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(GZ-6-2019)
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► Würzburg:

 

Entwässerungsbetrieb führt integriertes Managementsystem ein

 

540 Kilometer Kanalleitungen, 50 Regenrückhaltebecken, eine komplexe Infrastruktur unter der Erde – der städtische Entwässerungsbetrieb ist ein „Hightech-Dienstleister für die Region“, wie es der ehemalige Werkleiter Professor Christian Baumgart formuliert. Wenn nur einer der etwa 200.000 Menschen in der Region eine Toilettenspülung drückt oder Waschwasser in den Abfluss lässt, ist es Aufgabe des Entwässerungsbetriebs, das Abwasser zum Klärwerk in die Mainaustraße zu transportieren. 

GZ 06 zertifizierung

Freuen sich über die Zertifizierung des Entwässerungsbetriebs. V.l.: Oliver Menz (Kanalbetrieb), Klaus Lurz (Verfahrenstechnik Klärwerk), Eberhard Oehler (Leiter Kanalbetrieb), Christine Neuland (Abteilungsleiterin Kanalbetrieb und Klärwerk), Prof. Christian Baumgart (ehem. Werkleiter), Benjamin Schneider (Werkleiter Entwässerungsbetrieb), Jörg Roth (stv. Werkleiter Entwässerungsbetrieb). Bild: Claudia Lother

Das Kanalnetz ist über Jahrhunderte gewachsen, wird ständig bedarfsgerecht angepasst und sorgt dafür, dass bei starkem Niederschlag das Regenwasser in die Bäche und das Schmutzwasser in die Kläranlage läuft. Zentrale Aufgabe des Entwässerungsbetriebs sind nicht nur Auffangen von Regenwasser, Reinigen von jährlich 20 Millionen m³ Abwasser und Betreiben der Kanäle, sondern ganz besonders der Hochwasser- und Gewässerschutz. Täglich sorgen die 120 Mitarbeiter für Klarschiff unter Würzburgs Oberfläche und stellen durch die geregelte Abwasserreinigung das ökologische Gleichgewicht der Gewässer sicher – für die Stadt Würzburg wie auch 16 Umlandgemeinden. Getreu dem Motto „Wir haben eine große Aufgabe, können aber immer noch besser werden“, hat sich der EBW einem integrierten Umwelt- und Qualitätsmanagement unterzogen und sich vom TÜV Süd zertifizieren lassen.

„Wir machen damit die Betriebsabläufe noch transparenter, vermeiden Parallelstrukturen, organisieren schlanker und perfektionieren die Prozesse“, erklärt Werkleiter Benjamin Schneider. „Das integrierte Managementsystem trägt dazu bei, Ressourcen wie Material, Energie oder Wasser effizienter einzusetzen und die Umweltauswirkungen der Betriebstätigkeit zu reduzieren.“ Nötig waren dazu tausende von Arbeits- stunden neben den normalen Betriebsabläufen zur Dokumentation der Prozesse und Entwicklung von effektiven Strategien.

Ein paar Beispiele: Permanent werden Kamerafahrzeuge in den Kanälen Würzburgs eingesetzt, um Schäden zu erfassen. Diese Schäden werden nun nach einem festen System dokumentiert. Dieses fließt zur Behebung sofort in einen geregelten Arbeits- und Wirtschaftsplan ein. Damit kein Tropfen verunreinigtes Abwasser in den wertvollen Main gerät. Oder: Kanalreiniger stellen täglich eine Vielzahl von kaputten Steigeisen in den Kanalzugängen fest und melden diese. Taten sie dies bisher per Telefon, wurde nun ein fester Ablauf vereinbart, mit dem alle Meldungen auf gleiche Weise dokumentiert werden. So wird sichergestellt, dass die Stolperfallen baldmöglichst behoben werden. Ein wichtiger Beitrag für die Arbeitssicherheit.

