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(GZ-17-2018)
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► Halbjahresbilanz der Volks- und Raiffeisenbanken:

 

Im Freistaat weiter auf Wachstumskurs

 

Die bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken haben ihren erfolgreichen Wachstumskurs aus dem Jahr 2017 auch in der ersten Hälfte des laufenden Jahres fortsetzen können und werden ihn auch im weiteren Jahresverlauf beibehalten. Allerdings, so erläuterte Jürgen Gros, Präsident des Genossenschaftsverbandes Bayern (GVB), werde das Ergebnis wohl trotzdem etwas geringer ausfallen als im Vorjahr. 2018 werde kein sehr gutes, wohl aber ein zufriedenstellendes Geschäftsjahr werden. Heftige Kritik übte Gros an überzogenen Verbraucherschutzregeln und der weiter wachsenden Bürokratie.

Die gute Entwicklung basiert nicht zuletzt auf der robusten Konjunktur, vor allem in Bayern, „wo die regionale Wirtschaft weiter auf Expansionskurs ist“. Das Wachstum spiegelt sich besonders in der addierten Bilanzsumme der 244 bayerischen Genossenschaftsbanken. Sie legte in den ersten sechs Monaten in der Berichtszeit um 1,5 % auf 162,5 Mrd. Euro zu. In der ersten Hälfte des Vorjahres hatte es ein Plus von 4,3 % auf 160,1 Mrd. Euro gegeben. Das Wachstum werde, wenn nichts Außergewöhnliches passiert, auch in der zweiten Jahreshälfte anhalten.

Im ersten Halbjahr 2018 hat besonders zu dieser Entwicklung das Kreditgeschäft beigetragen, das um 2,8 % auf 99,2 (Vorjahreszeit: 96,5) Mrd. Euro zulegte. In diesem Bereich wuchsen am stärksten die Firmenkredite, die ein Plus von 4,2 % auf 48,3 % verzeichneten, worin Gros eine Verfestigung der Verankerung der Volks- und Raiffeisenbanken im Mittelstand sieht. Im ersten Halbjahr 2017 hatte es ein Plus von 3,8 % gegeben. Allerdings muss man die Zunahme im Kreditgeschäft differenziert sehen. So legten die Ausleihungen in der Baubranche um 7,4 % zu, im verarbeitenden Gewerbe um 3,8 %, im Gastgewerbe um 4,4 % und in der IT-Branche um 4,5 %. Dagegen stagniert die Kreditvergabe im Handwerk. Gros sieht die Ursachen dafür einmal in der Kapitalstärke des Handwerks, die Investitionen aus Eigenmitteln ermögliche, und zum anderen in der Vollauslastung der Betriebe, die kaum Zeit für Investitionen lasse.

Privatkundensegment

Im Privatkundensegment nahm das Kreditvolumen um 600 Mio. Euro oder 1,3 (Vorjahreszeit: 1,6) % auf 47,6 Mrd. Euro zu. Damit, so Gros, haben die Genossenschaftsbanken erstmals mehr Firmen- als Privatkundenkredite ausgereicht. Interessant bei den Privatkundenkrediten: Die Kredite an Wohnungsbauer allein legten um 2,6 % auf 800 Mio. Euro zu, doch nahmen die Verbraucherkredite um 200 Mio. Euro ab, so dass sich per Summe das erwähnte Plus von 600 Mio. Euro ergibt. Gros: „Vor allem die gute Beschäftigungs- und Einkommenslage in Bayern hat das Volumen der Verbaucherkredite etwas schrumpfen lassen.“ So waren denn auch die privaten Dispo-Kredite um 5,3 % rückläufig.

Stabiles Einlagengeschäft

Dafür, dass das Einlagengeschäft stabil verlief, haben vor allem die Privatkunden gesorgt. Das Volumen der Einlagen, auch Kundengelder genannt, nahm leicht um 1,1 % auf 125,5 Mrd. Euro zu. In der Vorjahreszeit waren es 124,1 Mrd. Euro (+3,5 %) gewesen. Die Abschwächung beruhe auf den gestiegenen Einkommen und der zuletzt höheren Sparquote von über 10 %. Die Privatkunden parkten ihre Einlagen zu etwa 60 % auf Girokonten, um jederzeit flüssig zu sein, und weil sie auf eine baldige Zinserhöhung hofften. Ende 2010 wurden erst 37 % der Spargelder auf Girokonten geparkt. Der GVB-Präsident sieht in dieser Entwicklung ein Anzeichen dafür, dass das Gefühl für Zinsen und den Wert des Geldes abnimmt. Das sei nach Jahren der Niedrigzinspolitik sehr bedauerlich, beklagte er. Das außerbilanzielle Einlagengeschäft (z.B. Erwerb von Wertpapieren, die ins eigene Depot wandern) verläuft sehr verhalten.

