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(GZ-8-2020)
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► Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften profitierten 2019 von Binnenkonjunktur:

 

Umsatz steigt, Nahwärme liegt im Trend

 

Die 1.029 Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften im Freistaat mit ihren 601.074 Mitgliedern haben 2019 den Rückenwind durch die Binnenkonjunktur verspürt. Entsprechend verzeichnen die Genossenschaften in den meisten Branchen Umsatzzuwächse. Im vergangenen Jahr ist der Umsatz um 3,1 Prozent auf rund 13,1 Milliarden Euro gestiegen, 12,7 Milliarden Euro waren es im Jahr zuvor.

Treiber der Umsatzentwicklung waren in erster Linie die gewerblichen Genossenschaften und die Handelsgenossenschaften. Der Umsatz stieg von 1,14 Milliarden Euro auf 1,21 Milliarden Euro (gewerbliche Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften) und von 4,7 Milliarden Euro auf knapp 5 Milliarden Euro (Handelsgenossenschaften). 

Das Ergebnis aller Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften legte um 5,4 Prozent von 261 Millionen Euro (2018) auf 275 Millionen Euro im vergangenen Jahr zu, teilte der Genossenschaftsverband Bayern (GVB) in München mit. Im vergangenen Jahr gründeten sich 18 Genossenschaften neu. Im Jahr 2018 waren es 14. 2017 gab es 20 Neugründungen und im Jahr 2016 waren es 13. Einen Schwerpunkt im diesjährigen Gründungsgeschehen bildete Oberbayern, wo der GVB neun Neugründungen verzeichnete.

Unter den 256 Energiegenossenschaften zeichnet sich ein Trend ab: In Bayern werden zunehmend Nahwärmegenossenschaften gegründet. Deren Zahl steigt kontinuierlich auf jetzt 82 an – im Jahr 2015 lag ihre Zahl noch bei 71. Unter den insgesamt 18 Genossenschaftsneugründungen 2019 waren fünf neue Nahwärmegenossenschaften, weitere fünf Initiativen sind zur Gründung 2020 auf den Verband zugekommen.

Die meisten Wärmegenossenschaften liegen in Nordschwaben sowie Franken. Innerhalb der Gruppe der Energiegenossenschaften stehen die Nahwärmegenossenschaften inzwischen auf dem zweiten Platz hinter Photovoltaik (102). „Nach Einschätzung des GVB dürfte sich diese Entwicklung in den kommenden Jahren fortsetzen“, sagte GVB-Präsident Jürgen Gros. Ölheizungen haben keine Zukunft, das hat die Bundesregierung in ihrem Klimapaket beschlossen. Ab 1. Januar 2026 dürfen keine neuen Ölheizungen mehr eingebaut werden. Als Ersatz eignen sich Nahwärmekonzepte sehr gut.

Kostengünstige Alternative

Ein klassisches Einsatzgebiet für Nahwärme im Genossenschaftsmodell können Neubauviertel sein. „Denn diese Art der Wärmeversorgung bietet den Nutzern eine kostengünstige Alternative zu fossilen Energieträgern“, erklärte Gros. „Durch erhebliche Verbesserungen im Planungsprozess und technische Weiterentwicklungen ist es gelungen, die Attraktivität von Nahwärmenetzen zu steigern.“

Insgesamt verzeichneten die Energiegenossenschaften einen Umsatzrückgang um 10,9 Prozent auf 360 Millionen Euro (2018: 404 Millionen Euro). Deren Ergebnis legte indes um 21,6 Prozent von 23,2 Millionen Euro (2018) auf jetzt 28,1 Millionen Euro zu, wozu insbesondere erhebliche Steigerungen in der Sparte Wind beitrugen: Wegen deutlich höheren Windaufkommens stiegen die Umsätze der vier Windenergiegenossenschaften erheblich. Diese kletterten um 7,7 Prozent von 2,4 Millionen Euro (2018) auf 2,5 Millionen Euro – das Ergebnis stieg gar um 320 Prozent von 60.000 Euro auf 252.000 Euro.

Photovoltaik und Biogas

Die 102 Photovoltaikgenossenschaften lieferten dagegen etwas weniger Strom, da die Zahl der Sonnenstunden im Jahr 2019 um etwa 120 Stunden geringer ausfiel als im Extremsonnenjahr 2018. Auf deren Umsatz wirkte sich dies mit einem Rückgang um 19,3 Prozent von 33 Millionen Euro auf 26,8 Millionen Euro aus. Das Ergebnis gab aber nur leicht um 2,6 Prozent von 6,6 Millionen Euro (2018) auf 6,5 Millionen Euro nach. Umsatz und Ergebnis der 21 Biogasgenossenschaften blieben konstant. Der Umsatz lag 2019 bei 19,6 Millionen Euro (minus 0,1 Prozent), das Ergebnis bei 1,7 Millionen Euro (plus 0,1 Prozent). Insgesamt zeigt sich in dieser Entwicklung die hohe Wetterabhängigkeit erneuerbarer Energieträger.

„Die Forschung im Bereich Stromspeicher und Sektorenkopplung (Power-to-X) sollte erheblich intensiviert werden, um regenerative Energiequellen attraktiver zu machen, den Anteil fossiler Energieträger zurückzufahren und die Abhängigkeit von Energieimporten reduzieren zu können“, forderte Gros.

Zudem sollte die Politik die Bürger stärker ins Boot holen. „Denn Akzeptanz lässt sich am besten durch eigene Beteiligung schaffen“, ergänzte der GVB-Präsident. Durch den Einsatz moderner Lösungen, wie Smart Meter und Smart Grid, ließe sich der vorhandene Strom optimal nutzen. „Damit könnte jeder Einzelne dazu beitragen, dass die Energiewende zum Erfolg wird“, sagte Gros. Auf diesem Gebiet bestehe aber noch Nachholbedarf.

 

 

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