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(GZ-14-2017)
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► Dr. Ludwig Jö­ris­sen / Zentrum für Son­nen­en­er­gie- und Was­ser­stoff-For­schung BW (ZSW):
 
Clean Power Net – Starkes Bündnis für eine zu­ver­läs­si­ge und um­welt­freund­li­che Strom­ver­sor­gung aus der Brenn­stoff­zel­le

SD Joerissen

Dr. Ludwig Jö­ris­sen, ZSW Ba­den-Würt­tem­berg. RED

Clean Power Net (CPN) ist ein offener, bun­des­wei­ter und bran­chen­über­grei­fen­der Zu­sam­men­schluss von Un­ter­neh­men entlang der ge­sam­ten Wert­schöp­fungs­ket­te. 2010 wurde das Netz­werk von 12 Un­ter­neh­mern ge­grün­det, um den Einsatz der Brenn­stoff­zel­len­tech­no­lo­gie nach­hal­tig zu fördern. In­itia­tor ist die NOW GmbH Na­tio­na­le Or­ga­ni­sa­ti­on Was­ser­stoff- und Brenn­stoff­zel­len­tech­no­lo­gie mit der Un­ter­stüt­zung des Baye­ri­schen Staats­mi­nis­te­ri­ums für Wirt­schaft, In­fra­struk­tur, Verkehr und Tech­no­lo­gie. 

Durch Wis­sens­aus­tausch und die klare Aus­rich­tung ge­mein­sa­mer In­ter­es­sen werden Kräfte ge­bün­delt. Im Clean Power Net findet heute eine syn­er­ge­ti­sche Zu­sam­men­ar­beit von 23 Un­ter­neh­men statt – trotz zu­neh­men­der Kon­kur­renz­si­tua­ti­on, stark di­ver­si­fi­zier­ter Märkte und un­ter­schied­lichs­ter Brenn­stoff­zel­len­tech­no­lo­gi­en. Ge­mein­sam aber lassen sich Hin­der­nis­se bei der Markt­vor­be­rei­tung und -ein­füh­rung von Brenn­stoff­zel­len in In­dus­trie- und Busi­ness-An­wen­dun­gen leich­ter abbauen. In­no­va­to­ren, Her­stel­ler und An­wen­der von Brenn­stoff­zel­len­tech­no­lo­gi­en agieren Hand in Hand mit For­schungs- und Ent­wick­lungs­in­sti­tu­ten, um die in­ter­na­tio­na­le Wett­be­werbs­fä­hig­keit Deutsch­lands zu stärken.

Brenn­stoff­zel­len wandeln Brenn­stof­fe (Was­ser­stoff = gut spei­cher­bar, Me­tha­nol, Erdgas, Flüs­sig­gas) und Sau­er­stoff (aus der Luft) hoch ef­fi­zi­ent und schad­stoff­frei direkt in Strom, Wärme und Wasser um. Sie bieten in der Strom­ver­sor­gung im Ver­gleich zu kon­ven­tio­nel­len Lö­sun­gen zahl­rei­che tech­ni­sche Vor­tei­le wie eine höhere Le­bens­dau­er, längere Über­brü­ckungs­zei­ten und einen ge­rin­ge­ren En­er­gie­ver­brauch. So weist CPN den Weg in eine ef­fi­zi­en­te, in­tel­li­gen­te und res­sour­cen­scho­nen­de Zukunft.

Die Brenn­stoff­zel­len-Märk­te ver­tei­len sich laut Jö­ris­sen aktuell auf die Bran­chen In­for­ma­ti­ons­tech­no­lo­gie, Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­on, In­dus­tri­el­le Pro­zess­au­to­ma­ti­sie­rung, In­dus­tri­el­le Leit­tech­nik, Ver­kehrs­leit­tech­nik und En­er­gie­ver­sor­gung/Ver­tei­ler­netz­be­trieb.

Die ein­zig­ar­ti­ge Ei­gen­schaft der Brenn­stoff­zel­le, elek­tri­sche Energie auf leise, vi­bra­ti­ons- und ge­ruchs­freie sowie schad­stoff­ar­me oder -freie Art zu er­zeu­gen, er­mög­licht eine Viel­falt von zu­ver­läs­si­gen und si­che­ren System- und Hy­bridsys­tem Ap­pli­ka­tio­nen. Diese Systeme können als Not­strom­ver­sor­gung oder Netzer­satz­lö­sun­gen ein­ge­setzt werden, vor­han­de­ne En­er­gie­ver­sor­gungs­sys­te­me op­ti­mie­ren und er­gän­zen, un­wirt­schaft­li­che und un­öko­lo­gi­sche Lö­sun­gen er­set­zen sowie als Pri­mär­ener­gie­ver­sor­gun­gen in länd­li­chen bzw. „off-grid“ Re­gio­nen fun­gie­ren.

