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(GZ-1/2-2020)
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► Gemeinsames Impulspapier von VKU, AGFW, BEE und BVG:

 

Wärmenetze mit Tiefengeothermie ausbauen!

 

In Deutschland sind aktuell 37 Tiefe Geothermie-Anlagen in Betrieb, die circa 1,2 TWh klimaneutrale Wärme pro Jahr erzeugen. Die Tiefengeothermie trägt damit bereits heute erheblich zur Vermeidung von Treibhausgasemissionen und weiterer Luftschadstoffe bei. Um die Emissionsminderungsziele des Bundes-Klimaschutzgesetztes einzuhalten, bedarf es jedoch zusätzlicher Impulse für die Bereitstellung von klimaneutraler Wärme, wie der Verband kommunaler Verbände e.V. (VKU), der Energieeffizienzverband AGFW, der Bundesverband Erneuerbarer Energie e.V. (BEE) und der Bundesverband Geothermie e.V. (BVG) in einem gemeinsamen Positionspapier darlegen.

Das Leibniz Institut für Angewandte Geophysik (LIAG) beziffert das technische Potenzial der auf Basis von Tiefengeothermie bereitgestellten Wärme bis zum Jahr 2050 auf bis zu 100 TWh pro Jahr. Dies entspricht der Hälfte der Energiemenge, die derzeit für die Bereitstellung von Wärme mit Erdöl aufgewendet wird.

In ihrem gemeinsamen Impulspapier bekennen sich die vier Verbände zu der Zielsetzung, den Ausbau geothermisch bespeister Wärmenetze zu forcieren. Hierzu empfehlen die Verbände folgende Maßnahmen:

1. Eine Novellierung des KWKG mit dem Ziel der Einbindung von Geothermie in Fernwärmenetze. Besonders hervorzuheben sind die Einführung eines EE-Wärmebonus, die Streichung der Transportkapazitätserhöhung als Bedingung für die Wärmenetzförderung bei Netzumstellungen und die Aufnahme der Anbindung Erneuerbarer-Energien-Wärmeerzeugungsanlagen in die Netzförderkriterien des KWKG.

2. Die Berücksichtigung von erneuerbaren Wärmequellen mit höheren Temperaturniveaus im Programm „Wärmenetze 4.0“. Dazu ist die Maximaltemperatur für das Fernwärmenetz in der Wärmenetze-4.0-Förderung zu streichen.

3. Die Verbesserung der KfW-Förderung in dem Programm „EE Premium“ (bzw. perspektivisch im Basis-Programm). Insbesondere sollte die Förderung für den Ausbau von Fernwärmeleitungen deutlich erhöht werden, auf ca. 50 Prozent der Baukosten. Für die Bohrkostenförderung ist es wesentlich, die Beschränkung der förderfähigen Bohrungen pro Projekt (aktuell: vier Bohrungen) aufzuheben und die maximale Förderhöhe von 10 Mio. Euro auf 30 Mio. Euro zu erhöhen sowie die Tiefenbeschränkung von 2.500 Meter entfallen zu lassen.

4. Tiefengeothermische Projekte bedürfen einer verbesserten Absicherung in der Anfangsphase der Investition. Die Etablierung eines Wärmenetztransformations-Fonds ist hierfür geeignet. Mit Blick auf die Geothermie sollten die Mittel zur Reduzierung des Fündigkeitsrisikos, zur Durchführung von seismischen Messkampagnen und zur Erforschung des Tiefen Untergrundes bei nicht fündigen Bohrungen eingesetzt werden.

5. Anreize für eine kombinierte Strom- und Wärmeerzeugung aus Geothermieanlagen im EEG. Dazu bedarf es der Einführung einer Flexibilitätsprämie für kombinierte Wärme- und Stromprojekte. Hierzu zählen weiterhin eine Befreiung des Pumpenstroms von der EEG-Umlage und eine Veränderung bei der Degressionsreglung für die Einspeisevergütung.

6. Für die bedeutenden Wärmesenken in Deutschland sollte ein Masterplan Geothermie erarbeitet werden. Dieser sollte die besonderen Potenziale und Rahmenbedingungen der Tiefengeothermie mit Blick auf Planungszeiträume, Projektrisiken und Technologieentwicklung berücksichtigen, wie es z.B. schon in den Niederlanden erfolgt ist. Er sollte die bisherige Studie zur Stromerzeugung aus Geothermie (TAB Sachstandsbericht 2003) um einen Sachstandsbericht zu den Möglichkeiten geothermischer Wärmebereitstellung ergänzen. Hierbei sollten auch die positiven Effekte auf den Arbeitsmarkt berücksichtigt werden.

7. Die Potenziale der Tiefen- Geothermie sind bisher noch nicht ausreichend bekannt. Dies gilt sowohl für die Energiebranche als auch für die Allgemeinheit. Für eine Berücksichtigung in zukünftigen Investitionsentscheidungen, Gesetzgebungsverfahren aber auch für eine hohe Akzeptanz besteht hier Handlungsbedarf, der nicht ausschließlich durch den kleinen Kreis der gegenwärtigen Betreiber abgedeckt werden kann. Aus diesem Grund sollte eine bundesweite Informationskampagne zum Thema Geothermie durchgeführt werden.

DK

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