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(GZ-7-2021)
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► Plattform „SoNaTe“:

 

Verlässlich in punkto Datenschutz

Kommunen haben inzwischen eine große Auswahl an sicheren Netzwerken

 

Zu Recht gehen Kommunen vorsichtig zu Werke, wenn sie überlegen, ob und wie sie digitale Medien nutzen. Klassische Netzwerke schließen sich aus, denn sie sind nicht datenschutzkonform. Doch es gibt inzwischen gute Alternativen. So nutzt Freiburg seit April 2020 die digitale Plattform „SoNaTe“. Die sechs Buchstaben stehen für „Soziale Nachbarschaft und Technik“. Bei der Plattform selbst handelt es sich um ein Forschungsprojekt, das an der Evangelischen Hochschule Freiburg angesiedelt ist.

Dass Daten abgegriffen werden, sollten Kommunen mit allen Mitteln zu verhindern suchen. „Auch in unserer Digitalisierungsstrategie wird auf Datenschutz großen Wert gelegt“, sagt Solveig Schwarz vom Freiburger Amt für Digitales und IT. Digitalisierung soll dieser Strategie zufolge gemeinwohlorientiert, nachhaltig und vertrauensbildend eingesetzt werden. Bürger, die SoNaTe nutzen, können sicher sein, dass ihre ins Netzwerk eingespeisten Daten nicht verkauft werden. Konkret genutzt wird SoNaTe zum Beispiel von Nachbarschaftshilfen. Alisa aus der Freiburger Altstadt etwa bietet hierüber gerade an, für ihre Mitbürger einkaufen zu gehen oder zu kochen.

Freiburg musste sich nicht lange den Kopf darüber zergrübeln, welches Netzwerk zum Einsatz kommen sollte: Dass an der Hochschule just an SoNaTe gebastelt wurde, entpuppte sich für die Kommune als Glücksfall. Sie wurde Partner innerhalb des Forschungsprojekts und baute auf SoNaTe ihr Stadtnetzwerk #freiburghältzusammen auf. Allerdings läuft die Forschungsinitiative im April aus. Wie es danach weitergeht, ist noch nicht ganz sicher. Momentan ist geplant, die Nachbarschaftsplattform als Genossenschaft zu betreiben.

Nicht alle wollen wechseln

Kommunen müssen zum Teil viel Überzeugungsarbeit leisten, um ihre Bürger dazu zu bringen, sich über ein neues, sicheres Netzwerk auszutauschen. Schließlich sind die meisten bereits auf etablierten, kommerziellen Plattformen unterwegs. Vereinsmitglieder kommunizieren seit Beginn der Corona-Krise zum Beispiel über WhatsApp, Sitzungen werden via Zoom organisiert. In Freiburg ist es gelungen, etliche Organisationen für SoNaTe zu gewinnen. Vereine verbreiten hierüber offen neueste Informationen, man kann aber auch im geschützten Raum miteinander diskutieren. Ebenso können Newsletter verschickt werden.

SoNaTe wurde bisher vor allem von Ehrenamtlichen gut akzeptiert. Insbesondere ältere Menschen, die es bislang nicht gewohnt waren, digitale Medien zu nutzen, können damit in Corona-Zeiten kommunikativ mitgenommen werden, sagt Solveig Schwarz. „Aber auch unsere Feuerwehr möchte eine Austauschplattform, auf die sie sich in puncto Datenschutz verlassen kann“, erklärt die Betriebswirtin. Wünschenswert wäre für viele Organisationen und Initiativen, dass sie sich in einem sicheren Netzwerk auch per Video austauschen könnten. Das ist über SoNaTe noch nicht möglich. Freiburg plant derzeit, Videokonferenzen über BigBlueButton anzubieten.

Während sich früher auf dem Schreibtisch die Akten zu Bergen türmten, wird heute in den Kommunen immer mehr papierlos abgewickelt. Gerade in den letzten Monaten, als es auf die Pandemie zu reagieren galt, entstanden in vielen Städten und Gemeinden digitale Schreiben, Checklisten und Dienstanweisungen. Über die Austauschplattform „Netzwerk Kommunen“ des Deutschen Städte- und Gemeindebundes (DStGB) können diese Dokumente der kommunalen Familie zur Verfügung gestellt werden. Auch diese Plattform wird nach höchsten Sicherheitsstandards auf Servern in Deutschland betrieben. Alle Inhalte und Daten bleiben in der Hand des DStGB.

Gemeindeapp BayernFunk

Vor allem Bürger, die bisher einen großen Bogen um digitale Medien machten, nicht zuletzt aus Datenschutzgründen, sollen mit dem Projekt „BayernFunk“ gewonnen werden. 97 Gemeinden nutzen die Gemeindeapp inzwischen. „Die App ist auch ohne Werbeeinnahmen kostenlos und nutzt keine Algorithmen“, erklärt Edith Strauß von der Versicherungskammer Bayern, die beim Projekt „BayernFunk“ mit dem Bayerischen Roten Kreuz und Fraunhofer IESE kooperiert. Eine weitere Besonderheit sei die regionale Verankerung: „Die App hat keinen ‚Social Media für alle‘-Ansatz, sondern ist ein soziales Medium für die Region oder die Kommune.“

Damit Datenschutz nicht zur Streitfrage wird, beschlossen mehrere Kommunen, die kostenlose App Notify der Münchner MessengerPeople GmbH zu nutzen. Nürnberg verwendet diesen Messenger zum Beispiel seit zwei Jahren neben Telegram. Die Akzeptanz allerdings ist laut Robert Hackner von der Stadt Nürnberg „mäßig“:

„Wir haben rund 400 Nutzer über Notify.“ Über Telegram erreicht die Kommune inzwischen rund 4.200 User: „Der Vergleich zeigt, dass Notify von manchen gerne als Newsletterdienst genutzt wird, die jetzt vielleicht bewusst nicht einen zweiten Messenger neben WhatsApp verwenden wollen.“

Dass man in diesen Zeiten zumindest über den Computerbildschirm miteinander in Kontakt bleiben kann, schätzt Martin Metko, Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins der Marktgemeinde Painten in Niederbayern. Er nutzt das für kleinere Kommunen entwickelte Netzwerk Villageapp des Marburger Start-ups Blue Village Innovations UG, um Tipps und Tricks rund um den heimischen Graten unter den Mitgliedern seines Vereins zu verbreiten. Für besonders tolle Tipps erhalt er Likes.

Hohe Datensicherheit

Während es so mancher Paintner Bürger riskiert, dass man seine Daten abgreift, wollte die Gemeinde eine App anbieten, die höchste Datensicherheit garantiert. „Da bei der Anmeldung für die App so gut wie keine persönlichen Angaben notwendig sind und die Server in Deutschland stehen, ist die Datensicherheit sehr hoch“, sagt Bürgermeister Michael Raßhofer. Die App sei sofort äußerst gut angenommen worden:

„Vor allem die Vereine waren von Anfang an davon überzeugt.“ Nach vier Monaten Laufzeit nutzen bereits 42 Prozent der Paintner die Applikation.

Pat Christ

 

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