Angelegt ist der Masterplan Bayern Digital II als ein fünf Jahre umfassendes Investitionsprogramm, das mit konkreten Maßnahmen klare Schwerpunkte auf die wichtigen Kernthemen der Digitalisierung setzt. Nach den Worten von Staatskanzleiminister Dr. Marcel Huber, der den Kabinettsausschuss zur Weiterentwicklung von Bayern Digital und die Erarbeitung des Masterplans Bayern Digital II geleitet hat, geht es in technologischer und wirtschaftlicher Hinsicht vor allem darum, den Mittelstand bei der digitalen Transformation zu unterstützen. Darüber hinaus setzt die Staatsregierung bei den Maßnahmen zur Digitalisierung auch Impulse bei Themen wie Weiterbildung, Verbraucherschutz, Klimawandel oder Barrierefreiheit in der digitalen Welt.
Huber kündigte an, dass das voraussichtliche Volumen für den gesamten Masterplan bei rund drei Milliarden Euro und über 2.000 Stellen im Zeitraum von 2018 bis 2022 liegen soll, beginnend mit dem Nachtragshaushalt 2018 und fortzuführen in den beiden folgenden Doppelhaushalten. Im Einzelnen sind im Masterplan BAYERN DIGITAL II unter anderem folgende Initiativen geplant:
1. Schaffung einer digitalen Infrastruktur für die Gigabit-Gesellschaft: Zur gigabitfähigen Infrastruktur gehören 20.000 WLANHotspots für Bayern, weitere 20.000 an bayerischen Schulen, Glasfaser in ganz Bayern bis 2025, die Verbesserung des Mobilfunknetzes und die Weiterentwicklung der 5G-Netze.
2. Bayern wird europäische Hochburg für Sicherheit in und mit IT: Eingerichtet wird ein Landesamt für Sicherheit in der Informationstechnik. Zudem wird die Bayerische Polizei besser für die Bekämpfung von Cybercrime ausgestattet.
3. Neue Maßstäbe in der digitalen Bildung: An allen Schulen sollen digitale Klassenzimmer eingerichtet werden. Informatik wird Pflichtfach und die Lehrer erhalten eine spezielle Fortbildungsoffensive. An den Hochschulen sollen digitale Lehrangebote ausgebaut und Kooperationen mit der betrieblichen Aus– und Weiterbildung geschaffen werden.
4. Stärkung des akademischen Nachwuchses in digitalen Kerndisziplinen: Zur Stärkung der Informatikkompetenz werden neue Studienangebote wie Medical Engineering und Data Science oder Agrarforschung benötigt.
5. Stärkung der digitalen Kompetenzen im bayerischen Mittelstand: Auch kleine und mittelständische Betriebe sollen von der Digitalisierung profitieren. Das Förderprogramm Digitalbonus wird aufgestockt und die Ausbildungsberufe werden an die digitalisierte Arbeitswelt angepasst. Weiterbildungen für die Arbeitswelt 4.0 werden gefördert.
6. Eroberung von Schlüsselfeldern digitaler Technologien und Anwendungen: Künstliche Intelligenz, Assistenzrobotik und 3DDruck werden zu Schlüsselfeldern erklärt. Auch in den Bereichen Landwirtschaft, Umwelt- und Klimaschutz sowie Landmanagement bieten sich Projekte zur Digitalisierung an. Das Zentrum Digitalisierung Bayern wird durch die Aufnahme neuer Themenplattformen weiterentwickelt.
7. Der Freistaat wird Leitregion für intelligente digitale Mobilitätskonzepte: Forciert wird das Thema autonomes Fahren über die Erprobung auf dem digitalen Testfeld A9. Vernetzte Mobilität heißt vor allem auch Verbraucherfreundlichkeit im Bereich der öffentlichen Verkehrsmittel, z.B. e-Ticketing oder dynamische Verkehrsinformationen und im Bereich Straßenverkehrsinfrastruktur, z.B. was Planung und Bau anbelangt.
8. Bayern wird weltweit Spitzenstandort für Digitale Medizin und Pflege: An den Universitätskliniken soll der Bereich der digitalen Medizin ausgebaut werden. Auch im Bereich Pflege sind kreative Angebote wie der intelligente Umbau einer Wohnung für das Leben daheim bis ins hohe Alter zu erarbeiten.
9. Mit E-Government wird Bayern Spitze bei moderner und digitaler Verwaltung: Der Staat soll Dienstleister für den Bürger sein. Bis 2030 soll eine durchgängig digitale Verwaltung aufgebaut werden.
10. Der Mensch wird in den Mittelpunkt der digitalen Welt gestellt: Jeder soll Gewinner der Digitalisierung sein. Deshalb werden Unterstützungsangebote insbesondere für ältere Menschen und Menschen mit Behinderung benötigt. Ziel ist eine barrierefreie Gestaltung aller Verfahren. Außerdem soll die Digitalisierung durch insgesamt 13 BayernLabs im ländlichen Raum erlebbar gemacht werden.
Bayerischer Gemeindetag fordert schlüssiges Konzept
In einer ersten Stellungnahme hat der Bayerische Gemeindetag den vom Ministerrat beschlossenen Masterplan grundsätzlich begrüßt, fordert aber ein schlüssiges Konzept der Staatsregierung, wie die Digitalisierung in den Schulen umgesetzt werden soll. „Es reicht nicht aus, die Schulen nach und nach mit schnellen Internetverbindungen zu versorgen und da und dort digitale Tafeln an die Wand zu schrauben oder die Schüler mit Tablets auszustatten. Wir brauchen ein Gesamtkonzept, wie Bildung in Zukunft vermittelt werden soll“, betonte Gemeindetagspräsident Dr. Uwe Brandl.
Derzeit gibt es Brandl zufolge kein einheitliches Vorgehen der Schulen bei ihrer Digitalisierung und es hängt oftmals vom persönlichem Engagement der Schulleitung und einzelner Lehrer ab, ob moderne Technik und Medien in die Klassenzimmer Einzug halten. „Der Freistaat sollte ein milliardenschweres Digitalisierungskonzept für Schule und Bildung auflegen, damit überall im Freistaat gleiche Bildungschancen für die Schülerinnen und Schüler besteht. Es darf nicht sein, dass es von der Haushaltslage der jeweiligen Kommune abhängt, ob moderne Technik angeschafft wird oder nicht. Außerdem müssten alle Lehrerinnen und Lehrer über neuzeitliche Medienkompetenz und zeitgemäße Lehrstoffvermittlung mittels digitaler Medien geschult werden. Und zwar ohne Ausnahmen.“
Von der Bayerischen Staatsregierung vorgesehene Maßnahmen wie die Einführung des digitalen Klassenzimmers, Informatik-/Informationstechnologie als Pflichtfach an allen weiterführenden Schulen sowie die Qualifizierungsoffensive für die Lehrkräfte in der Informatik sieht der Bayerische Gemeindetag als richtigen ersten Schritt hin zu einer zukunftsfähigen Schule. Er kritisiert aber das Fehlen eines schlüssigen Gesamtkonzepts des Kultusministeriums.
Präsident Brandl: „Punktuelle, nicht aufeinander abgestimmte Maßnahmen bergen die Gefahr, dass – wie in der Vergangenheit – gut gemeinte Ansätze wirkungslos bleiben.“ Benötigt werde ein Konzept aus einem Guss, damit sich Schüler, Lehrkräfte und die Gemeinden und Städte als Sachaufwandsträger der Schulen fit für die digitale Zukunft machen können.
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