Verbesserte Arbeitsprozesse 

Mitgearbeitet haben an dem Managementsystem alle 120 Mitarbeiter des Entwässerungsbetriebs, von der Mülltrennung bis in die Werkstätten wurden alle Arbeitsprozesse dokumentiert, überprüft und verbessert. „Eine riesige Aufgabe“, sagt Professor Christian Baumgart, unter dessen Leitung die Zertifizierung begonnen wurde. In einer kleinteiligen Arbeit innerhalb von nicht ganz zwei Jahren wurde die Zertifizierung unter Mitwirkung eines Berliner Fachbüros nun abgeschlossen. Das integrierte Umwelt- und Qualitätsmanagementsystem des EBW basiert in allen Bereichen auf DIN-Vorschriften, wie die Abteilungsleiterin Kanalbetrieb und Klärwerk, Christine Neuland, erklärt. Auf Basis dieser DIN-Vorgaben nahm der TÜV Süd das Managementsystem nach einwöchigen Audits im Betrieb ab. Ausruhen auf dem Zertifizierungszeugnis kann sich der EBW aber nicht. Qualitätsmanagementbeauftragter Klaus Lurz wird weiterhin jedes Jahr die Arbeitsprozesse begutachten und interne Audits organisieren. „Es ist eine fortlaufende Arbeit, den EBW immer besser und umweltfreundlicher zu machen“, so stellvertretender Werkleiter Jörg Roth.

Umweltmanagement

Früher beschäftigte sich betrieblicher Umweltschutz vor allem mit der systematischen Kontrolle der Umweltauswirkung am Standort, insbesondere mit Hinblick auf die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften. Heute arbeitet ein professionelles Umweltmanagement strategisch: Mit einer ISO 14001 Zertifizierung werden Schwachstellen im Umweltmanagement aufgedeckt und die Grundlage für einen kontinuierlichen und nachweisbaren Verbesserungsprozess geschaffen. Umweltrisiken werden reduziert, natürliche Ressourcen geschont und die Umweltleistung nachhaltig verbessert.

Qualitätsmanagement

Qualitätsmanagement umfasst alle Maßnahmen, Tätigkeiten und Zielsetzungen zur Sicherung und Verbesserung der Produkt- und Prozessqualität. Zu berücksichtigen sind alle gültigen Gesetze, die Wirtschaftlichkeit, Umweltaspekte sowie die Forderungen und Ansprüche aller beteiligten Interessensgruppen (wie Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten uvm.).

Ein wesentlicher Effekt eines Qualitätsmanagements ist die Standardisierung der organisato- rischen Prozesse. Die strukturierte Aufbereitung der Arbeitsabläufe verleiht dem Betrieb deutlich mehr Ordnung und Transparenz. Prozesse und Abläufe können sachlicher diskutiert und Probleme leichter aufgespürt und identifiziert werden. Insgesamt wird die gezielte Steuerung der Unterneh- mensabläufe deutlich vereinfacht.

Für die Mitarbeiter können die standardisierten Arbeitsbeschreibungen eine große Unterstützung darstellen, insbesondere für Tätigkeiten, die nur unregelmäßig aus- geführt werden müssen. So können z.B. auch neue Mitarbeiter deutlich leichter in die Unternehmensprozesse eingearbeitet werden. Der kontinuierliche Verbesserungsprozess ist ein Grundprin- zip des Qualitätsmanagements, bei dem fortwährend in kleinen Schritten die Unternehmensprozesse überarbeitet werden. Dies trägt langfristig zu effizienteren und effektiveren Arbeitsabläufen bei. Der Qualitätsgedanke muss dazu von allen Prozessbeteiligten gelebt werden. Das kann nur gelingen, wenn es eindeutig festgelegte Abläufe und Handlungsvorgaben gibt und Verantwortung auf jeden einzelnen Beschäftigten übertragen und kontrolliert wird. Ein Qualitätsmanagement trägt somit zur Einführung einer „Qualitätskultur“ bei, um damit sowohl die Effektivität und die Betriebssicherheit als auch die Zufriedenheit der Bürger zu steigern. 

 

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