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(GZ-17-2018)
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► „Banken-Gipfel“ in Frankfurt/Main:

 

Banken im Umbruch

 

Die Finanzwelt befindet sich in einem äußerst dynamischen Umfeld. Somit erfordern rasante Innovationen es, Banking immer neu zu erfinden. Einsichten und die Kommunikation zwischen CEOs, Fintechs und Politik sind dabei entscheidend. Bei der Handelsblatt Jahrestagung in Frankfurt/Main wurden Innovatoren und Macher der Branche zusammengebracht, um Wege für das neue Banking aufzuzeigen.

DSGV-Präsident Helmut Schleweis warb dafür, gemeinsam aus der deutschen Kreditwirtschaft heraus die Stärke des deutschen Finanzmarkts mit Selbstbewusstsein zu vertreten. Deutschland habe im internationalen Vergleich einen der stabilsten und leistungsfähigsten Finanzmärkte.

Aus seiner Sicht wird es immer deutlicher, „dass wirtschaftliche und gesellschaftliche Stabilität keine Selbstverständlichkeit sind“. Die Finanzwirtschaft und insbesondere gemeinwohlorientierte Sparkassen sieht er hier in einer besonderen Verantwortung.

„Der Wunsch der breiten Bevölkerung auf wirtschaftliche und damit auch gesellschaftliche Teilhabe ist spürbar“, erläuterte Schleweis. Dieser richte sich immer stärker auch an Sparkassen: „Ich erwarte, dass dieser Anspruch sogar noch zunehmen wird, je mehr die Digitalisierung Wissen und Chancen neu – und eben auch ungleich – verteilt. Sparkassen müssen in diesen Zeiten vor allem wirtschaftliche Sicherheit geben. Es geht mit unserem regionalen Engagement aber weit hinein in gesellschaftliche und soziale Bezüge.“

Plädoyer für gute Anlageberatung

Vermögenswerte wie Immobilien, Aktien und Fonds seien in den vergangenen Jahren bereits deutlich stärker gestiegen als Löhne, Gehälter – und vor allem als Spareinlagen. „Das liegt nicht zuletzt an der expansiven Geldpolitik“, hob der DSGV-Präsident hervor. „Sie begünstigt diejenigen, die über hohe Realwerte verfügen und hohe Risiken in Kauf nehmen können. Wer hingegen nur aus seinem Einkommen heraus spart, kann hier meist nicht mithalten.

Deshalb ist es so wichtig, dass die breite Bevölkerung sehr viel stärker in Wertpapieren spart. Jeder Kunde hat ein Recht auf eine solche Wertpapierberatung. Unsere Verantwortung ist es deshalb, flächendeckend in Deutschland eine gute Anlageberatung anzubieten.“ „Wir brauchen in diesem Land viel Veränderung, beispielsweise hin zu digitalen Geschäftsmodellen. Und auch mit Blick auf die Geschäftsmodelle der Kreditwirtschaft sprechen wir oft von den Chancen der Digitalisierung. Aber das ist nicht die Alltagserfahrung vieler Kunden“, fuhr Schleweis fort. Digitalisierung bedeute deshalb für die Sparkassen, Bedienkomfort und Sicherheit zusammenzubringen. „Da unterscheiden wir uns fundamental von anderen Wettbewerbern, etwa im Payment-Bereich.“

Mit Kwitt habe man bereits ein P2P-Verfahren eingeführt, das genauso einfach wie WhatsApp funktioniert, aber die von Sparkassen-Anwendungen gewohnte Datensicherheit biete und nicht Zahlungsgewohnheiten gegen den Willen von Kunden ausforscht. Zudem sei eine eigene App Mobiles Bezahlen eingeführt worden, damit Kunden mit ihrem Smartphone auf dem international gültigen NFC-Standard bezahlen können, sich damit aber nicht zugleich der Datenausforschung globaler Internetkonzerne aussetzen müssen.

Kwitt gemeinsam nutzen

Schleweis zufolge „wissen auch wir als Marktführer mit rund 50 Millionen Privatkunden, dass erfolgreiche Angebote möglichst viele Mitanbieter brauchen, gerade im Payment-Bereich. Deshalb laden wir Anbieter von Zahlungsdiensten ein, mit uns gemeinsam Kwitt zu nutzen. Die Sparkassen können hier mit der genossenschaftlichen Finanzgruppe bereits 1 Million Kunden einbringen.“

Nach Auffassung des DSGV-Präsidenten „muss der regionalen Entwicklung in Deutschland, gerade in den strukturschwachen Regionen, wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden“. Dies sei ein entscheidender wirtschaftlicher Faktor. Die Sparkassen sähen es als eine der wichtigen Zukunftsaufgaben, die wirklich strukturschwächeren Räume wirtschaftlich zu entwickeln. Freilich „können wir als Sparkassen dies nicht allein“, gab Schleweis zu bedenken. „Denn dazu gehört mehr als eine Sparkassenfiliale, nämlich der Arzt vor Ort, die Busanbindung, der Breitbandausbau, eine gezielte Ansiedlungspolitik, eine ausgewogene Bevölkerungsstruktur und vieles mehr. Diesen breiteren Blick wollen wir mit anderen gemeinsam entwickeln. Die Kommunen als unsere Träger sind dabei unsere wichtigsten Verbündeten.“

Die Menschen ernst nehmen

Fazit: „Unsere Herausforderung und Aufgabe als Sparkassen ist es, relevante Angebote für mindestens 50 Millionen Menschen und für drei Viertel aller deutschen Unternehmen zu schaffen. Diese Menschen und Unternehmen sind sehr unterschiedlich, aber man kann sie gewinnen, wenn man ihnen nah ist, ihnen zuhört und sie alle – unabhängig von Einkommen, Vermögen oder Status – ernst nimmt. Das können Sparkassen. Deshalb haben wir eine so hohe Bindungs- und Integrationskraft. Dies zu erhalten, wird unsere wichtigste Zukunftsaufgabe sein. Und dies ist auf lange Sicht wohl wichtiger als manche kurzfristige betriebswirtschaftliche Optimierung.“

Wie Deutsche Bank-Chef Sewing und Commerzbank-Chef Zielke im Anschluss erläuterten, richteten Deutsche Bank und Commerzbank die Weiterentwicklung ihres Geschäftsmodells vor allem an neuen Technologien aus. Beide Institute beabsichtigen vor allem durch Leistungen für Firmenkunden zu wachsen und plädieren für einen einheitlichen europäischen Finanzmarkt. Nur so könnten auch in Deutschland wieder einheimische Champions entstehen.

Die genossenschaftlichen Banken investieren aktuell vor allem in Omnikanalangebote und eine zentrale Vertriebsplattform. Auch das Kernbankensystem muss überholt werden. Doch aus Sicht der Volks- und Raiffeisenbanken ist Digitalisierung an sich noch kein Wert - sie wollen auch weiterhin persönlich vor Ort erreichbar bleiben.

DK

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