Fachthemazurück

(GZ-10-2021)
gz fachthema
GZ-Plus-Mitgliedschaft

► Internationaler Altpapiertag des bvse-Fachverbands Papierrecycling:

 

Altpapier hat Zukunft

 

Die weltweite Nutzung von Altpapier steigt seit Jahren an. Mehr als 250 Millionen Tonnen Altpapier jährlich werden von der Papierindustrie verarbeitet. „Diese Entwicklung zeigt, dass Altpapier der wichtigste Rohstoff der Papierindustrie ist“, unterstrich Werner Steingaß, bvse-Vizepräsident und Vorsitzender des Fachverbandes Papierrecycling, im Rahmen des digitalen Internationalen Altpapiertags 2021.

Gleichwohl seien die vergangenen Jahre waren für die Altpapierunternehmen nicht einfach gewesen, erläuterte Steingaß. So musste sich die Branche auf den Strukturwandel in den asiatischen Märkten einstellen. Dies sei insbesondere für die exportierenden Unternehmen eine große Herausforderung gewesen.

„Aktuell erleben wir die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Wir stellen fest, dass die Altpapiererfassungsmenge deutlich gesunken ist. Damit einhergehend hat dies zu einem drastischen Angebotsrückgang von Altpapier und zu Preisbewegungen geführt, die wir in diesem Maße noch nie gesehen haben. Gut, dass die Branche professionell aufgestellt ist und schon in der Vergangenheit gelernt hat, sich auf Veränderungen schnell einzustellen“, betonte der bvse-Vizepräsident.

Um weiterhin erfolgreich arbeiten zu können, sei die Altpapierbranche auf die richtigen politischen Rahmenbedingungen angewiesen. Beispielsweise müsse dafür Sorge getragen werden, dass qualitativ aufbereitetes und normiertes Altpapier als wichtiger Sekundärrohstoff aus dem Abfallbegriff herauskommt. Altpapier müsse auch weiterhin weltweit gehandelt werden dürfen und gleichzeitig müsse die Bürokratie beim grenzüberschreitenden Handel abgebaut werden.

Sammelstrukturen verbessern

Als wichtig bezeichnete es Steingaß, dass weltweit die Altpapier-Sammelstrukturen verbessert werden. Altpapier müsse getrennt von anderen Materialien gesammelt werden, denn dies sei die Basis dafür, dass die Altpapierbranche weltweit die Papierindustrie mit qualitativ hochwertigem Altpapier ausreichend versorgen könne.

Der Fachverbandsvorsitzende verwies abschließend darauf, dass nicht nur die Weltbevölkerung, sondern auch der Bedarf nach Verpackungen und damit nach Altpapier stetig steigen wird.

Sein Fazit: „Altpapier hat Zukunft!“ Altpapier ist die wichtigste und vor allem nachhaltige Quelle für das hierzu dringend benötigte Fasermaterial.

„Mit einer Milliarde Tonnen CO2-Einsparpotenzial spielt das Altpapierrecycling eine nicht unerhebliche Rolle bei den internationalen Bemühungen zur Bekämpfung der Klimakrise und dem politischen Willen nach grünen Lösungen“, erklärte der Präsident der Global Recycling Foundation, Ranjit S. Baxi.

Nach seinen Angaben konzentriert sich die Altpapierausfuhr aus den USA und Europa mittlerweile auf die wachstumsorientierten Länder in Südostasien und Indien. In Indien, das sich mittlerweile auch zum Hub für die Nachfrage nach Kraftpapiersorten aus China entwickelt habe, gebe es mittlerweile über 600 Papierfabriken, die weltweit vernetzt neue Produktionskapazitäten schaffen.

Doch birgt die Lage für die Altpapierbranche in der EU noch viele Unsicherheiten, wie Baxi hervorhob. Denn mit der COVID-19-Pandemie seien die weltweiten Altpapiermärkte in 2020 von einem „Tsunami“ überrollt worden, der vieles auf den Kopf gestellt habe.

Resiliente Branche CEPI-Experte Ulrich Leberle wies darauf hin, dass sich die europäische Altpapierbranche in den Höhen und Tiefen mit großen Schwankungen am Markt als resilient erwiesen habe. Jedoch seien noch viele Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf den wachsenden Verpackungsmarkt, zu meistern. Essenzieller Schlüssel zum Erfolg sei ein gemeinsames Verständnis in der EU für die Erfassung, Sortierung und Qualität von Altpapier.

Aus Sicht des Geschäftsführers der Melosch Export GmbH, Andreas Otto, „ist die Berechenbarkeit am Markt verlorengegangen“. Zwar sei angesichts der hohen Nachfrage nach Altpapier das Preisniveau gestiegen, jedoch belasteten zusätzlicher Bürokratieaufwand und derzeit astronomisch gestiegene Fracht- und Logistikkosten für Containerplätze den Finanzhaushalt der Branchenunternehmen weit über Gebühr, so das Mitglied im bvse Fachverband Papierrecycling.

Auf den weiteren Verlauf auf dem asiatischen Kontinent blickt Otto mit Spannung: Die Entwicklung in Übersee berge Chancen und Risiken. Das Wichtigste sei, dass der freie und faire Welthandel weiterhin offen bleibe.

DK

 

Dieser Artikel hat Ihnen weitergeholfen?
Bedenken Sie nur, welche Informationsfülle ein Abo der Bayerischen GemeindeZeitung Ihnen liefern würde!
Hier geht’s zum Abo!

 

GemeindeZeitung

Fachthema

AppStore

TwitterfacebookinstagramYouTube

Google Play

© Bayerische GemeindeZeitung