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(GZ-19-2021)
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► GAB-Alt­las­ten­sym­po­si­um 2021:

 

Blick­punk­te Ent­sor­gung und Alt­las­ten­sa­nie­rung

 

Rund 300 Be­su­cher ver­zeich­ne­te das dies­jäh­ri­ge Alt­las­ten­sym­po­si­um der GAB, das Co­ro­na-be­dingt zum ersten Mal als Hy­bridver­an­stal­tung statt­fand. Die Hälfte nahm an der Prä­senz­ver­an­stal­tung in In­gol­stadt, die andere Hälfte online per Li­vestream teil. Prä­sen­tiert wurden neben den ak­tu­el­len Ent­wick­lun­gen der Alt­las­ten­be­ar­bei­tung auch der Umgang mit PFC-Be­las­tun­gen sowie die Er­kun­dung/Sa­nie­rung von Alt­las­ten in der Praxis. Zudem wurde das Thema „IN-Cam­pus - Vom Raf­fi­ne­rie­stand­ort zum Spit­zen­tech­no­lo­gie­zen­trum“ be­leuch­tet.

 

Über die Her­aus­for­de­run­gen beim Flä­chen­re­cy­cling des Ge­län­des durch Alt­las­ten­sa­nie­rung be­rich­te­te Andrea Robien, Audi AG. Das Groß­pro­jekt IN-Cam­pus-Sa­nie­rung sei trotz aller Her­aus­for­de­run­gen sehr er­folg­reich um­ge­setzt worden. Dies sei der Ge­samt­leis­tung aller und dem au­ßer­or­dent­li­chen Einsatz sehr vieler ein­zel­ner Be­tei­lig­ter zu ver­dan­ken. Ohne eine in­ten­si­ve, re­gel­mä­ßi­ge Kom­mu­ni­ka­ti­on wäre dies nicht machbar gewesen, vor allem da eine hohe zeit­li­che Fle­xi­bi­li­tät ge­for­dert war, un­ter­strich Robien.

Dr. Alex­an­der Poser, R & H Umwelt GmbH, schil­der­te den Sa­nie­rungs­plan von der Idee bis zur Um­set­zung. Nach dem Rückbau ober­ir­di­scher Ein­rich­tun­gen (Tank­fel­der, Pro­zess­an­la­gen, Kamine etc.) hätten 2015 die ei­gent­li­chen Er­kun­dun­gen mit über 1.200 Son­die­rungs­boh­run­gen und Er­kun­dungs­schür­fe be­gon­nen, über 250 Grund­was­ser­mess­stel­len seien beprobt worden und mehr als 50.000 La­bo­rana­ly­sen auf ver­schie­dens­te Schad­stoff­pa­ra­me­ter erfolgt.

Zum Thema „PFC – eine Her­aus­for­de­rung in der Flä­chen­ent­wick­lung – Bei­spiel ehe­ma­li­ge Mi­li­tär­flug­plät­ze“ re­fe­rier­te Stephan Clemens, Bun­des­an­stalt für Im­mo­bi­li­en­auf­ga­ben (BlmA). Am Bei­spiel des ehe­ma­li­gen NA­TO-Flug­plat­zes Bitburg zeigte er einen Lö­sungs­an­satz be­züg­lich des Bo­den­ma­nage­ments für die PFC-be­las­te­ten Böden am Stand­ort auf.

Her­aus­for­de­rung PFC

Clemens zufolge steht in Rhein­land-Pfalz kein De­po­nie­raum für PFC-be­las­te­te Böden zur Ver­fü­gung und gängige tech­ni­sche Be­hand­lungs­me­tho­den schie­den auf­grund der an­fal­len­den Mengen von ca. 80.000 m³ sowie der Bo­den­ma­trix aus. In einem Work­shop sei deshalb mit der Struk­tur- und Ge­neh­mi­gungs­di­rek­ti­on Nord als zu­stän­di­ger Behörde für den Flug­platz Bitburg der Rahmen für ein Bo­den­ma­nage­ment für den ge­sam­ten Flug­platz ent­wi­ckelt worden.

Grund­la­ge für das an­ge­streb­te Bo­den­ma­nage­ment sei, die BI­mA-ei­ge­nen Flächen in ihrer Ge­samt­heit als Sa­nie­rungs­ge­biet zu er­klä­ren und zur Um­set­zung des Bo­den­ma­nage­ments eine in­ner­halb des Flug­platz­ge­län­des lie­gen­de Fläche zu iden­ti­fi­zie­ren, die ge­eig­net ist, PFC-be­las­te­te Böden aus Ent­wick­lungs­maß­nah­men auf­zu­neh­men. Dieses Bo­den­ma­nage­ment werde als Kom­bi­na­ti­on von Si­che­rung un­ter­halb bau­li­cher Anlagen und Aushub mit stand­ort­na­her Ver­wah­rung geplant. Als wich­ti­gen Aspekt für die Ak­zep­tanz be­zeich­ne­te Clemens die Rück­hol­bar­keit des ge­si­chert im Land­schafts­bau­werk ver­wahr­ten Bodens für den Fall, dass künftig ge­eig­ne­te Rei­ni­gungs­ver­fah­ren zur Ver­fü­gung stehen.

