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(GZ-5-2021)
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► Studie der GMS Dr. Jung GmbH, Hamburg, im Auftrag der vbw:

 

Breitbandbedarf der bayerischen Unternehmen 2020

 

Hochmoderne und flächendeckende digitale Netze sind für alle Wirtschaftsbereiche und Anwendungen eine unerlässliche Infrastrukturvoraussetzung. Die vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. hat daher auf Basis einer repräsentativen Befragung unter 647 Unternehmen erneut untersucht, welche konkreten Anforderungen an die kabelgebundene und mobile Netzinfrastruktur gestellt werden. Die Studie wurde im Auftrag der vbw von der GMS Dr. Jung GmbH in Hamburg erstellt. 

Wie die Untersuchung zeigt, hat sich die Ausstattung bayerischer Unternehmen mit schnellem Breitband-Internet im Vergleich zum Vorjahr (2019) spürbar verbessert. Mittlerweile nutzt jedes vierte Unternehmen zumindest Bandbreiten von über 50 Mbit/s. Damit hat sich der Anteil mehr als verdoppelt. Sechs Prozent der Unternehmen arbeiten sogar mit höheren Bandbreiten im Bereich von 100 Mbit/s oder mehr. Nach wie vor am weitesten verbreitet sind Bandbreiten zwischen 16 Mbit/s und 50 Mbit/s (46 Prozent), hier hat sich gegenüber 2019 wenig verändert.

Sehr niedrige Datenübertragungsraten von maximal 16 Mbit/s werden mittlerweile nur noch von einem Viertel der Unternehmen genutzt. Mehr Firmen verfügen über eine hohe (über 50 Mbit/s) als eine niedrige Bandbreite (bis 16 Mbit/s).

Mit der Unternehmensgröße steigen die vertraglich vereinbarten Datenübertragungsraten an. Zwei Drittel der Firmen mit 250 oder mehr Beschäftigten nutzen demnach Bandbreiten von über 50 Mbit/s. Eine Entwicklung hin zu höheren Bandbreiten lässt sich dennoch in erster Linie bei Kleinst- und Kleinunternehmen beobachten.

Im Hinblick auf die Wirtschaftsabschnitte werden höhere Bandbreiten im Bereich von über 100 Mbit/s im industriellen Sektor (elf Prozent) etwas häufiger verwendet als im Dienstleistungssektor (fünf Prozent), während niedrige Bandbreiten im Bereich von bis zu 50 Mbit/s im Dienstleistungssektor (70 Prozent) leicht häufiger vorkommen als im industriellen Sektor (64 Prozent).

Laut Studie wird der Bandbreitenbedarf der bayerischen Unternehmen bis 2023 weiter ansteigen. Nur noch drei Prozent der Befragten sehen für die Zukunft Geschwindigkeiten von bis zu 16 Mbit/s als ausreichend an. Weniger als ein Sechstel schätzt seinen Breitbandbedarf für das Jahr 2023 zudem mit über 16 Mbit/s bis 50 Mbit/s ein. Gut drei Viertel erwarten hingegen, dass bis dahin Bandbreiten von über 50 Mbit/s (43 Prozent) bzw. sogar über 100 Mbit/s (34 Prozent) benötigt werden. Der für 2023 prognostizierte Bedarf ist damit im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen.

Dass sich im Hinblick auf die Ortsgröße und den Regierungsbezirk des Unternehmenssitzes erneut keine bzw. nur kleine systematische Unterschiede feststellen lassen, unterstreicht die Relevanz des Breitbandausbaus in der Fläche. Wie schon im Vorjahr fällt der Zukunftsbedarf in der Oberpfalz und in Niederbayern ebenso wie in Mittelstädten mit 20.000 bis unter 100.000 Einwohner leicht überdurchschnittlich aus. Auch hier handelt es sich aber um sehr geringe Abweichungen.

Um Bandbreiten von (deutlich) über 100 Mbit/s im stationären Bereich zu erreichen, sind VHC-Netze eine wichtige (Zukunfts-)Technologie. Dabei handelt es sich um Kommunikationsnetze, die komplett aus Glasfaserkomponenten bestehen oder eine ähnliche Netzleistung erbringen können.

Die Anbindung ans VHC-Netz ist lediglich für 28 Prozent der befragten Unternehmen vorhanden oder mit geringem Aufwand realisierbar. Ähnlich wie bei der vertraglich vereinbarten Bandbreite steigt der Anteil mit der Unternehmensgröße sichtlich an. So ist eine Anbindung ans VHC-Netz unter den Firmen mit mehr als 250 Mitarbeitern bereits für doppelt so viele Unternehmen problemlos realisierbar oder bereits vorhanden wie unter den Kleinst- oder Kleinunternehmen.

