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(GZ-9-2021)
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► Grundwasserschonende Bodenbewirtschaftung wird forciert:

 

Startschuss für bundesweit einmaliges Modellprojekt

 

Beratzhausen. Der Klimawandel mit Dürreperioden und Starkniederschlägen wirkt sich auf Böden und auf das Grund- und damit Trinkwasser aus. Gerade in Karstgebieten mit sensibler Geologie sind besondere Maßnahmen nötig. In diesem Bereich ist ein bundesweit einmaliges Modellprojekt angesiedelt, in dem ein neues Konzept für eine das Grundwasser schonende Landbewirtschaftung im Mittelpunkt steht. Beim Zweckverband der Wasserversorgungsgruppe Laber-Naab wurde dieser Ansatz kürzlich vorgestellt.

In seiner Funktion als 1. Vorsitzender der Kooperation Trinkwasserschutz Oberpfälzer Jura führte der Werkleiter des Wasserzweckverbandes Laber-Naab Franz Herrler in das Thema ein. Gemeinsames Anliegen aller Beteiligten – Wasserversorger und Landwirtschaft – sei es, „zum Wasserschutz beizutragen und den Boden bestmöglich zu erhalten und zu bewirtschaften.“

Die aus elf Wassergruppen bestehende Kooperation betreue, so Herrler, 22 Wasserschutzgebiete mit einer Gesamtfläche von 15.000 Hektar, fördere über 20 Mio. Kubikmeter Grundwasser im Jahr und versorge ca. 400.000 Einwohner.

Hydrogeologische Analysen

Im Oberpfälzer Jura mit vielen Karstlandschaften sei „eine andere Sichtweise nötig“, so der Vorsitzende. Konkret erfolge dies durch hydrogeologische Analysen, um dadurch die Bodenqualität bzw. den Bodenaufbau zu ermitteln. Mit diesen Werten und auf dieser Basis sei dann ein das Grundwasser schonendes Konzept für die Bodenbearbeitung möglich.

„Alle Pakete, die vorgeschlagen sind, wurden schon jahrelang erprobt und funktionieren nachhaltig, selbst auf Karstgebieten“, machte Herrler auch angesichts langer Kooperationen mit Landwirten deutlich. Er sprach von einer Win-Win-Situation zwischen Wasserversorgern und Landwirten, die angemessene Vergütung erhalten.

Die Charakteristika des regionalen Karstgebietes beschrieb Diplom-Geologin Evi Anders vom Sachverständigenbüro für Grundwasser Anders & Raum in Velden. Besonders wies sie auf die mit Wasser gefüllten Hohlräume im Untergrund hin, was zu besonderen Konstellationen hinsichtlich des Grund- und Trinkwassers führt. Besonders die Tatsache, dass bei Löchern/Dolinen unterhalb des Ackerbodens Wasser ungefiltert ins Grundwasser fließen kann, hob Anders als ein „sensibles und unberechenbares Problem für den Trinkwasserschutz“ hervor. Daher müsse darauf geachtet werden, „was auf der Oberfläche passiert“, wie die Fläche vom Landwirt bewirtschaftet wird. Das neue Konzept trage dazu bei, „dass das Grundwasser nicht gefährdet wird, keine Schadstoffe ins Grundwasser eingetragen werden“, so die Diplom-Geologin abschließend.

Gesunder Boden als gemeinsamer Nenner

Als „gemeinsames Konzept unter Beteiligung vieler Partner“ bezeichnete Dipl.-Ing. (FH) Franz Rösl, 1. Vorsitzender der Interessengemeinschaft gesunder Boden e.V., das Projekt. „Der gemeinsame Nenner war der gesunde Boden, der wiederum Voraussetzung für gesundes Wasser ist“, konkretisierte Rösl. Die Maßnahmen würden sich an konventionell wie auch ökologisch arbeitende Landwirte richten. Einbezogen ins Projekt seien neben den Bauern die Regierung, die Landwirtschaftsberatung, Hydrogeologen und die Wasserversorger.

Ein besonderer Fokus richte sich auf eine „spezielle, vielgliedrige Fruchtfolge, kombiniert mit Untersaaten und artenreichen Zwischenfrüchten“, nannte der Vorsitzenden einen zentralen Aspekt. Das fördere, dass Prozesse im Boden weiterlaufen und Nährstoffe nicht verloren gehen. Einher gehe ein Verzicht auf Pflanzenschutzmittel und auf Brachen. „Der Boden wird nur durch eine lebendige Pflanze gefördert“, fasste Rösl zusammen. Die Bodengesundheit sei das Ziel des Landwirts und der Wassergruppen, die Erhöhung der Bodenresistenz und eine geringere Erosionsgefahr weitere Vorteile.

Für die Landwirte nahm Johann Dechant aus Grünschlag Stellung, der konventionell wirtschaftet. Er beklagte „Unwissenheit in der Öffentlichkeit über die Landwirtschaft und die Wasserbetreiber, auch die Qualität des Wassers wird wenig geschätzt“, so der Bauer. Er verwies auf unterschiedliche Bodenstrukturen innerhalb kleiner Flächen, was die Arbeit erschwere. Mit Chemieeinsatz könne das ausgeglichen werden, aber davon wolle man ja wegkommen.

Mit Blick auf das Projekt regte Dechant an, mehr Grünland einzubeziehen und möglichst viele Landwirte zu gewinnen.

Markus Bauer

 

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