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(GZ-6-2019)
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► Verleihung des Bayerischen Holzbaupreises:

 

Baustoff mit Zukunft

 

Sechs herausragende Holzbauten sind von Forstministerin Michaela Kaniber in München mit dem Bayerischen Holzbaupreis ausgezeichnet worden. Zudem erhielten sieben weitere der insgesamt 193 eingereichten Projekte eine Anerkennung. Wie Kaniber unterstrich, „hat das Bauen mit Holz Zukunft, das zeigen die Preisträger eindrucksvoll. Der ökologische Baustoff Holz mit seinen hervorragenden Eigenschaften ist bei Architekten und Bauherren beliebt wie nie zuvor.“

GZ 06 Holzbaupreis

Unser Bild zeigt von links: Waldkönigin Johanna Gierl, Stefan Degle, Ministerin Michaela Kaniber, Stephan Rauch, Andreas Matievits, Martin Goldbrunner, Lydia Haack (Jury-Vorsitzende) und Felix Bembé. Bild: Seyfarth/StMELF

Mit jeweils 1.500 Euro wurden die vier Sieger-Projekte bedacht. Der Neubau des Kindergartens St. Laurentius in Neustadt an der Donau (Landkreis Kelheim), lädt über sein farbiges Entrée ins Innere ein. Nach dem Betreten gelangt man in ein hölzernes Foyer mit einem lichtdurchfluteten freundlichen Innenhof, um diese staffeln sich über zwei Etagen die Gruppenräume. Die Sichtflächen des hölzernen Gehäuses, zum Teil fein texturiert, geben dem großen Gemeinschaftsraum viel Wärme und bestechen durch die klare und präzise Detaillierung.

Ein ebenfalls prämiertes Einfamilienhaus in Herrsching (Landkreis Starnberg) besticht durch seinen knappen klaren Baukörper, der der Länge nach in Blickrichtung See positioniert ist. Dem natürlichen Verlauf des Hanges folgend, sind die Raumzonen abgestuft organisiert, so dass sich eine Höhenstaffelung in Richtung See ergibt. Im Inneren ist der Bau so durchlässig gestaltet, dass die gesamte Länge des Hauses aus einer Perspektive erfasst werden kann. Dadurch werden Wohnräume voller Transparenz und Leichtigkeit geschaffen, was auch durch die großflächigen Glasfenster unterstützt wird.

Durch eine Aufstockung mit Wand-, Decken- und Dachelementen aus massivem Brettsperrholz wurde in Königsbrunn (Landkreis Augsburg) eine Beton-Doppelgarage in ein Bürohaus mit einzigartigem Charakter verwandelt. Die Komposition aus Alt und Neu, mit einem Eingang durch das ehemalige Garagentor, hellen Arbeitsräumen mit raumbreiter Verglasung und einem 45 Grad-Pultdach, liefert ein hervorragendes Beispiel für die Möglichkeiten der Nachverdichtung im urbanen Raum durch einen kreativen Umgang mit dem Vorhandenen.

Alpenländisches Bauen modern interpretiert

Ein ausgezeichnetes Gemeinschaftsprojekt in Garmisch-Partenkirchen, das alpenländisches Bauen modern interpretiert, überzeugt zunächst durch die sensible Ergänzung des Ortsbildes, verdichtetes Bauen und durch nachhaltiges Bauen mit Holz. Die mit Brettsperrholz ausgeführten Reihen- und Doppelhäuser sowie teilweise Geschosswohnungsbauten umschließen einen gemeinschaftlich genutzten Anger, dessen Blickachse auf die Pfarrkirche und einen Ausläufer des Kramerspitz ausgerichtet ist. Die Fassadengestaltung orientiert sich an der im Alpenraum traditionell üblichen Holzbauweise.

