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(GZ-19-2021)
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► Bayerischer Heilbädertag in Bad Kohlgrub:

 

Mit Optimismus in die Zukunft

 

Aufbruchstimmung bei den rund 100 Vertretern der bayerischen Kur- und Heilbäder im Rahmen ihrer diesjährigen Tagung in Bad Kohlgrub: Obwohl die Corona-Pandemie die Heilbäder schwer getroffen hat, richtet sich der Blick optimistisch nach vorne. Denn die ambulante Kur ist nach einem Beschluss des Deutschen Bundestags vom Juni wieder eine Pflichtleistung und dies könnte für Aufschwung sorgen.

Nach einer Studie des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr an der Universität München hat die Corona-Pandemie in den Kurorten für erhebliche finanzielle Einbrüche gesorgt. Vor der Pandemie bescherte der Tourismus in den bayerischen Heilbädern und Kurorten der bayerischen Wirtschaft Umsätze von immerhin fast 5 Milliarden Euro im Jahr.

Rückgrat des Gesundheitstourismus

Aus der Einkommens- und Mehrwertsteuer resultierte 2019 ein Steueraufkommen von rund 465 Millionen aus dem Tourismus, das als Gemeinschaftssteuer Bund, Ländern und Kommunen zugutekommt. Das heißt: Die Bruttowertschöpfung stieg von 2015 bis 2019 um 500 Millionen Euro. An diese Erfolge gilt es nach Corona wieder anzuknüpfen. Die Heilbäder und Kurorte sind das Rückgrat des bayerischen Gesundheitstourismus und stehen für 100.000 Arbeitsplätze im ländlichen Raum.

Der scheidende Vorsitzende des Bayerischen Heilbäderverbandes (BHV), Alois Brundobler, wertete die Untersuchung als Ergebnis massiver Investitionen der Heilbäder und Kurorte in ihre Infrastruktur und in die erfolgreiche Weiterentwicklung der Marke „Gesundes Bayern“. Der wieder in Fahrt gekommene Betrieb werde durch massive Investitionen der Kommunen und Klinikträger sowie die Kostenübernahme für ambulante Kuren durch Gesetzliche Krankenkassen gestärkt.

100.000 Arbeitsplätze im ländlichen Raum

Profitiert hätten laut Studie neben Beherbergungsbetrieben, Gastronomie und Dienstleistungen vor allem auch der Einzelhandel. Die Kurorte und Heilbäder stehen für 100.000 Arbeitsplätze im ländlichen Raum und sind deshalb von erheblicher strukturpolitischer Bedeutung.

Durch die hohe Dichte der Reha-Kliniken ist der Freistaat aus Brundoblers Sicht prädestiniert für die Behandlung von Post-Covid. Bereits jetzt würden Menschen mit anhaltenden Corona-Beschwerden unter anderem in Bad Gögging, Bad Kissingen, Bad Tölz und Bad Grönenbach behandelt. Darüber hinaus plant Bad Aibling, im Rahmen eines Forschungsprojekts neue Angebote für die Post-Covid-Therapie zu entwickeln.

Er habe den Eindruck, so der Verbandschef, dass seit der Corona-Pandemie bei vielen Menschen das Gesundheitsbewusstsein eine wichtigere Rolle spiele. Dadurch erhofft er sich auch mehr Nachfrage nach Prävention. Diesem möglichen Bedürfnis wollen die Heilbäder mit einem innovativen Angebot gerecht werden.

Als tragende Säule im bayerischen Gesundheitssystem würdigte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek Bayerns Kurorte und Heilbäder. Wie der auf dem Heilbädertag zum Ehrenvorsitzenden ernannte Politiker betonte, „sind Vorsorge und Rehabilitation der Schlüssel dafür, dass wir in Zukunft nicht nur älter, sondern vor allem gesünder älter werden können. Unsere Kurorte und Heilbäder sind dafür ideale Anlaufstellen.“ Hinzu komme, dass die bayerischen Kurorte und Heilbäder eine tragende wirtschaftliche Säule bildeten. Neben der Sicherung von Arbeitsplätzen setzten sie als moderne, medizinische Kompetenzzentren Maßstäbe.

