Fachthemazurück

(GZ-1/2-2021)
gz fachthema

► Interview mit Florian Rauschmayr, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf:

 

Zukunftsaufgabe Digitalisierung der bayerischen Forstwirtschaft

 

Corona wirkt derzeit wie ein Katalysator auf die Digitalisierung. Hier gibt es gerade in der Prozesskette Privatwaldbewirtschaftung große Potentiale. Im aktuellen Projekt „Digitalisierung Forstwirtschaft in Bayern“ befragte die Cluster-Initiative Forst und Holz zwischen Sommer und Herbst 2020 forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse, Forstdienstleister und anerkannte Experten nach dem aktuellen Stand in Sachen „Digitalisierung“. Über die ersten Ergebnisse sprach Clustermitarbeiter Johannes Rahm mit Florian Rauschmayr, Hochschule WeihenstephanTriesdorf.

V.l.: Johannes Rahm und Florian Rauschmayr. Bild: Cluster-Initiative Forst und Holz in Bayern gGmbH
V.l.: Johannes Rahm und Florian Rauschmayr. Bild: Cluster-Initiative Forst und Holz in Bayern gGmbH

„Ich sehe in einigen Jahren eine konsequente Vernetzung aller Akteure im Forst von der Motorsäge oder dem Harvester über den Rücker hin zur Endabrechnung an den Waldbesitzer,“ betont Florian Rauschmayr. Er ist an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf in der Lehre für die Bereiche Holzernte, Logistik und Digitalisierung tätig.

Einen Vorteil für den Einsatz digitaler Werkzeuge in den forstwirtschaftlichen Zusammenschlüssen sieht man vor allem im Management von Geschäftsprozessen, zur Mitgliederbetreuung und zur Flächenbewirtschaftung.

Strategie zum optimalen Einsatz von Digitaltools

Das derzeit laufende Clusterprojekt „Digitalisierung Forstwirtschaft in Bayern“ soll die forstlichen Akteure in Bayern mit Schwerpunkt Kleinprivatwald bei der Entwicklung einer Strategie zum optimalen Einsatz von Digitaltools unterstützen.

Durch die Befragung konnte eine orientierende Prozessanalyse typischer Abläufe im Kleinprivatwald und der dort tätigen Forstwirtschaftlichen Akteure und Dienstleister realisiert werden. Ebenso wurde so eine Sichtung von bereits vorhandenen Digitalisierungslösungen vorgenommen.

Rauschmayr und Rahm betonen dabei die große Bedeutung des Wissenstransfers. Durch den Digitalisierungsboom mit vielen neuen Hard- und Softwarelösungen wird der Markt unübersichtlicher. Dabei ist es enorm wichtig, nicht nur zu wissen welche Anwendungen möglich sind, sondern welche man tatsächlich benötigt.

Wo liegen die Potentiale?

Gerade beim in Bayern flächenmäßig dominierenden Privatwald zeigen sich deutliche Potenziale in der Holzbereitstellungskette. Mit Hilfe von digitalen Anwendungen können nicht nur längerfristig Kosten gesenkt, sondern vor allem in Zeiten hoher Arbeitsbelastungen Zeit erspart werden.

Ein Beispiel der Digitalisierung: Zukünftig erhalten Waldbesitzende, Forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse und Forstdienstleister zeitgerecht aktuelle Informationen zu Borkenkäfergefährdungen, Sturmgefahr oder auch aktuelle Hinweise wie Förderaufrufe.

Besonders in Bezug auf Kalamitätsschäden ist es wichtig zu wissen wo das Holz gerade liegt. Dadurch steht allem voran die Vision einer geschlossenen Prozesskette: Von forstlichen Dienstleistern und Forstwirtschaftlichen Zusammenschlüssen bis hin zum Sägewerk solle ein durchgängiger Datenfluss möglich sein. Nur so kann effektive Borkenkäferprävention und Schadholzaufarbeitung stattfinden.

Vernetzung der Akteure

In den Forstlichen Organisationen und bei den Forstdienstleistern selber bestehen meist schon diverse Forstprogramme – hier sieht das Cluster Forst und Holz in Bayern großes Potenzial in der Vernetzung der Akteure. Ebenso kann eine stärke GIS-Anwendung (Geo-InformationsSystem) mit aktuellen Daten aus Flugbeobachtungen oder Satellitendaten zukünftig die Interaktion stärken.

Auch bei der Erfassung der Waldzustände bis hin zu Forsteinrichtungen ist man international auf dem Vormarsch. Hier zeigen sich sogar genauere Messungen als mit den bisherigen Methoden. Am Ende können organisatorische Weiterentwicklungen wie z.B. FreiWerks-Lieferungen durch Digitalisierung unterstützt werden.

Wo liegen die Herausforderungen?

Hemmnisse, die den konsequenten Einsatz der Digitalisierung behindern, zeigen sich stark in der fehlenden Transparenz über Kosten der Digitalisierung. Da die Digitalisierung ein komplexes System ist, lassen sich einzelne Kosten sowie Erfolgskontrollen nicht automatisch zuordnen.
Durch die Gewinnung und Schulung von Mitarbeitenden sowie mehr Engagement der Anbieter bei der Vernetzung der Schnittstellen kann hieraus jedoch ein Erfolg erzielt werden. Durch große Stückzahlen z.B. bei Wald-Apps oder durch technische Entwicklungen wie bei Smartphones werden sich zudem die Kosten reduzieren.

Was sind die weiteren Schritte?

Ein zentraler Schritt ist die Vernetzung der Akteure. Eine Reduktion von „Insellösungen“ ist schwierig, aber ein Überblick über vorhandene Möglichkeiten kann die Synergien zwischen den Branchen vorantreiben. Hierzu sollten Förderungen in diesem Bereich angeregt werden und vorhandene Lösungen mit detaillierten Kostendarstellungen dokumentiert werden.

Ein Ansatz für die Clusterarbeit: Durch digitale Schulungen, z.B. im virtuellen Format werden die Benutzer sensibilisiert und können die Chancen der Digitalisierung verstärkt nutzen.

Informationen: https://www.cluster-forstholzbayern.de/de/

 

 

Dieser Artikel hat Ihnen weitergeholfen?
Bedenken Sie nur, welche Informationsfülle ein Abo der Bayerischen GemeindeZeitung Ihnen liefern würde!
Hier geht’s zum Abo!

 

GemeindeZeitung

Fachthema

AppStore

TwitterfacebookinstagramYouTube

Google Play

© Bayerische GemeindeZeitung