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(GZ-21-2020)
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► SÜC Energie & H2O GmbH:

 

Effizientere Turbine im Wasserkraftwerk Oberwallenstadt

 

Das Kraftwerk Oberwallenstadt im bayerischen Lichtenfels gibt es im seit 1922. Die Nutzung der Wasserkraft am Mühlbach lässt sich urkundlich bis 1242 zurückverfolgen. Der Fürstbischof zu Bamberg hatte einem Müller das Wassernutzungrecht für die sogenannte Obermühle verliehen. Später entstanden mehrere Mahl- und Schneidmühlen an dem Mühlbach. Letztendlich veräußerte der letzte Schneidmühlenbesitzer 1921 das Wasserrecht an den lokalen Energieversorger. Dieser errichtete in 1922 das Wasserkraftwerk, in dem zwei doppelstöckige Francisturbinen eingebaut wurden. Bereits 20 Jahre später war die größere Turbine so beschädigt, dass sie durch eine Kaplanturbine ersetzt werden sollte. Wegen der Kriegswirren gelang dies erst 1948. Im Jahre 2000 übernahmen die SÜC Energie und H2O GmbH aus Coburg das Wasserkraftwerk. Die andere Turbine – Turbine 1- wurde bis 2006 eingesetzt und ab 2007 durch eine neue strömungsoptimierte Kaplanturbine ersetzt.

Außenansicht WKW Oberwallenstadt. Foto: SÜC Energie
Außenansicht WKW Oberwallenstadt. Foto: SÜC Energie

Turbine 2 aus 1948 lief bis 2017 bis auf kleinere Schäden und normalem Unterhalt fehlerfrei. 2017 bemerkte das Betriebspersonal, dass der in der Hohlwelle verbaute Hydraulikzylinder eine Leckage zwischen den Kammern hatte. Um den Fehler beheben zu können hätte die gesamte Turbine mit Getriebe zerlegt werden müssen. Die zu erwartenden hohen Kosten nahm die SÜC zum Anlass über eine Modernisierung der gesamten Turbine nachzudenken. Zusammen mit der Fa. Kochendörfer und der TU Graz wurde ein Konzept entwickelt, welches eine Verbesserung des Wirkungsgrades und damit der Jahreserzeugung von 12,8 % versprach.

Das Saugrohr sollte unverändert bleiben. Der Leitapparat wurde generalüberholt. Der Turbinenläufer wurde gegen einen neuen strömungsoptimierten ausgetauscht. Auf Wunsch der SÜC prüfte Fa. Kochendörfer aus Pleystein, ob auch ein Vielpolgenerator, ein sogenannter Permanent-Magnet-Generator (PMG), eingesetzt werden könnte. Die Entscheidung fiel auf einen 30 polpaarigen PMG der Fa. Oswald aus dem unterfränkischen Miltenberg, so dass die Generatordrehzahl gleich der Drehzahl der Turbine war. Der Vorteil ist, dass kein Getriebe mehr notwendig ist.

Im Juli 2018 wurde die Turbine, Getriebe und Generator zurückgebaut und der Leitapparat zur Überholung demontiert. Nach der exakten Vermessung des Saugrohres und des Abschlusses des iterativen Berechnungsvorgangs des neuen strömungsoptimierten Läufers, konnte dieser zur Fertigung frei gegeben werden. Zwischenzeitlich wurden die Leitschaufeln, der restliche Leitapparat und der Turbinendeckel überholt.

Mit Verzögerung wurde Ende April 2019 die neue Turbine in Betrieb genommen. Im Mai erlaubte das Wasserdargebot den ersten Test der neuen Anlage. Bereits jetzt kann gesagt werden, dass die berechneten Leistungswerte erreicht werden.

Betreiber setzt auf Wasserkraft

Die SÜC (SÜC Energie und H2O GmbH) gilt seit circa 160 Jahren als verlässlicher Energieversorger in der Region. Heute bietet das Unternehmen ein breites Spektrum von Service und Dienstleistungen für Strom, Erdgas, Fernwärme, Energiedienstleistungen, Wasser, Internet und Mobilität.

Die SÜC betreibt mit dem KW Hausen seit der Inbetriebnahme 1934 auch ihr erstes Wasserkraftwerk. Um das Jahr 2000 erwarben die Coburger mit dem KW Kirschbaummühle am Schützenanger und dem KW Oberwallenstadt zwei weitere Wasserkraftwerke am Obermain. Damit versorgen die SÜC heute mit insgesamt rund 8 Mio. kWh circa 2.300 durchschnittliche Haushalte mit der Energie des Mains.

 

Dieser Beitrag ist aus dem Sonderdruck „Passion für Wasserkraft – Corona-Spezial“, der am 5.11.2020 als Beilage zu Ausgabe 21/2020 erschienen ist.

 

 

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