Reha-Land Nummer eins

„Wir können mit Stolz sagen: Bayern ist mit 53 hochprädikatisierten Heilbädern und Kurorten sowie 250 Reha-Einrichtungen Bäder-Land und Reha-Land Nummer eins in ganz Deutschland. Wir sind das Land der ortsgebundenen natürlichen Heilmittel. Moor, Sole, Heilwasser, Heilklima, Radon und die Naturheilverfahren von Kneipp und Schroth haben allesamt einen wichtigen Einfluss auf die Gesundheit der Menschen. Und das lassen wir nicht ungenutzt“, bekräftigte Holetschek und ergänzte: „Gesundheitsförderung und Prävention müssen noch stärker als bisher in den Blick rücken. Der demografische Wandel, der allgemeine Anstieg chronischer Erkrankungen, aber auch die Folgen der Corona-Pandemie zeigen deutlich:

Wir müssen die medizinische Vorsorge und Rehabilitation weiter stärken.“ Auch wies der Minister darauf hin, „dass wir den aktuellen Aufschwung und das geschärfte Gesundheitsbewusstsein der Bürgerinnen und Bürger nutzen und unsere heimischen Kurorte und Heilbäder mit neuen und vor allem innovativen Konzepten fit für die Zukunft machen müssen“.

Dazu leiste auch der Bayerische Heilbäderverband schon heute einen wichtigen Beitrag. Am zweiten Tag des Bayerischen Heilbädertages standen Neuwahlen des Vorstandes auf dem Programm. Zum neuen Vorsitzenden des Bayerischen Heilbäderverbandes wurde der Landrat von Wunsiedel, Peter Berek, gewählt. Er war zuvor bereits als Schatzmeister des BHV im Vorstand vertreten. Zu seinem Stellvertreter bestimmten die Mitglieder den Bad Füssinger Bürgermeister Tobias Kurz.

Wie Berek darlegte, sieht er die Aufgabenstellung des Verbands sowohl nach innen als auch nach außen. Zum einen müsse es gelingen, die erfolgreiche Verbandsarbeit weiterzuentwickeln und den Mehrwert für die Mitglieder weiter herausarbeiten. Zum anderen befinde man sich aufgrund der Pandemie in einer Phase des Re-Starts.

„Unsere Kompetenzen im Bereich Gesundheit, Prävention und Rehabilitation sind gefragt wie lange nicht, und die ‚neue Kur‘ kann diesen Trend weiter verstärken“, bemerkte Berek. „Unsere Orte mit ihren Prädikaten, mit ihren Qualitäten, mit ihren ortsgebundenen Heilmitteln und mit ihrer Vielfalt sind damit auch ein wesentlicher Teil der Lösung aktueller Gesundheitsfragen.“

Dass der Heilbädertag heuer in Bad Kohlgrub stattfand, lag unter anderem daran, dass der dortige Kurbetrieb in diesem Jahr sein 150-jähriges Jubiläum feiert. Das „Moordorf“, wie das höchstgelegene Moorheilbad Deutschlands wegen seiner ländlichen Idylle genannt wird, liegt inmitten des Naturparks Ammergauer Alpen und der Zugspitz-Region und wurde berühmt für die heilende Wirkung der dickbreiigen Moorbäder aus dem Bergkiefern-Hochmoor – der sogenannten Schwarzen Daune.

Die Moorbäder helfen bei Rheuma, Gelenkerkrankungen, Wirbelsäulenbeschwerden, Stress und Burnout, aber auch bei unerfülltem Kinderwunsch. Im Ort gibt es nur noch wenige Einrichtungen, die eine Kur anbieten. Auch sie hoffen nun auf einen positiven Effekt durch die Wiedereinführung der Kur-Pflichtleistung.

DK

 

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