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(GZ-9-2020)
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► Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe:

 

Wirtschaft stabilisierend stützen

 

Das Corona-Virus trifft die deutsche Wirtschaft hart. Die Chefvolkswirte der Sparkassen-Finanzgruppe betonen, dass angesichts der aktuellen Krisenentwicklungen alles dafür getan werden muss, die Wirtschaft jetzt stabilisierend zu stützen. Es gehe darum, den Shut-Down der Volkswirtschaften zu überwinden und negative Zweitrundeneffekte zu begrenzen. Daher müssten auch bereits jetzt die Grundlagen für ein Wiedererstarken der deutschen und europäischen Volkswirtschaft im Blick bleiben.

Die Corona-Pandemie hat gravierende ökonomische Ausmaße. Mit ihren Maßnahmen habe die Bundesregierung wichtige Voraussetzungen geschaffen, um die Unternehmen wirkungsvoll in dieser schweren Zeit zu unterstützen. Darüber hinaus geht es nach Auffassung der Chefvolkswirte jetzt darum, sektorspezifische Lösungen zu finden, um Unternehmen in der Zeit des Shutdown aufzufangen. Auch Erleichterungen für Banken müssten folgen. Zudem seien Börsen-Schließungen zu prüfen.

Arbeitskräftepotenzial erhalten

Nach der Pandemie müsse es gelingen, die Volkswirtschaft möglichst schnell wieder in eine robuste Lage zu führen. Kapitalstock und Arbeitskräftepotenzial müssten in der Krise erhalten bleiben. Sie bildeten die Grundlage für das Wiedererstarken der Wirtschaft. Die Erhöhung digitaler und wissensbasierter Investitionen erfordere besondere Aufmerksamkeit.

„Die Pandemie führt zu einer neuen Weltwirtschaftskrise“, heißt es weiter. „Überall werden die nächsten Quartale tiefrote Zahlen aufweisen.“ Zu den angebotsseitigen Beschränkungen wie reißenden globalen Lieferketten komme ein massiver Nachfragerückgang, der aufgrund der notwendigen gesundheitlichen Vorsorgemaßnahmen unabdingbar ist. Dabei könnten je nach Überwindung der Pandemie Nachholeffekte zwar wieder die Wirtschaft ankurbeln. Nicht zu vernachlässigen seien aber auch negative Zweit-Rundeneffekte, die durch verlorenes Vertrauen Konsum und Investitionen verstärkt vermindern können.

„Immer klarer zeichnet sich ab: Deutschland sieht sich in 2020 zunächst stark rezessiven Tendenzen gegenüber.“ Weitere Abwärtsspiralen müssten so gut es geht durchbrochen werden. Es gelte, einen tiefen Konjunktureinbruch wirtschaftspolitisch abzufedern. Dabei müssten zugleich die Grundlagen für einen möglichen Aufschwung gelegt werden. Es gehe jetzt darum, noch stärker Bürger und Unternehmen sowie Banken und Sparkassen mit Maßnahmen zu unterstützen, die diese dramatische Krisenphase überwinden helfen.

Lokal verankerte Institutionen haben in Krisenzeiten laut DSGV eine wichtige Stabilisierungsfunktion. Dies gelte insbesondere auch für Banken und Sparkassen, die mit ihrer Infrastruktur, Kontaktpflege und kontinuierlichen Kreditvergabe den kleinen und mittleren Unternehmen helfen, in die Zukunft zu investieren. Damit dies gelingt, sollte regulatorisch alles getan werden, damit die Liquiditäts- und Kreditversorgung stabilisiert werden kann.

Entscheidend wird es aus Sicht der Chefvolkswirte jetzt sein, die mit den fiskalpolitischen Maßnahmen einhergehenden höheren Staatsschulden geldpolitisch aufzufangen. Umfassende Staatsanleihekäufe sollten daher befristet für die Zeit der Pandemie ermöglicht werden.

Geldpolitik nicht überstrapazieren

Es sei nicht an der Zeit, an apodiktischen Abgrenzungen zwischen Fiskal- und Geldpolitik festzuhalten. Gleichzeitig sollte die Geldpolitik in dieser Lage aber auch nicht überstrapaziert werden. Es müsse vermieden werden, die Geld- und Kapitalmärkte noch weiter in den tiefen negativen Bereich hineinzuführen. Die EZB habe in einem ersten Schritt angemessen reagiert und bleibe jetzt genauso wie die anderen Zentralbanken gefordert, die Versorgung der Realwirtschaft über das Bankensystem sicher zu stellen. Zudem blieben auch die Aufsichts- und Finanzstabilitätsmechanismen gefordert, weiter für Stabilität zu sorgen.

Schließlich sollten nun alle angedachten zusätzlichen neuen aufsichtlichen und regulatorischen Maßnahmen auch auf Shutdown gesetzt und weitere Aktivitäten erst nach Überwindung der Pandemie wieder aufgenommen werden. Gemeinsam mit der Aufsicht müssten jetzt Sparkassen und Banken alles unternehmen, in der nächsten Zeit die Infrastruktur mit Blick auf die Geldfunktionen aufrecht zu erhalten. Dazu gehörten insbesondere die klassischen Funktionen des Geldes als Transaktions- und Wertaufbewahrungsmittel.

Höhere Investitionen als Königsweg

Weite man den Blick über die aktuelle Krise hinaus, werde ein deutlicher Investitionsrückstand in Deutschland deutlich. Auf lange Sicht seien Unterinvestitionen wachstumsgefährdend, betonen die Experten: Je weniger Kapital, desto geringer das Produktionsniveau und die Wachstumsraten. Höhere Investitionen seien deshalb der Königsweg für die gesunde Aufstellung der Wirtschaft nach Überwindung der Pandemie.

Hierzu trage jetzt auch unmittelbar der Ausbau des deutschen Gesundheitssystems mit durch die Corona-Krise initiierten Milliarden-Investitionen bei. „Auch sie werden mit dafür sorgen, die Überschüsse der Leistungsbilanz zu reduzieren, die anstehenden demografischen Herausforderungen besser zu bewältigen und insgesamt unser Wirtschaften nachhaltiger werden zu lassen.“

Kapitalstock ausweiten

Mit dem Klimapaket für ein nachhaltiges Wirtschaften seien gerade im vergangenen Jahr wichtige Investitionsimpulse auf den Weg gebracht worden. Zur  Überwindung des Corona-Schocks müssten daher auch weitere staatliche und private grüne Investitionen getätigt werden. Verbunden mit mehr Kapitaleinsatz und größeren Anstrengungen für Forschung und Entwicklung seien höhere Investitionen ein Gebot für heute, morgen und übermorgen. „Dabei wird es nicht reichen, den aktuellen Kapitalstock zu erhalten. Falls möglich, sollte er ausgeweitet und stetig modernisiert werden.“

DK

 

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