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(GZ-4-2021)
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► STMWI-Webinar:

 

Smart City – Schaffung von Innovationsräumen

Ein bayerisch-israelischer Austausch

 

Die Digitalisierung wirkt sich auf alle Lebensbereiche aus und verändert die Struktur der Städte und Gemeinden. In der Smart City machen es Daten, Sensoren und Analytics heute möglich, die kollektive Intelligenz der Bewohner besser zu nutzen – für mehr Effizienz und Lebensqualität. Wie entsprechende Innovationsräume gestaltet werden können, darüber informierte ein Webinar des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie. Moderiert wurde der bayerisch-israelische Austausch von Florian Obermayer, STMWI, Abteilung Internationalisierung (Israel). 

„Smart City ist die utopische Idee (im positiven Sinne) und steht in Tradition von Vorstellungen von der ‚idealen Stadt‘“, machte Obermayer eingangs deutlich. Smart City schaffe Rahmenbedingungen für das Zustandekommen von Innovation, die wiederum eine Vision benötigt. Lebensqualität sowie Standortattraktivität seien die höchsten Ziele einer jeden Kommune. Ein strategisch durchdachtes digitales Ökosystem könne diese noch maßgeblich steigern.

Derzeit geht im Münchner Kreativquartier ein neuer Smart City Hot Spot seiner Fertigstellung entgegen: das Munich Urban Colab. Gebaut wird dieses neue Innovations- und Gründerzentrum für Smart City Solutions von der UnternehmerTUM und der Landeshauptstadt München.

Im Dialog mit der Stadtverwaltung und der Öffentlichkeit sollen laut Sabine Hansky (UnternehmerTUM/Munich Urban Colab) Start-ups, Corporate Innovators, Wissenschaftler und Kreative aus verschiedenen Branchen und Disziplinen gemeinsam unter einem Dach an innovativen Lösungen für die Weiterentwicklung Münchens arbeiten. Inmitten der Stadt werden Innovationen unter anderem zu den Themen Mobilität, Wohnen und Arbeiten, Gesundheit, Umwelt, Energieversorgung, etc. entwickelt und erprobt.

Hansky zufolge bieten Technologien wegweisende Lösungen, „jedoch ist Smart nicht gleich lebenswert“. Schlaue Städte seien nicht automatisch lebenswerte Städte. Eine smarte Stadt sei nicht nur eine vernetzte Stadt, sondern auch eine Stadt, die Menschen eine hohe Lebensqualität bietet und dabei ökologisch verantwortungsvoll ist. Dafür würden individuelle Konzepte benötigt, die die Bürger zur Mitwirkung einladen. „Die Menschen stehen im Mittelpunkt, Teilhabe ist wichtig“, unterstrich Hansky.

Innovationsökosysteme

Wie kann die Kluft zwischen der digitalen Wirtschaft und der traditionellen Industrie reduziert werden? Kanarit Ltd. Disrupting Cities beantwortet diese Frage durch die Schaffung von Innovationsökosystemen. Wie Jennifer Werthwein und Erez Mizrachi in ihrem „bayerisch-israelischen Austausch“ erläuterten, sind Städte die Basis für Innovation und Treiber für Zukunft. Das Ziel einer jeden Smart City Strategie müsse sein, die Menschen für ihre Städte zu begeistern.

Hierzu gibt es drei Ansatzpunkte:

  • persönliche Entwicklung der Bürger (digitale Fähigkeiten, Talente entdecken und fördern)
  • regionale Wirtschaft (Zukunftsmotoren eruieren und fördern)
  • Stadt der Zukunft (neue innovative Ökosysteme und Innovationsräume schaffen)

Werthwein und Mizrachi zufolge ist es wichtig, die eigene DNA und den kompetitiven Vorteil der Stadt zu finden. Diese dürfe nicht nur verwalterisch tätig sein, sondern müsse proaktiv agieren, in dem sie zum Beispiel den Verlustängsten der Bürger begegnet und sie an neue Möglichkeiten heranführt. Es gehe darum, Probleme lösen zu wollen und sie nicht nur zu benennen. Technologie allein löse die Probleme nicht, sondern schaffe eine Gegenbewegung.

Die Stadt als Mikrokosmos globaler Entwicklungen

Für Florian Gleich, Referent beim Bayerischen Städtetag, ist die Stadt ein Testfeld für Innovation, ein Mikrokosmos globaler Entwicklungen. Der Digitale Wandel fordert aus seiner Sicht „weit mehr als die Erfindung des Buchdrucks Kreativität und Gestaltungswillen – und den Mut, gelegentlich zu scheitern“ – Stichwort trial and error.