Im industriellen Sektor ist eine VHC-Anbindung zumindest für jedes dritte Unternehmen verfügbar. Dies liegt nicht zuletzt an einer vergleichsweise hohen Verfügbarkeit von VHC-Anschlüssen bei Unternehmen der Energieversorgung (41 Prozent) und des Baugewerbes (33 Prozent). Nachholbedarf besteht vor allem in den Regierungsbezirken Franken (18 Prozent) und Schwaben (22 Prozent).

Bereits einen Gigabit-Anschluss gebucht haben nur drei Prozent aller Unternehmen. Unter jenen, die angeben, an ihrem Standort auf entsprechende Bandbreiten zurückgreifen zu können, hat nicht einmal jede siebte Firma einen solchen Tarif auch tatsächlich gebucht. Demgegenüber haben 81 Prozent von der Verfügbarkeit von Bandbreiten im Bereich über einem Gbit/s bislang keinen Gebrauch gemacht. Die Gründe dafür sind am häufigsten die Kosten (28 Prozent). Allerdings gibt auch jedes fünfte dieser Unternehmen an, für solche Bandbreiten keinen Bedarf zu sehen.

Entgegen dem Trend der Befragung aus dem Jahr 2019 ist die allgemeine Zufriedenheit mit der Bandbreite leicht gestiegen und erreicht einen neuen Höchstwert. Etwa die Hälfte der Unternehmen ist mit der verfügbaren Bandbreite sehr oder eher zufrieden. Der Anteil der mit der derzeit verfügbaren Bandbreite eher bzw. sehr unzufriedenen Firmen fällt mit insgesamt 45 Prozent wieder klar unter die 50 Prozent-Marke. Dies lässt sich auch als Anzeichen dafür interpretieren, dass die Netze dem durch die Corona-Pandemie bedingten gestiegenen Bedarf im Großen und Ganzen gut standgehalten haben.

Erneut fällt der Anteil der Unzufriedenen, die für 2023 einen höheren Bandbreitenbedarf erwarten, mit 58 Prozent überdurchschnittlich hoch aus. Dagegen bejahen beinahe alle Firmen, die bis 2023 keine höheren Bandbreiten benötigen, die derzeit verfügbare Bandbreite.

Der Anteil der Unternehmen, die aufgrund einer unzureichenden Bandbreite negative Auswirkungen wahrnehmen, liegt unverändert bei knapp der Hälfte. Anders als noch im Vorjahr haben wieder vermehrt Firmen aus dem industriellen Sektor und dem Bergbau mit den negativen Folgen unzureichender Breitbandverbindungen zu kämpfen (51 Prozent). Dabei liegt sowohl das verarbeitende Gewerbe im Allgemeinen als auch die Metall- und Elektroindustrie im Speziellen leicht über dem Durchschnitt aller bayerischen Unternehmen.

Einige Firmen verknüpfen ihren steigenden Bandbreitenbedarf besonders mit eher globalen Entwicklungen wie der Digitalisierung, andere denken dabei schon an recht konkrete Anwendungsmöglichkeiten wie beispielsweise Big Data oder Industrie 4.0. Die meistgenannten konkreten Technologien bleiben mobile Anwendungen und Plattformen (36 Prozent), gefolgt von Fernwartungen und Fernzugriffen (30 Prozent), Anwendungen zur Datenaufbereitung, -bereitstellung und -speicherung (29 Prozent) sowie Collaboration-Tools (28 Prozent).

Noch ein knappes Viertel der Unternehmen, die von einem steigenden Bandbreitenbedarf ausgehen, bringen diesen mit Big Data-Analysen/Predictive Analytics in Verbindung. Datenvisualisierungen und Bild- und Videodaten/Streaming sind für die Erwartung eines steigenden Bandbreitenbedarfs hingegen aus Perspektive der befragten Unternehmen ebenso vergleichsweise weniger wichtig wie Industrie 4.0-Anwendungen und Echtzeitanwendungen.

Download der Studie unter: https://bit.ly/2ZF7xcL

 

Dieser Beitrag ist aus dem Sonderdruck „Breitbandausbau in Bayern – Jetzt! – Corona-Spezial“, der am 4.3.2021 als Beilage zu Ausgabe 5/2021 erschienen ist.

 

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