen die Übernachtungen von 180.000 auf über eine Million. Solche Investitionen veränderten ganze Regionen und schafften Perspektiven für kommende Generationen, so Reichhardt.
In seiner Keynote „Destinationserfolg ist kein Zufall: Herausforderungen und Erfolgsfaktoren im Destinationsmanagement“ zeigte Prof. Hubert J. Siller, langjähriger Leiter des Department für Tourismus- & Freizeitwirtschaft (MCI Tourismus) am MCI Management Center Innsbruck, dass der Erfolg einer touristischen Destination zunehmend mit echtem Leadership und funktionierenden Führungsnetzwerken zusammenhängt. Die klassische Marketingfunktion habe nicht ausgedient, müsse aber in ihrer Bedeutung neu betrachtet werden. Der Weg von der Destination Marketing Organisation (DMA) zur Destination Management Organisation (DMO) sollte längst vollzogen sein, wie nicht zuletzt das Beispiel „Der Tiroler Weg“ eindrucksvoll belege.
Dr. Jürgen Amann, Geschäftsführer der KölnTourismus GmbH, gab in seiner Keynote „Vom Gemischtwarenladen zur Markenerlebniswelt“ Einblicke in den Konzeptionsprozess der Kölner Tourist Information am Dom. Vor dem Hintergrund veränderter Aufgaben von DMOs sprach er über Herausforderungen und berichtete über seine Erkenntnisse aus dem Prozess zur neuen „KölnInfo“.
Fazit: Mit einer klaren Vision, mehr Mut zu Investitionen und gezielten Förderungen will Bayern seine Position als führende Tourismusregion weiter ausbauen. Es gelte, ganzjährig als Top-Reiseziel zu überzeugen.
DK
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