Sonderpreise in Höhe von 1.000 Euro bekamen ein temporärer Eingangs- und Ausstellungspavillon für die Alte Pinakothek in München sowie der Neubau einer Kirche mit außergewöhnlicher Formensprache in Holzkirchen (Landkreis Miesbach). Das erste Projekt ist ein Paradebeispiel dafür, dass sich ein temporäres Einsatzkonzept und hohe planerische und handwerkliche Qualität nicht ausschließen. Der klare Kubus mit der schwarzen Fassung der Hülle und den entstehenden Lichtwellen gibt dem Bauwerk einen abstrakten Charakter. Die klare und funktionale Gliederung des Innenraums mit den wechselnden Ausblicken fesselt und bindet den Betrachter weit mehr als man dies beim Betreten erwarten kann.

Außergewöhnliche Formensprache 

Der Neubau der Pfarrkirche St. Josef in Holzkirchen besticht wiederum durch seine außergewöhnliche Formensprache und Materialität. Die anspruchsvolle Tragkonstruktion der kegelstumpfartigen Kirchengebäude zeigt die aktuellen technologischen Möglichkeiten im Ingenieurholzbau. Auch komplexe und anspruchsvolle Geometrien können mit dem Baustoff Holz realisiert werden. Der Innenraum lebt von der sichtbaren Gitterschalenkonstruktion mit ihren hochpräzise ausgeführten Knotenpunkten. Dadurch entsteht eine beeindruckende räumliche Qualität.

Eine Anerkennung erhielt u.a. der Wiederaufbau der Hofstelle Stiegler in Cadolzburg/Gonnersdorf. Die neu auf der alten Hofstelle errichteten Gebäude fügen sich mit überzeugender Klarheit hinsichtlich Proportion und Dachform zu einem städtebaulich gelungenen Ensemble. Die neu in Holzbauweise errichteten Wohnund Wirtschaftsgebäude sind sowohl konstruktiv als auch auf der Detailebene nach der jeweiligen Nutzung fein ausdifferenziert und geben der Hofstelle ein vollkommen neues und in sich stimmiges Gesicht.

Die Verwendung des Baustoffes Holz ermöglicht einen hohen Vorfertigungsgrad und eine kurze Bauzeit – ideal für die Errichtung von kurzfristig benötigtem Wohnraum. Die Wohngebäude für Asylbewerber in Zolling an der Amper zeigen musterhaft, wie Wohnraum kostengünstig, schnell und mit einer hohen architektonischen Qualität in Modulbauweise errichtet werden kann. Die ruhig gegliederte Fassade mit dem umlaufenden Balkon verleiht den Gebäuden ein stimmiges Erscheinungsbild.

Der Neubau des Gründerlabors Würzburg überzeugt durch seine klare Formensprache und ansprechende Außenraumgestaltung. Die Tragkonstruktion aus Brettschichtholz in Kombination mit einer bedruckten Polycarbonatpaneele bildet den Raum für die eingestellten Boxen. Durch die transparente Hülle wird die Holz-Tragkonstruktion auch im öffentlichen Raum wahrnehmbar. Das Gebäude besticht weiter durch die ansprechende Innenraumgestaltung und der multifunktionalen räumlichen Nutzungsmöglichkeit.

Bei der Preisverleihung verwies Ministerin Kaniber auf die herausragende Ökobilanz des Baustoffs Holz und seine vielfältigen Einsatzbereiche, gerade im urbanen Bauen. Ein Kubikmeter Holz entziehe der Atmosphäre beim Wachsen im Wald eine Tonne Kohlendioxid und spare durch Substitution anderer Baustoffe weitere Treibhausgase ein. Die Digitalisierung werde zudem dem Bauen mit Holz weitere Türen öffnen, da sie die Herstellung individueller Bauteile wirtschaftlicher ermögliche.

Der Holzbaupreis wird seit 1978 alle vier Jahre vergeben. Er ist ein Gemeinschaftsprojekt des Forstministeriums, des Landesbeirats Holz Bayern und proHolz Bayern, unterstützt durch die Bayerische Architektenkammer und die Bayerische Ingenieurekammer-Bau. 

DK

 

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