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(GZ-12-2021)
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► Smart Cities & Regions:

 

Expertenworkshop erörtert digitale Potenziale

 

Mit dem Ziel, die bayerischen Kommunen fit für die digitale Transformation zu machen, möchte das Zentrum Digitalisierung. Bayern (ZD.B) den Wissensaustausch in Bayern befördern und die Umsetzung digitaler Aktivitäten unterstützen. Damit eine höhere Transparenz regionaler „Smart Cities & Regions“ (SCR)-Aktivitäten geschaffen und die Akteure in den bayerischen Regionen besser vernetzt werden können, veranstalteten die SCR-Themenplattform des ZD.B sowie das Beratungs- und Projektentwicklungsunternehmen atene KOM virtuelle Multiplikatoren-Workshops in vier bayerischen Regionen.

Zum Abschluss traf sich eine Expertenrunde aus Oberbayern im digitalen Raum, um Bedarfe im Kontext der Digitalisierung zu erörtern und künftige Handlungsschritte für die Region einzuleiten. Akteure aus den Bereichen der Regionalentwicklung und Standortmarketing sowie der Digitalisierung/Smart Cities & Regions waren eingeladen, digitale Potenziale der Region zu eruieren.

Relevante Themenfelder

In Kleingruppen wurden digitale Herausforderungen und Ansätze in den für Oberbayern relevanten Themenfeldern „Mobilität“, „Informationstechnologie“, „Tourismus“ und „Verwaltung“ besprochen, bereits bestehende Kontakte vertieft und neue Initiativen kennengelernt. Folgende nennenswerten Aspekte wurden genannt:

Laptop und Lederhosen 2.0: Wir brauchen eine Vision: Im Kern fehlt es an einem innovativen Zukunftsradar im Freistaat, an dem sich alle weiteren Prozesse ausrichten können.

Transparenz bei der Sammlung von Daten! Sie sind das neue Gold und Öl unserer Zeit und müssen transparent und ehrlich gesammelt werden. Hierfür bedarf es eines offenen Umgangs und eines Open Data Portals.

Schnittstellen, Standards und zentrale Angebote müssen durch den Freistaat geschaffen werden: Bereits etablierten Strukturen und vorhandene Standardisierungsansätze ermöglichen eine gute Orientierung. Kompatibilität der Lösungen sollte Beachtung finden.

Interregionale Zusammenarbeit leben! Die Herausforderungen der Kommunen halten nicht an der Stadtgrenze und können sinnvoller und effektiver gemeistert werden, wenn man Nachbarregionen mit einbezieht. Auf diese Weise lässt sich für diese Regionen Wertschöpfung generieren und sogar steigern.

Digitalisierung ist nicht nur ein Technologiewandel, sondern ein Kulturwandel! Die Kommunikation und Teilhabemöglichkeiten in Kommunen sollten innovativer und zielgruppengerechter gestaltet werden.

Es braucht eine Unterstützergesellschaft seitens des Freistaates für SCR-interessierte Kommunen: Die derzeitige „Durchwurschtel-Mentalität“, gepaart mit der Finanznot in Kommunen erschwert ein einheitliches und flächendeckendes Vorgehen bei der digitalen Transformation.

Ein weiterer Schwerpunkt des Multiplikatoren-Workshops lag darin, gemeinsam mit den Teilnehmern, die thematische Ausrichtung einer möglichen zukünftigen Kampagne zum Thema „Smart Cities & Regions“ für Bayern auszuarbeiten. Ziel der Kampagne ist die Vernetzung regionaler Smart City Praxisbeispiele sowie lokaler Netzwerkinitiativen. Durch die Kampagne sollen Akteure zum Dialog über und letztlich zur erfolgreichen Umsetzung smarter Projektideen in Bayern motiviert werden.

Im vergangenen Jahr stand die sektorübergreifende Betrachtung und Vernetzung von insgesamt 16 Handlungsfeldern im Bereich Smart Cities and Regions im Mittelpunkt von zehn modellhaft durchgeführten Digitalisierungskonzepten. Damit sollen bayerische Gebietskörperschaften in die Lage versetzt werden, ein systematisches Steuerungsinstrument für ihre strategische Stadt- bzw. Regionalentwicklung zu nutzen.

SDDI-Modellregionen

Darüber hinaus wurde 2020 in den sechs Modellregionen Stadt Garching, Stadt Grafing, Landkreis Freyung-Grafenau, Landkreis Neustadt a. d. Waldnaab, Stadt Haßfurt und Landkreis Wunsiedel die Nutzung einer offenen geobasierten Dateninfrastruktur (SDDI) aufgebaut. Ziel war es, anhand international anerkannter Standards und offener Schnittstellen das Zusammenspiel unterschiedlicher Software-Systeme in und zwischen Verwaltung, Unternehmen, Organisationen zu ermöglichen. Für 2021 werden zehn weitere Gebietskörperschaften gesucht.

