Fachthemazurück

(GZ-19-2021)
gz fachthema

► bvse-Fachverband Kunststoffrecycling:

 

„Greenwashing“ der europäischen Kunststoffindustrie wird abgelehnt

Die europäische Kunststoffindustrie startet eine neue Greenwashing-Kampagne, die man ihr nicht durchgehen lassen sollte. Das erklärte Dr. Dirk Textor, Vorsitzender des bvse-Fachverbandes Kunststoffrecycling. Anlass dieser Kritik ist nicht die Forderung einer Recyclat-Einsatzquote von 30 Prozent, sondern die gleichzeitig erhobene Forderung, das Kunststoffrecycling und die chemische Behandlung von Kunststoffabfällen gleichzusetzen.

Laut Textor ist die chemische Aufbereitung von Kunststoffabfällen „eigentlich ein alter Hut in der Branche, der immer mal wieder gezogen wird. Momentan wird sie unter dem Label des chemischen Recyclings gehypt.“

Nach Auffassung des bvse gibt es keinen Zweifel daran, dass das werkstoffliche Kunststoffrecycling eine wesentlich bessere Ökobilanz ausweist als die chemische Behandlung von Kunststoffabfällen. Es wird deutlich weniger Energie eingesetzt, der bei der chemischen Behandlung erforderliche Chemiecocktail wird nicht benötigt und die im Wege des Kunststoffrecyclings hergestellten Recyclate sind für eine große Vielfalt von Kunststoffprodukten einsetzbar.

Laut bvse ist die CO2-Bilanz der chemischen Verwertung deutlich schlechter als bei dem werkstofflichen Recycling von Kunststoffen. Nicht nur die Kreislaufführung der Materialien ist ein wesentliches Element im Umweltschutz, sondern auch die Reduktion von CO2. Damit sind chemische Recyclingverfahren, von denen es noch keine im industriellen Maßstab gibt, kontraproduktiv.

Gegenwärtig generieren die deutschen werkstofflichen Kunststoffrecycler eine Gesamtmenge von 2,04 Mio. Tonnen an Recyclaten, die, bezogen auf die Kunststoffabfallmenge in Höhe von 6,28 Mio. Tonnen, immerhin 32 % entspricht. Die damit verbundenen Einsparungen an Rohstoffen, Energie und Treibhausgasen zeigen die enorme ökologische und ökonomische Leistung der werkstofflichen Verwertung, also des bestehenden Kunststoffrecyclings. So werden hier Recyclate erzeugt, die seit vielen Jahren etablierte Einsatzgebiete haben, zu denen auch Anwendungen im Lebensmittelbereich gehören.

Recyclat-Einsatzquote

Bei der Betrachtung der Recyclat-Einsatzquote bezogen auf die post consumer Abfälle, die in Höhe von 5,35 Mio. Tonnen anfallen, ergibt sich ein verändertes Erfolgsbild. Hier werden immerhin 1,02 Mio. Tonnen an Recyclaten in der Kunststoffindustrie verarbeitet und dies entspricht einer Recyclat-Einsatzquote von 19 %. Auch das ist ein bedeutender Erfolg bei den Verpackungsabfällen, die dem VerpackG unterliegen.

Aus den Erhebungen aus zurückliegenden Jahren wird deutlich, dass die gesamte Recyclatmenge von 2017 zu 2018 um immerhin 10 % gesteigert werden konnte. Das Wachstum resultierte insbesondere aus den gestiegenen Einsatzmengen aus post consumer Abfällen, die um 200.000 Tonnen gesteigert werden konnten.

Das Problem ist aber klar zu beschreiben: Es gibt immer noch viel zu viele Kunststoffverpackungen im Markt, die nach ihrer Gebrauchsphase nicht recycelbar sind. Dieses Problem ist lösbar: Der Schlüssel heißt „Design for Recycling“.

Es gibt inzwischen hervorragende Verpackungslösungen, die recycelbar sind. Aber sie machen erst einen Bruchteil der Verpackungen aus, die im Umlauf sind. Es ist deshalb bedauerlich, dass die Kunststoffindustrie jetzt auf eine seit Jahrzehnten vor sich hin dümpelnde Technologie, die chemische Verwertung, setzt, um sich vor einer Lösung für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft, nämlich dem Design for Recycling, zu drücken.

Die Ansätze bei der chemischen Verwertung basieren heute auf dem Einsatz von Stoffströmen, die im werkstofflichen Recycling bereits seit vielen Jahren erfolgreich verwertet werden. Damit stehen im Fokus der chemischen Abfallbehandlung die getrennt gesammelten und sortierten Polyolefinfraktionen aus dem Verpackungsbereich.

Fazit: „Wer auf die chemische Abfallbehandlung setzt, konterkariert sehenden Auges alle Bemühungen, Verpackungen nachhaltiger durch Design for Recycling zu gestalten. Chemische Abfallbehandlungsverfahren werden letztlich, vergleichbar mit der Müllverbrennung, den Stoffstrom der Kunststoffe beseitigen, anstatt diesen zu recyceln“, so die Kunststoffrecycler im bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung.

 

Dieser Artikel hat Ihnen weitergeholfen?
Bedenken Sie nur, welche Informationsfülle ein Abo der Bayerischen GemeindeZeitung Ihnen liefern würde!
Hier geht’s zum Abo!

GemeindeZeitung

Fachthema

AppStore

TwitterfacebookinstagramYouTube

Google Play

© Bayerische GemeindeZeitung