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(GZ-18-2021)
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► Teichwirtschaft:

 

Ein „Teichbauberater“ für Bayern

Von Dr. Reinhard Reiter, Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Referat Fischerei und Fischwirtschaft und Uwe Kleber-Lerchbaumer, Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, Referat Talsperren, Flussstaustufen, Polder- und Speichermanagement

Niemand will, dass durch einen Dammbruch große Sachschäden entstehen oder sogar Personen zu Schaden kommen. Die Überprüfung der Standsicherheit und die Sanierung von Teichdämmen ist wichtig, kann aber sehr teuer werden. Mit einem sogenannten „Teichbauberater“, der als Mittler zwischen Teichwirt und Wasserwirtschaftsverwaltung allseits akzeptiert wird, sollen Lösungen mit Augenmaß gefunden werden.

Unser Bild zeigt den Bergknappweiher bei Weilheim während der Abfischung im Herbst. Der Teich ist nahezu vollständig abgelassen. Die Fische werden hinter dem Mönch aus einer speziellen Abfisch- grube fischschonend entnommen. Der Damm wurde erst vor ein paar Jahren aufwändig saniert. Foto: Dr. Reiter, StMELF
Unser Bild zeigt den Bergknappweiher bei Weilheim während der Abfischung im Herbst. Der Teich ist nahezu vollständig abgelassen. Die Fische werden hinter demMönch aus einer speziellen Abfischgrube fischschonend entnommen. Der Damm wurde erst vor ein paar Jahren aufwändig saniert. Foto: Dr. Reiter, StMELF

Die bayerische Teichwirtschaft spielt nicht nur eine wichtige Rolle bei der Produktion von hochwertigen regionalen Nahrungsmitteln, sondern fördert auch die Biodiversität und schafft ökologisch wertvolle Lebensräume. Die bewirtschafteten Teiche halten außerdem Wasser in der Landschaft zurück.

Wichtige Aufgaben für den Wasserhaushalt

Gerade bei Hochwasserereignissen und insbesondere bei längerer Trockenheit übernehmen sie damit eine wichtige Aufgabe für den Wasserhaushalt und fördern ein intaktes Kleinklima vor Ort. Oberstes Ziel muss deshalb sein, die Teiche zu erhalten.

Die Überprüfung und insbesondere die Sanierung von Teichdämmen kann hohe Kosten verursachen, die bei der derzeit ohnehin stark angespannten wirtschaftlichen Situation, vor allem in der Karpfenteichwirtschaft, von den Teichwirten nicht getragen werden können. Im Rahmen eines dreijährigen Projekts soll deshalb mit Mitteln aus einer Fraktionsinitiative am Institut für Fischerei der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft ein qualifizierter „Teichbauberater“ eingesetzt werden, der mit Ingenieurwissen und fischereilichem Sachverstand betroffene Teichwirte bei der Überprüfung von Teichdämmen unterstützt, um so wirtschaftlich tragfähige Lösungen planen und umsetzen zu können.

Als Mittler zwischen Teichwirt und Wasserwirtschaftsverwaltung sollen so Lösungen mit Augenmaß gefunden werden. Nach einzelnen Schadensfällen bei Starkregenereignissen verfolgt die Wasserwirtschaft die Anwendung der DIN 19700 Teile 10 und 11 (Talsperren) auch an Fischteichen mit hohem Gefährdungspotenzial.

Aufgabe des „Teichbauberaters“ ist es, in Zusammenarbeit mit den Wasserwirtschaftsämtern anlagenspezifische Anforderungen festzulegen, um angemessene und wirtschaftlich darstellbare Lösungen zu finden. Außerdem soll er Teichwirte bei der Überwachung und Unterhaltung der Dämme unterstützen, um einer Schwächung der Dämme durch Gehölzentwicklung oder Wühltiere (z.B. Biber und Bisam) vorzubeugen und die Funktionsfähigkeit der Hochwasserentlastungsanlagen sicherzustellen.

Die größte Gefahr besteht an Teichen, die mehrere Jahre nicht abgelassen und nicht auf Schäden durch wühlende Tiere überprüft wurden. Ein gut gepflegter Damm bricht normalerweise nicht.

Sanierungsvorschläge erarbeiten

In Ausnahmefällen kann es bei entsprechender Gefährdungssituation notwendig werden, dass der Dammaufbau geotechnisch begutachtet und Sanierungsvorschläge erarbeitet werden müssen.

Das kann im Zweifelsfall Baugrunduntersuchungen nötig machen. Zum kostspieligen Gutachten kommen dann evtl. sehr teure Sanierungsmaßnahmen, die für Teichwirtschaftsbetriebe oft nicht finanzierbar sind und den Weiterbetrieb unwirtschaftlich machen. Erst recht, wenn sie nur Pächter der Teichfläche sind und der Pachtvertrag nach 10 Jahren ausläuft. Als Bewirtschafter können sie sich zwar 50 % der Kosten über die EMFF-Förderung (vermutlich auch zukünftig über EMFAF) bezuschussen lassen, das ist in der Regel aber immer noch zu teuer.

Mit Hilfe des künftigen „Teichbauberaters“ sollen sowohl praktikable und finanzierbare Lösungen gefunden als auch Erkenntnisse in Form von Beratungen und Veröffentlichungen weitergegeben und ein entsprechender Leitfaden entwickelt werden.

Qualifizierte Personen, die sich mit diesem Artikel angesprochen fühlen und die Teichwirtschaftsbetriebe mit Rat und Tat unterstützen möchten, sind aufgefordert, sich auf die nebenstehende Stellenausschreibung zu bewerben (s. auch: https://www.lfl.bayern.de/stellenausschreibungen).

Wir freuen uns über aussagekräftige Bewerbungen.

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