Die Möglichkeiten von Digitalisierung und Virtualität für unsere Welt verstehen und richtig einsetzen zu können, setzt neue Denk- und Handlungsweisen voraus. Hierfür müssen neben technologischen Fragestellungen in zunehmendem Maße konzeptionelle Überlegungen zum Einsatz digitaler Lösungen in Bereichen wie Mobilität, E-Learning, Produktentwicklung oder Marketing angestoßen werden.

Dialog über die Chancen von Digitalisierung und Virtualität

Der Verein Virtual Innovation Forum hat es sich nach Angaben des Vorstands und Clustermanagers Smart-City/Mobility, Helmut Walter, zur Aufgabe gemacht, einen Dialog über die Chancen von Digitalisierung und Virtualität für Wirtschaft und Gesellschaft in einem Netzwerk mit technologie- und branchenübergreifenden Partnern anzustoßen. Nur im Verbund und unter Einbeziehung aller relevanten Akteure werde dieser Dialog zu einem Erfolg führen.

Das Grobkonzept von VI Forum & ZD.B umfasse den Ausbau einer zentralen Smart-City/Mobility Struktur als Serviceorganisation für die Kommunen. Die zentrale Organisation (ZO) ist organisatorisch in staatlicher Hand, jede Kommune kann teilnehmen, oder den Blue-Print verwenden. Walter zufolge kann Bayern über dieses Modell zur weltweit ersten flächendeckend versmarteten Region dieser Größe werden. „Damit geben wir Standards vor und ziehen die Wirtschaft an.“

Infrastruktur für die Zukunft

Mit ihrer langjährigen Erfahrung in der Fördermittel- und Kommunalbetreuung begleitet atene KOM – Agentur für Kommunikation, Organisation und Management - aus Berlin den öffentlichen Sektor bei der Projektentwicklung in den Bereichen Bildung, Digitalisierung, Mobilität, Gesundheit und Energie. Das Unternehmen bringt laut Katarzyna Stanek Kommunen, Landkreise und Unternehmen zusammen und entwickelt die Infrastruktur für die Zukunft. Die Stärkung des ländlichen Raums stehe im Vordergrund.

Wie Stanek erläuterte, fehle es in einigen Regionen noch immer an einer superschnellen digitalen Infrastruktur. Zwar sei diese vorhanden, jedoch gebe es keine Nachfrage, weil es an digitalen Kompetenzen mangle. In vielen Lebensbereichen fänden digitale Dienste noch keine Anwendung, weil die Akzeptanz von Internetdiensten fehlt.

Umfrage von Bitkom und DStGB

Laut einer repräsentativen Umfrage von Bitkom und Deutschem Städte- und Gemeindebund zur Digitalisierung der Kommunen in der Corona-Krise verfolgen derzeit lediglich 8 Prozent der Kommunen eine zentrale Digitalstrategie, 13 Prozent zumindest in einzelnen Sektoren. Die Mehrheit (56 Prozent) hat keine Digitalstrategie, entwickelt eine solche aber aktuell zentral (33 Prozent) oder sektoral (23 Prozent). Jede fünfte Kommune (20 Prozent) hat keine Digitalstrategie und erkennt darin auch kein Thema – das betrifft vor allem Kommunen mit weniger als 5.000 Einwohnern (24 Prozent).

Ländliche Räume stehen vor vielfältigen Herausforderungen, sei es bei der medizinischen Versorgung, der Versorgung mit Waren und Dienstleistungen oder Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten.

Gleichzeitig gibt es überall in Deutschland innovative Projekte, die digitale Lösungsansätze verfolgen, um die Daseinsvorsorge und Lebensqualität vor Ort zu verbessern. Welche Faktoren tragen dazu bei, dass sie erfolgreich sind, welche können dem Erfolg entgegenstehen? Das Kompetenzzentrum Öffentliche IT hat dazu 49 Projekte zu ihren Erfahrungen befragt.

Digitale Projekte in ländlichen Räumen

Wie Katarzyna Stanek darlegte, lägen Schwierigkeiten digitaler Projekte in ländlichen Räumen in erster Linie an der Finanzierung, gefolgt von Technik und Organisation, Verstetigung, Stakeholdermanagement, Kommunikation und Werbung, Überlastung Ehrenamtlicher, rechtlichen Hürden, schlechter Internetanbindung und der Komplexität der Förderungen.

Auf Basis einer Befragung der 71 ILE-Kommunen stellte sich heraus, dass fast ein Drittel der befragten Kommunen keine digitalen Maßnahmen in Planung oder Durchführung hat und externer Unterstützungsbedarf bei Digitalisierungsmaßnahmen, auch in Sachen Fördermittelberatung, besteht. Zudem fehle die fachliche Kompetenz, weshalb bei grundlegenden Themen Hilfe vonnöten sei.

Stanek: „Das Thema Digitalisierung ist als relevant erkannt. Gleichwohl ist Digitalisierung für zwei Drittel der Kommunen noch Zukunftsmusik. Digitalisierung ist kein Selbstläufer; deshalb wird externe Unterstützung benötigt!“

DK

 

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