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(GZ-8-2021)
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► Naturschutz und Wasserkraft:

 

Will der Naturschutz die Wasserkraft zerstören?

VWB und LVBW weisen plakative Schuldzuweisungen von Umwelt- und Wassersportverbänden zurück und laden zum Gespräch ein

 

Einmal mehr haben der WWF, der BUND Naturschutz in Bayern, der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV), der Landesfischereiverband Bayern sowie der Bayerische Kanu-Verband zur Kritik gegen die kleine Wasserkraft ausgeholt, nun mit dem Positionspapier „Acht Mythen zur Kleinwasserkraft“. „Es ist uns unverständlich, weshalb wir dermaßen in das Visier der Umwelt- und Wassersportverbände geraten sind“, sagt Fritz Schweiger, Vorsitzender der Vereinigung Wasserkraftwerke in Bayern (VWB) e.V.

Kleine Wasserkraftanlagen erzeugen dezentral, nachhaltig und CO2- neutral Strom. Bild: Vereinigung Wasserkraftwerke in Bayern (VWB)
Kleine Wasserkraftanlagen erzeugen dezentral, nachhaltig und CO2-neutral Strom. Bild: Vereinigung Wasserkraftwerke in Bayern (VWB)

„Es wird der Eindruck vermittelt, dass neue Wasserkraftanlagen wie Pilze aus dem Boden schießen. Dabei gab es so gut wie keine Neubauten in den vergangenen Jahrzehnten. Und wir haben auch nicht vor, neue Anlagen in unberührten Gewässern zu bauen.“ Vielmehr haben die Anlagenbetreiber in der Vergangenheit dafür gesorgt, dass sowohl die Durchgängigkeit für Fische als auch die Umgebungsbedingungen verbessert wurden und sie arbeiten weiter daran.

Wenn die Umwelt- und Wassersportverbände zudem die mangelhafte Durchgängigkeit an bestehenden Querbauwerken beklagten, so solle bedacht werden, dass rund 90 Prozent davon im staatlichen Eigentum sind und es dort keine Wasserkraftanlagen gibt.

„Davon weichen wir allerdings nicht ab: Es ist sinnvoll, bereits bestehende Querbauwerke, die zum Beispiel zur Sohlstabilisierung und für den Hochwasserschutz errichtet wurden, noch zusätzlich für die erneuerbare und ökologisch verträgliche Stromerzeugung zu nutzen“, betont Schweiger. Immerhin reduziert jede Kilowattstunde, die mit Wasserkraft produziert wurde, klimaschädliche Emissionen.

„In dem Zusammenhang möchten wir an das Pariser Klimaschutzabkommen und die darin vereinbarte CO2-Reduktion erinnern.“ Heimischer regenerativer Strom statt importiertem Kohle- und Atomstrom. Auch mit Blick auf den 10. Jahrestag von Fukushima halten die Vereinigung Wasserkraftwerke in Bayern (VWB) e.V. und der Landesverband Bayerischer Wasserkraftwerke (LVBW) eG Forderungen, bestehende Erneuerbare Energien-Anlagen zurückzubauen, für den falschen Weg.

„Es ist nicht nachvollziehbar, wenn am Ende des Tages unser Stromverbrauch nur mit Stromimporten aus Atom und Kohle gedeckt werden kann, weil man sich hierzulande gegen einzelne Erneuerbare-Energien-Technologien ausspricht“, erklärt Hans-Peter Lang, Vorsitzender des Landesverbandes Bayerischer Wasserkraftwerke (LVBW) eG. „Jede Kilowattstunde, die wir nicht heimisch erzeugen, muss aus Atom- und Kohlekraftwerken importiert werden.“

„Wir wissen es zu schätzen, dass die Verbände sich intensiv mit unseren Argumenten und unserer Technologie auseinandersetzen, wie es an dem neuen Positionspapier zu erkennen ist“, so Lang weiter. „Allerdings bedauern wir es sehr, dass sie nicht das Gespräch mit uns suchen, sondern sich stattdessen in aufmerksamkeitsheischenden Veröffentlichungen an die Medien wenden. Wir sind gesprächsbereit und plädieren dafür, gemeinsam Lösungen zu finden und eine Strategie für mehr Klima- und Gewässerschutz zu erarbeiten, anstatt auf einseitigen plakativen Schuldzuweisungen zu beharren.“

Gemeinsame Forderungen

Selbstverständlich ist ein weiterer Zubau von Photovoltaik- und Windenergieanlagen nötig, auch Speichertechnologien müssen dringend weiterentwickelt und in die Breite gebracht werden. Dieser Meinung sind auch die VWB und der LVBW. Bis Speicher auf Wasserstoffbasis, wie sie als eine Lösung genannt werden, allerdings marktfähig sind, werden noch Jahrzehnte vergehen.

Dagegen produziert die etablierte Wasserkrafttechnologie heute schon CO2-freien, qualitativ hochwertigen Strom. „Nach Abschaltung der nuklearen und fossilen Kraftwerke wird die Wasserkraft rund 50 Prozent der wichtigen stabilen und gesicherten Energieerzeugung in Bayern leisten. Die kleine Wasserkraft hat daran immerhin einen Anteil von rund zehn Prozent und ist damit systemrelevant“, betont Lang.

Technologiemix: Miteinander statt gegeneinander

Den bayerischen Wasserkraftverbänden liegt es fern, Erneuerbare Energien-Technologien gegeneinander auszuspielen. Das Miteinander ist notwendig, aber selbstverständlich auch Maßnahmen wie höhere Energieeinsparung und mehr Energieeffizienz. „Da sehen wir wichtige Berührungspunkte“, erklärt Schweiger mit Bezug auf das Positionspapier.

Die Allianz, die sich mit einer Kampagne gegen die kleine Wasserkraft gebildet hat, ist zu hinterfragen.

„Es ist ja nicht so, dass Sportangler keinen Einfluss auf den Fischbestand haben. Und auch Kanuten bewegen sich im und am Wasser“, betont Lang. „Wir sehen keinen Grund, dies zu beklagen oder dagegen Stimmung zu machen. Aber wir erheben den Anspruch, dass man uns mit einer bewährten, laufend modernisierten Technologie weiter regenerativen Strom erzeugen lässt und auch die Wirtschaftlichkeit, die für viele kleine und mittelständische Anlagenbetreiber ohnehin gefährdet ist, nicht durch weitere überzogene Auflagen beeinträchtigt.“

Bitte um ausgewogene Berichterstattung

An die Medien appellieren die bayerischen Wasserkraftverbände, ausgewogen zu berichten und auch die Argumente der Wasserkraftseite in ihrer Berichterstattung zu berücksichtigen.

„Auch hier gilt unser Gesprächsangebot und wir laden Journalistinnen und Journalisten herzlich zum Besuch von Wasserkraftanlagen ein, damit sie sich selbst ein Bild machen können. Und selbstverständlich stehen wir immer für Fragen und Erklärungen zur Verfügung“, unterstreicht Fritz Schweiger.

Was die Naturschutzverbände betrifft, so vertrauen der LVBW und die VWB darauf, dass sie sich auch mit der Tatsache auseinandersetzen werden, dass die Wasserkraft einen wertvollen Beitrag zur Energiewende und zum Klimaschutz leistet. Letztlich tragen Wasserkraftanlagen durch die Reduktion von CO2-Emisisonen auch zum langfristigen Erhalt der Lebensbedingungen für Fische, andere Lebewesen und Pflanzen in Gewässern bei.

 

 

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