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(GZ-8-2020)
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► EU-Erneuerbaren-Ziel:

 

Deutschland auf Kurs

 

Laut aktuellen Zahlen des Umweltbundesamtes (UBA) ist Deutschland auf dem Zielpfad für die Erreichung seines verbindlichen EU-Erneuerbaren-Ziels von 18 Prozent für 2020. 2019 hatten die erneuerbaren Energien einen Anteil von 17,1 Prozent am Bruttoendenergieverbrauch. Im Jahr davor lag der Anteil noch bei 16,5 Prozent. Allerdings entwickelten sich die Sektoren unterschiedlich: Beim Strom stieg der Anteil der Erneuerbaren auf den Rekordwert von 42,1 Prozent. Im Wärmesektor wuchs der Anteil leicht, während er im Verkehr stagnierte.

Im Wärmebereich nahm der Anteil der erneuerbaren Energien von 14,3 auf 14,5 Prozent zu. Im Verkehrssektor verharren die erneuerbaren Energien bei 5,6 Prozent. Zwar wurde etwas mehr erneuerbare Energie produziert, gleichzeitig stieg aber auch der gesamte Energieverbrauch. Der Verkehr ist für gut ein Viertel des Gesamtenergieverbrauchs verantwortlich. In beiden Sektoren geht die Entwicklung kaum voran: Schon in den Vorjahren gab es hier nur eine geringe Steigerung des Erneuerbaren-Anteils.

Der Anteil der Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen stieg 2019 auf den Rekordwert von 42,1 Prozent (2018: 37,8). Gleichzeitig ist der Zubau von erneuerbaren Erzeugungskapazitäten insgesamt rückläufig. Insbesondere die Windkraft an Land leidet unter den Rahmenbedingungen: Die netto neu installierte Leistung der Windenergieanlagen an Land brach von 4,9 GW (Gigawatt) im Rekordjahr 2017 und 2,3 GW im Jahr 2018 auf nur noch 0,9 GW im Jahr 2019 ein.

Seit dem Jahr 2000 wurde nur im Jahr 2008 weniger Windenergie-Leistung an Land installiert. Auch der Anstieg der Installation neuer PV-Anlagen kann diesen Rückgang nicht vollständig kompensieren. Laut UBA sollte sich der jährliche Brutto-Ausbaupfad für den Zeitraum bis 2030 auf mindestens 4 GW pro Jahr erhöhen. Um den Zielen des Übereinkommens von Paris zu entsprechen, wäre ein Ausbau von mindestens 5,5 GW pro Jahr erforderlich.

Wichtiger Wärmesektor

Laut UBA-Präsident Dirk Messner geht Klimaschutz nur mit mehr Energie aus Sonne, Wind und Wasser. Bislang wird die Energiewende aber vor allem durch den Stromsektor getrieben. Der Wärmesektor ist hier leider, ebenso wie der Verkehrssektor, noch nicht auf dem richtigen Pfad.“ Der Wärmesektor sei besonders wichtig, denn er stehe für rund 50 Prozent des Bruttoendenergieverbrauchs. Da Bauen und Sanieren dauert, müssten die gesetzlichen Regelungen für eine erfolgreiche Wärmewende schnell geschaffen werden – etwa im kommenden Gebäudeenergiegesetz.

Zusätzlicher Handlungsdruck

Wie Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, betonte, „ist die Leistungsfähigkeit der Erneuerbaren sehr erfreulich. Allerdings sollten wir uns immer vor Augen halten, dass es sich um eine Momentaufnahme handelt und viele Sondereffekte hineinspielen. Die Rekordzahlen stehen in scharfem Kontrast zur dramatischen Situation beim aktuellen Ausbau von Wind- und PV-Anlagen: Werden die Hemmnisse und Deckel hier nicht zügig beseitigt, ist das 65 Prozent-Ziel bis 2030 kaum zu erreichen.

Die wirtschaftlich schwierige Situation verschärft den Handlungsdruck zusätzlich: Es muss sichergestellt werden, dass weiterhin in den Ausbau der Erneuerbaren investiert wird, damit sie die Energieversorgung von morgen gewährleisten können.“

„Gerade angesichts des wirtschaftlichen Einbruchs durch die Corona-Krise lohnen sich mehr Investitionen in Erneuerbare Energien“, ergänzte Prof. Dr. Frithjof Staiß, geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW).

„Bei der Errichtung von Windenergie- und Solaranlagen bleibt im Vergleich zur Nutzung fossiler Energien ein deutlich größerer Anteil der Wertschöpfung im Land. Das wirkt sich positiv auf die Konjunktur und die Unternehmen aus. Hinzu kommt: Die Investitionen in Erneuerbare-Energien-Projekte sind wenig risikobehaftet – für Investoren, die der derzeit volatile Aktienmarkt abschreckt, eine finanziell lohnende Option.“

Nach Auffassung von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier ist das EU-Erneuerbaren-Ziel von 18 Prozent im Jahr 2020 „greifbar“. „Wir müssen jetzt daran arbeiten, dass wir die Ziele nachhaltig erreichen und den Anteil erneuerbarer Energien weiter ausbauen. Der europäische Green Deal eröffnet wirtschaftspolitische Chancen. Diese Chancen müssen wir nutzen“, unterstrich Altmaier abschließend.

DK

 

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