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(GZ-17-2020)
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► BMU und UBA:

 

Restmüll hat sich in 35 Jahren fast halbiert

Analyse von Siedlungsrestabfällen in Deutschland

 

Im Vergleich mit den alten Bundesländern fällt in Deutschland derzeit noch rund halb so viel Restmüll an wie vor 35 Jahren. Dies zeigt eine aktuelle Analyse von Siedlungsrestabfällen in Deutschland für das Umweltbundesamt. Die letzte derartige Erhebung war 1985 erstellt worden. Obwohl heute weitaus mehr Wertstoffe wie Glas, Papier und Plastik getrennt gesammelt werden, enden noch immer viele Wertstoffe in der Restmülltonne. Bioabfälle machen den größten Teil davon aus.

Insgesamt fielen im Jahr 2018 in Deutschland 128 Kilogramm Restmüll pro Einwohner und Jahr an. Das ist ein Rückgang von rund 46 Prozent im Vergleich zu 1985 (239 Kilogramm Restmüll pro Einwohner und Jahr). Altpapier, Altglas, Metalle und Kunststoffe landen deutlich seltener in der Restmülltonne als damals, hier sind Rückgänge von bis zu 80 Prozent zu verzeichnen.

Ein Drittel aller Bioabfälle werden noch immer über den Hausmüll entsorgt. Mit rund 39 Prozent besteht der größte Teil des Restmülltonneninhalts aus Bioabfällen. Dazu gehören Küchen- und Nahrungsabfälle, Gartenabfälle, sonstige organische Abfälle wie Kleintierstreu aus Stroh/Heu sowie gefüllte oder teilentleerte Lebensmittelverpackungen. Die wichtigsten Bioabfälle in Hinblick auf eine Verwertung sind die Nahrungs-, Küchen- und Gartenabfälle mit einer jährlichen Menge von rund drei Millionen Tonnen.

Die Menge des Hausmülls variiert in Abhängigkeit von den Siedlungs- (ländlich, ländlich dicht, städtisch) und Bebauungsstrukturen (Außenbereiche, städtische Strukturen und Großwohnanlagen).

In ländlich dicht besiedelten Gebieten (Kleinstadt, Vorort) liegt die gesamte Hausmüllmenge bei 110,5 kg pro Einwohner und Jahr. In den städtischen Gebieten steigt die Menge auf 151,1 kg an. Der ländliche Bereich liegt mit 124,6 kg dazwischen.

Höhere Bebauungsdichte – steigende Müllmenge

Bei weiterer Differenzierung der Strukturen innerhalb der Kommunen nach der Art der
Bebauung zeigt sich, dass mit zunehmender Bebauungsdichte die Gesamthausmüllmenge und auch der Wertstoffeintrag in die Restmülltonne zunehmen.

Eine signifikante Abhängigkeit von der Jahreszeit (Sommer/Winter) und der Vegetation konnte im Projekt nicht festgestellt werden.

Die so genannten trockenen Wertstoffe haben einen Anteil von rund 27 Prozent. Dazu zählen zum Beispiel Altpapier, Altglas, Kunststoffe, Alttextilien, Holz, Kork und Elektroaltgeräte. Nur 32 Prozent dessen, was tatsächlich in der Restmülltonne landet, gehört auch in die Restmülltonne. Dazu zählen Hygieneprodukte, sonstige Abfälle (z. B. Staubsaugerbeutel) und Feinmüll (z.B. Kehricht und Asche).

Problemabfälle kommen zu einem geringen Anteil von rund 0,5 Prozent vor. Dies sind schadstoffhaltige Abfälle wie Lösemittel, Energiesparlampen, belastete Bauabfälle sowie Altbatterien und -akkus. Letztere kommen in über 60 Prozent der analysierten Abfallstichproben vor, obwohl sie verpflichtend getrennt gesammelt werden müssen.

Folgende Ansatzpunkte werden für eine bessere Abfallvermeidung und Abfalltrennung genannt:

  • Kommunikation stärken: Gerade im städtischen Bereich sind noch viele Wertstoffe im Restmüll. Um dieses Potenzial zu heben, sollte die bürgernahe Abfallberatung in den Kommunen weiter ausgebaut und durch gegenseitige Vernetzung und Information gestärkt werden.
  • Haushaltsnahe Sammel- und Rücknahmeangebote ausbauen: Elektrokleingeräte, Altbatterien, Energiesparlampen und andere schadstoffhaltige Abfälle sind noch im Restmüll vorhanden. Dort gehören sie nicht hin. In über 60 Prozent der analysierten Restmüllstichproben wurden Altbatterien und -akkus gefunden. Dies lässt darauf schließen, dass in vielen Haushalten zumindest Teilmengen von Altbatterien über den Hausmüll entsorgt werden. Daher sollten die Angebote der haushaltsnahen Sammlung und Rücknahme verbessert werden und seitens der Hersteller, des Handels und der öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger die Verbraucher besser informiert werden.
  • Biotonne flächendeckend einführen: Das Kreislaufwirtschaftsgesetz sieht bereits seit 2015 eine getrennte Bioabfallsammlung vor. Diese wurde von den Bundesländern/Kommunen bisher nicht überall umgesetzt. Angesichts der im Restmüll noch enthaltenen Bioabfallmengen empfiehlt das UBA, die gesetzlichen Vorgaben zur Bioabfallsammlung flächendeckend umzusetzen und eine Bioabfallsammlung verpflichtend (Holsystem mit Anschluss- und Benutzungszwang) für alle Haushalte in Deutschland einzuführen. Eine freiwillige Biotonne oder eine Sammlung von Küchenabfällen an zentralen Recyclingstandorten ist aus Sicht des UBA kein Ersatz.
  • Abfallvermeidung stärken: Einen wichtigen Beitrag kann hier die Abfallvermeidung schaffen. Es sind Maßnahmen zur Minderung des Abfallaufkommens von einzelnen Produkten oder Bereichen wie der Umgang mit Einwegprodukten sowie Konzepte zur Abfallvermeidung wie ein bewussteres Einkaufs- und Konsumverhalten gefragt. Jeder, ob Privatperson, Unternehmen, Händler oder Kommunen, können einen wichtigen Beitrag zur Abfallvermeidung in vielen Lebensbereichen – vom Bauen und Wohnen über Kleidung und Lebensmittel bis hin zum Waschen und Putzen – leisten.

Wertvolle Rohstoffe landen in der Restmülltonne

Laut Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth hat die Umweltpolitik in den vergangenen Jahrzehnten bei der Abfallverwertung einiges bewegt, „aber wir sind noch längst nicht am Ende dieses langen Weges. Immer noch landen wertvolle Rohstoffe in der Restmülltonne. Um das zu ändern, muss das Trennen noch leichter werden. Unser Ziel ist eine echte Kreislaufwirtschaft, in der kaum noch Restmüll anfällt und die Rohstoffe wiederverwendet werden.“ UBA-Präsident Dirk Messner zufolge fällt noch zu viel Restmüll an.

Die Abfallvermeidung habe die höchste Priorität in der Abfallhierarchie. „Mehr Mehrweg statt Einweg und klare Vorgaben für Einwegprodukte und -verpackungen, wie sie in der Einwegkunststoffrichtlinie vorgelegt werden, sind hier ein richtiger Weg. Bioabfall ist für die Restmülltonne viel zu kostbar, denn er lässt sich vollständig recyceln und liefert den Grundstoff für Kompost und Biogas.“


DK

 

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