Für das zweite Halbjahr 2018 sei die Stimmung positiv und mit weiterem Wachstum zu rechnen, sowohl im Einlagen- als auch im Kreditbereich. Allerdings hinterlasse die Niedrigzinspolitik Bremsspuren beim Ertrag. Das Zinsergebnis, das in der Regel zu etwa zwei Drittel zum Gesamtergebnis beiträgt, werde geringer ausfallen als in der Vorjahreszeit. Dieses Minus sei durch die Provisionserträge, zu denen auch die (gestiegenen) Bankgebühren zählen, nicht mehr auszugleichen. Wegen der abnehmenden Margen brächten auch höhere Einlagen kaum noch einen Ergebnisbeitrag. Zudem stiegen die Kosten wieder leicht an, wodurch die Aufwands- und Ertragsrelation (CIR) zwar von 64 % im Vorjahr auf 65 steige, was aber immer noch ein hervorragender Wert sei.

Zufriedenstellendes Ergebnis

Auch durch weitere Fusionen – heuer wird es 18 nach 8 im Vorjahr geben, im nächsten Jahr vermutlich noch weniger – sei das Ergebnis kaum zu verbessern. Das Betriebsergebnis von 2017 mit 1,48 nach 1,46 Mrd. Euro in 2016 sei nicht mehr zu erreichen, auch wenn es wohl keine Risikobelastungen geben werde, sagte Gros voraus. Dennoch sei man mit dem erreichten Ergebnis durchaus zufrieden. Die der EZB-Politik geschuldeten Bremseffekte im Zinsergebnis ließen sich einfach durch Wachstum und Kostenmanagement nicht vollständig ausgleichen.

Sehr unzufrieden ist der GVB mit den „immer überzogeneren“ Verbraucherschutzregeln, an denen nach einer Umfrage bei den eigenen Banken die Kunden wenig Interesse hätten. Viel zu oft fühlten sich die Verbraucher durch die oft praxisfernen Regeln nicht geschützt, sondern bevormundet, verunsichert und besonders bei der Wertpapieranlage eingeschränkt. Gros: „Die Kunden versinken in einer Informationsflut.“

Kostenfaktor Verbraucherschutz

Besonders schlimm und irreführend seien Jahresmitteilungen, weil sie auch dann vorgeschrieben seien, wenn sich nichts geändert habe. Auf heftige Kritik stoßen auch die jetzt vorgeschriebenen Telefonaufzeichnungen von Beratungsgesprächen mit den Kunden. Wegen der hohen Kosten der Verbraucherschutzmaßnahmen reagieren manche Genossenschaftsbanken bereits mit einer Einschränkung ihres Beratungs- und Produktangebots, „obwohl in Zeiten negativer Renditen der Bedarf an qualifizierter Anlageberatung insbesondere für die Altersvorsorge groß ist“. Beim GVB sieht man denn auch eine Hauptaufgabe in der Schulung des Personals für die Anlageberatung, „damit der Kunde nicht sich selbst und dem Online-Geschäft überlassen bleibt.“

Zum Schluss des Pressegesprächs wartete Gros noch mit einer Art Polit-Schmankerl auf. Die Volks- und Raiffeisenbanken haben nämlich per Befragung einen Heimatindex entwickelt, der Auskunft darüber gibt, wie wohl sich die Bayern in Bayern fühlen. Obwohl die Ergebnisse noch eigens veröffentlicht werden sollen, gab Gros als Kernergebnis bekannt, dass die Menschen in Bayern mit ihrem Bundesland sehr zufrieden sind, auch wenn es Abstriche bei der Verkehrsinfrastruktur und der Sicherheit gebe. Dabei sei zu berücksichtigen, dass sich der Anspruch an die Regierenden auf einem sehr hohen Niveau bewege. In keinem anderen Bundesland seien bei ähnlichen Umfragen höhere Indexwerte erzielt worden.

DHG

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