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(GZ-12-2017)
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► Dr. Christoph Rapp / Praterkraftwerk GmbH und Ralf Bernhard / GIZ GmbH: 
 
 Wasserkraft im Kontext der deutschen Entwicklungszusammenarbeit
 

Rapp Bernhard

Ralf Bernhard und Dr. Christoph Rapp (v.l.)

Bernhard Rapp

Dr. Christoph Rapp, Ralf Bernhard (v.l.)

Ein Engagement in Schwellen- und Entwicklungsländern ist für kleine und mittlere Unternehmen eine besondere Herausforderung. Das Projektentwicklungsprogramm (PEP) der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) begleitet deutsche Unternehmen bei ihrem Schritt in diese vielversprechenden, aber oft noch schwierigen Märkte, wie Dr. Christoph Rapp, Geschäftsführer der Praterkraftwerk GmbH und Ralf Bernhard (GIZ GmbH) betonten. 

Vor dem Hintergrund eines steigenden Energiebedarfs, hoher Energiepreise, einer niedrigen Elektrifizierungsrate, neuer Finanzierungsmöglichkeiten und einer wachsenden Aufmerksamkeit für Erneuerbare Energien stellen Entwicklungsund Schwellenländer Zukunftsmärkte für die deutsche EE-Industrie dar. Im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) soll das PEP Unternehmenspartnerschaften zwischen deutschen und lokalen Firmen fördern und sie langfristig in den verschiedenen Phasen der Marktpositionierung und Projektentwicklung begleiten.

Das Programm unterstützt beim Transfer von Technologien und Know-how, fördert nachhaltige Marktstrukturen sowie die Verbreitung Erneuerbarer Energien und energieeffizienter Lösungen. „Es ist unser Anliegen, auch verstärkt Projekte in Afrika weiter mit Wasserkraft auszubauen. Wir versuchen, den Markt strategisch zu sondieren und vorzubereiten, um dann Referenzprojekte mit Leuchtturmcharakter zu entwickeln“, betonte Bernhard.

Die GIZ arbeitet in den drei Modulen Informationsvermittlung und Kontaktanbahnung, Referenzprojekte und Kompetenzentwicklung sowie Rahmenbedingungen und Umfeldmanagement. Während das erste Modul Marktinformationen, Informationsveranstaltungen und Branchendialog in Deutschland, die fachliche Begleitung von Auslandshandelskammer-Geschäftsreisen in die Region und Informationsreisen für Einkäufer und Multiplikatoren nach Deutschland beinhaltet, geht es in Modul 2 zum Beispiel um das Verfassen von Machbarkeitsstudien sowie die Unterstützung bei der Entwicklung von Geschäftsmodellen und der Identifizierung von Finanzierungsquellen. Modul 3 umfasst schließlich die klassische Politikberatung, gefördert vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).

Aktivitäten in Tansania 

Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit führt das Projektentwicklungsprogramm im Zuge der Exportinitiative Erneuerbare Energien (EEE) des BMWi durch. Aktuell konzentrieren sich die Aktivitäten unter anderem auf Tansania in Subsahara Afrika. Mit rund 50 Millionen Einwohnern ist Tansania laut Christoph Rapp eines der bevölkerungsreichsten Länder in Afrika südlich der Sahara. Seit seiner Unabhängigkeit im Jahr 1961 hat sich das Land friedlich und politisch weitgehend stabil entwickelt.

Etwa 25 bis 30 Prozent des Landes sind elektrifiziert, ländliche Gebiete weniger als 20 Prozent. Die installierte Kraftwerksleistung liegt bei 1.521 MW, die maximal abgerufene Leistung beträgt 800 MW. Die installierte WasserkraftLeistung von sechs Anlagen beläuft sich auf insgesamt 561 MW. Der Strompreis liegt bei etwa 12 ct/kWh.

Wie Rapp betonte, sind Gelände und Gefälle im Südwesten Tansanias für die Wasserkraft ideal. Große Niederschlagsmengen tun ein Übriges.

Eine Behörde (Rural Electrification Agency) konzentriert sich vollständig auf die ländliche Elektrifizierung. Die Förderung der Wasserkraft ist in der Regel staatlich festgelegt, bis 10 MW aber auch privat möglich. Wasserrechte werden für 33, 66 oder 99 Jahre vergeben. Es existiert eine auf 25 Jahre garantierte Einspeisevergütung. Die Tarife werden jährlich angepasst. Seit 2016 ist der Tarif an den US-Dollar gekoppelt.

Exemplarisch verwies Christoph Rapp auf Wasserkraftanlagen an den Standorten Isigula, Lyamanzi, Mhanga-Isaga und Luswisi, von deren Projektstatus er sich an Ort und Stelle überzeugen konnte. Bereits genehmigt (Wasserrechte sind für 66 Jahre vergeben) ist die Wasserkraftanlage Isigula mit einer Leistung von 760 kW und einer Fallhöhe von 190 Metern. Der Durchfluss beträgt 0,5 m³/s, die Rohrleitung ist ca. 1.250 Meter lang, eingesetzt wird eine Pelton-Turbine. Die Anlage ist realisierungsreif, allerdings ist die Fremdkapital-Finanzierung noch offen. Das Material für den Netzanschluss wurde bereits geliefert, die Kosten hierfür trägt die Rural Electrification Agency.

Suche nach einem Projektpartner

Ebenso genehmigt ist der Standort Lyamanzi mit einer Leistung von 8 MW und einer Fallhöhe von 130 Metern. Der Durchfluss beläuft sich auf 8 m³/s, die Rohrleitung ist ca. 2.000 Meter lang. Angetrieben wird die Anlage durch eine Francis-Turbine. Die Gesamtausführung ist noch in Planung, gesucht wird ein Projektpartner.

Eine Machbarkeitsstudie wird derzeit für das Wasserkraftwerk Mhanga-Isaga mit einer Leistung von 10+6 MW und einer Fallhöhe von 660 bzw. 680 Metern erstellt. Der Durchfluss beträgt 2,1 bzw. 1,1 m³/s, angetrieben wird die Anlage von Pelton-Turbinen. Zuwegung und Rohrleitung sind Rapp zufolge herausfordernde Komponenten. Gesucht werden auch hier Projektpartner.

Für die Wasserkraftanlage Luswisi mit einer Leistung von 5 MW, einer Fallhöhe von 150 Metern, einem Durchfluss von 3,5 m³/s und einer ca. 1300 Meter langen Rohrleitung wird aktuell ebenfalls eine Machbarkeitsstudie erarbeitet. Bei der mit einer Francis-Turbine angetriebenen Anlage stellt die Gründung der Rohrleitung eine Herausforderung dar. Projektpartner sind unbedingt erwünscht

Gefragt sind deutsches Engagement und Know-how“, unterstrich Rapp. Die GIZ unterstütze nach Kräften - egal ob es um den Verkauf von Anlagenteilen, den Einstieg in die Planungsphase oder um Projektbeteiligung bzw. Finanzierung gehe. Um die deutsche Wirtschaft stärker zu involvieren, sprich einen Dialog zwischen den Beteiligten vor Ort und deutschen Anlagenherstellern, Projektentwicklern und Financiers zu ermöglichen, soll im Herbst 2017 in Tansania nach dem Vorbild der German Solar Training Week eine German Hydro Training Week stattfinden. Rapp äußerte die Hoffnung, „dass wir diese große bayerische Wasserkraftexpertise, die über viele Dekaden aufgebaut wurde, auch in andere Länder bringen können“. 

RED

 

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