Erforderlich sei, den Innovationsgeist der Bürgerinnen und Bürger, der lokalen Wirtschaft (insbesondere Startups) und der Wissenschaft zu fördern und in Workshops sowie bei kommunalen Beschaffungen einzuholen. Ratsam sei es zudem, die Kooperation mit anderen Kommunen zu suchen.

Durch einen stetigen Ausbau der Standortqualität (analog und digital) sei ein Innovationsgewinn zu erzielen. Gleichwohl dürfe Innovation nicht um jeden Preis stattfinden; es gelte, alle Menschen mitzunehmen und die Verlässlichkeit der Kommunalverwaltungen beizubehalten. „Insgesamt“, so Gleich, „bieten Städte den perfekten Rahmen für Innovation. Dieser Rahmen muss im ständigen Dialog gefüllt werden.“

„Es geht nicht um die rhetorische Frage, die bereits die Antwort vorgibt, wie wir leben werden, sondern um die ergebnisoffene und partizipative Auseinandersetzung, wie wir leben wollen“, erklärte Daniel Schöberl (BayWa AG Global Produce). Die Schaffung von Innovationsräumen habe auch mit langfristiger Sicherung der Lebensgrundlagen für die nächsten Generationen zu tun. Dabei bedürfe es eines Gesamtkonzepts aus Smart City und Green City, sprich aus Technik und Natur.

Handlungsfelder

Der gesamte Kosmos an Möglichkeiten für das Ziel der resilienten und wortwörtlich nachwachsenden Stadt und auch Gemeinde ist nach Darstellung Schöberls in den Handlungsfeldern Wasser, Begrünung, ökologische Gebäude, Nahrungsmittelproduktion im städtischen Raum, erneuerbare Energien nutzen, Mikromobilität, intelligente Gebäude und autarke Energieversorgung integriert. Dabei bilde die SmartCity einen wichtigen Aspekt, aber nicht die alleinige Antwort auf die globalen Herausforderungen.

Laut Schöberl steht die SmartCity für die intelligente und vernetzte Stadt, die GreenCity dagegen für die nachhaltige, naturnahe und vor allem lebenswerte Stadt. Aus diesen beiden, bisher unabhängig voneinander betrachteten Stadtkonzepten, soll ein ganzheitliches und modulares Gesamtkonzept aus regenerativer und ökologischer Gebäudeplanung entwickelt, und somit der Nachhaltigkeit ein Gesicht verliehen werden.

„Es geht also um innovative Lösungen, bei denen Neues entdeckt, aber auch altes Wissen wiederentdeckt wird – neben Technik und Digitalisierung auch Handwerkskunst und Tradition“, erläuterte der Projektmanager und ergänzte:

„Es geht um die Verbindung in vielerlei Hinsicht – um die digitale Vernetzung, aber auch um die Verbindung wieder zur Natur.“

Es brauche einen Innovationsraum, in dem die Akteure, die eine Antwort auf den Wandel bieten, sich vernetzen können. Gleichzeitig würden aber Experimentierflächen und Freiluftlabore für ideale Lösungen, die zum Anfassen sind und zum Nachahmen einladen, benötigt.

Bei einer nachfolgenden Chat-Diskussion wurde darauf hingewiesen, dass sich mittlerweile zwischen 30 und 40 Kommunen in Bayern in der Nationalen Dialogplattform Smart Cities des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat einbringen. Die Landeshauptstadt München zeigte sich bereit, Erfahrungswissen zu teilen.

Der Mensch im Vordergrund

Letztlich, so hieß es weiter, müsse immer der Mensch im Vordergrund stehen. Neue Lösungen müssten den Menschen dienen. Nicht alle Menschen seien smart und damit privilegiert. Es gelte, Ausgrenzung durch Digitalisierung zu verhindern.

Städte müssten Gelegenheiten ergreifen, alle Akteure bzw. Netzwerke einer Stadt einzubinden. Im Übrigen sei auch der ländliche Raum zu berücksichtigen. Beim Modellprojekt „Smart Cities Smart Regions - Kommunale Digitalisierungsstrategien für Städtebau und Mobilität der Zukunft“ des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr gehe es genau darum, die Vorteile der Digitalisierung räumlich nutzbar zu machen.

„Es muss um neue Gestaltungsspielräume gehen und wir müssen die Themen formulieren, für die es Lösungen braucht“, so der Tenor.

DK

 

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