Not­strom­sys­te­me, Netzer­satz­an­la­gen oder Pri­mär­ener­gie­ver­sor­gungs­an­la­gen werden meist mit Ver­bren­nungs-Ge­ne­ra­to­ren aus­ge­rüs­tet, die fossile Brenn­stof­fe wie Diesel oder Benzin ver­brau­chen. Ge­gen­über diesen Sys­te­men zeigen Brenn­stoff­zel­len-En­er­gie­ver­sor­gungs­sys­te­me klare Vor­tei­le:

  • keine Emis­si­on von Schad­stof­fen
  • keine Lärm­ent­wick­lung und keine Vi­bra­tio­nen
  • ge­rin­ger Platz­be­darf
  • ge­rin­ges Gewicht
  • kein Brenn­stoff­dieb­stahl wie bei Diesel und Benzin
  • lange Über­brü­ckungs­zei­ten (Not­strom)
  • lange Le­bens­dau­er bei hohem Wir­kungs­grad
  • ge­rin­ger In­stand­hal­tungs­be­darf
  • höhere Zu­ver­läs­sig­keit im Betrieb
  • Sie sind modular und leicht zu er­wei­tern

Welt­weit gibt es in den „Emer­ging Markets“ ca. 1,2 Mio. Mo­bil­funk-Stand­or­te, die über ein schlech­tes Strom­netz oder gar keinen Strom­an­schluss ver­fü­gen. Heute ver­brau­chen dort Die­sel­ge­ne­ra­to­ren bis zu 20.000 Liter Diesel pro Mo­bil­funk­mast bei teil­wei­se un­be­frie­di­gen­der Ver­sor­gungs­si­cher­heit der Stand­or­te. Brenn­stoff­zel­len-Hy­bridlö­sun­gen sind die um­welt­freund­li­che­re und preis­wer­te­re Lösung und können Die­sel­ge­ne­ra­to­ren dort suk­zes­si­ve er­set­zen.

Der Leis­tungs­be­reich von Pro­duk­ten und Sys­te­men der Clean Power Net-Part­ner liegt bei Brenn­stoff­zel­len-Mo­du­len im kon­ti­nu­ier­li­chen Leis­tungs­be­reich von 350 W bis 33 kW. Die Bat­te­rie­be­triebs­zeit ist ab­hän­gig vom Brenn­stoff und/oder La­ger­be­stän­den. Brenn­stoff­op­tio­nen sind Was­ser­stoff, Me­tha­nol und Propan. Zer­ti­fi­zier­te Module sind ver­füg­bar. Bei schlüs­sel­fer­ti­gen Lö­sun­gen Indoor/Outdoor liegt der Leis­tungs­be­reich zwi­schen 350 W bis 100 kW.

Nach Jö­ris­sens Aus­füh­run­gen wurden deutsch­land­weit bislang 300 Brenn­stoff­zel­len-An­la­gen im Na­tio­na­len In­no­va­ti­ons­pro­gramm Was­ser­stoff- und Brenn­stoff­zel­len­tech­no­lo­gi­en (NIP) in­stal­liert. Konkret be­deu­tet das eine sichere Strom­ver­sor­gung für kri­ti­sche In­fra­struk­tu­ren.

Das bislang wich­tigs­te deutsch­land­wei­te Re­fe­renz­pro­jekt von CPN besteht über sein Mit­glied BOS-Net-Bran­den­burg. Im Land Bran­den­burg ge­währ­leis­ten 116 bereits in­stal­lier­te und fern­über­wach­te Brenn­stoff­zel­len­sys­te­me die Not­strom­ver­sor­gung für das bun­des­weit ein­heit­li­che Di­gi­tal­funk­netz der Be­hör­den und Or­ga­ni­sa­tio­nen mit Si­cher­heits­auf­ga­ben (BOS). Das NIP fun­gier­te bei diesem Projekt als Co-Fi­nan­cier. E-Plus wie­der­um er­rich­te­te im nord­rhein-west­fä­li­schen Büren eine netz­aut­ar­ke Mo­bil­funk­sta­ti­on mit Brenn­stoff­zel­len. Hierbei handelt es sich um eine schlüs­sel­fer­ti­ge Lösung. 

Fakt ist: Das In­ter­es­se an Brenn­stoff­zel­len für die Not­strom­ver­sor­gung wächst bran­chen­über­grei­fend. Denn die Tech­no­lo­gie kann bei­spiels­wie­se auch bei IT-Ser­vern, in Kran­ken­häu­sern, Banken, Flut­warn­sys­te­men oder in der Leit- und Steu­er­tech­nik in der In­dus­trie­pro­duk­ti­on ein­ge­setzt werden. Zudem ist der Einsatz von Brenn­stoff­zel­len auch bei kleinen In­sel­net­zen („Mi­cro­grids“) möglich. Dazu zählen Hotels, Resorts, Gewerbe sowie kleine An­sied­lun­gen und Dörfer. 

 RED

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