Kosten- und Rechts­ri­si­ken

Zu­neh­mend an Be­deu­tung gewinnt das Thema Ent­sor­gung. Ira Al­brecht und Dr. Arnulf Sowa, Gibs geo­lo­gen + in­ge­nieu­re GmbH & Co. KG, zeigten die Kosten- und Rechts­ri­si­ken bei der Ent­sor­gung von Hauf­wer­ken auf. Dazu gaben sie Pra­xis­bei­spie­le aus Sa­nie­rungs- und Rück­bau­maß­nah­men und prä­sen­tier­ten Stra­te­gi­en zur Ri­si­kom­in­de­rung. Bei Bau- und Ab­bruch­maß­nah­men ent­stün­den bei der Ent­sor­gung von Hauf­wer­ken aus Erd­aus­hub und Bau­schutt oft dadurch Risiken, dass zum Zeit­punkt der Planung oder der Aus­schrei­bung nur un­ge­nü­gen­de Kennt­nis­se der Ab­fall­be­schaf­fen­heit, der Ab­fall­men­ge und der spä­te­ren Ent­sor­gungs­we­ge vor­lä­gen oder sich im Zuge der Bau­maß­nah­me Ver­än­de­run­gen ergäben.

Auf Grund un­ter­schied­li­cher län­der­spe­zi­fi­scher Re­ge­lun­gen könnten Rest­stof­fe im Falle der Ent­sor­gung in ein anderes Bun­des­land dort anders ein­ge­stuft werden, zudem be­stün­den ver­schie­den gültige Ge­setz­ge­bungs­grund­la­gen (Bun­des-Bo­den­schutz­ge­setz, Kreis­lauf­wirt­schafts­ge-
setz etc.). Die neue Man­tel­ver­ord­nung solle hier har­mo­ni­sie­rend wirken.

In jedem Fall, so Ira Al­brecht, wäre es für die Ri­si­kom­in­de­rung hilf­reich, die Wahr­neh­mung aller be­tei­lig­ten Par­tei­en dafür zu schär­fen, dass die Ent­sor­gung von mi­ne­ra­li­schen Rest­stof­fen hohe An­sprü­che an das Fach­wis­sen der Gut­ach­ter bzw. der de­kla­rie­ren­den In­sti­tu­tio­nen er­for­de­re.
Über die Um­welt­ri­si­ken und die Ent­sor­gungs­pro­ble­ma­tik bei Asbest im Boden in­for­mier­te Dr. Thomas Hanauer, Tauw GmbH. Aus seiner Sicht gibt es bei der As­best­be­ur­tei­lung we­sent­li­che De­fi­zi­te.

So ziele u. a. die jetzige Rechts­la­ge auf den Umgang mit of­fen­sicht­lich as­best­hal­ti­gen Bau­pro­duk­ten, wie z. B. As­best­ze­ment­plat­ten, ab und be­rück­sich­ti­ge die An­for­de­run­gen an den Umgang mit Bau- und Ab­bruch­ab­fäl­len oder Böden mit ge­rin­gen As­best­ge­hal­ten nicht aus­rei­chend. Wei­ter­hin fehle eine Be­trach­tung as­best­hal­ti­ger Böden sowie eine bo­den­schutz­recht­li­che Ein­ord­nung.

Um­welt­ri­si­ken

Bislang sei eine Pflicht zur Vor­er­kun­dung beim Rückbau in den Re­gel­wer­ken des Bau­rechts, des Ge­fahr­stoff­rechts und des Ab­fall­rechts noch nicht hin­rei­chend kon­kre­ti­siert und ggf. nur in­di­rekt ab­zu­lei­ten. In­zwi­schen würde die The­ma­tik von ver­schie­de­nen Fach­ver­bän­den auf­ge­grif­fen. Zum Bei­spiel sei durch den In­ge­nieur­tech­ni­schen Verband für Alt­las­ten­ma­nage­ment und Flä­chen­re­cy­cling (ITVA) und den Bun­des­ver­band Boden ein ver­bän­de­über­grei­fen­des The­sen­pa­pier in Vor­be­rei­tung, das zum Jah­res­en­de 2021 ver­öf­fent­licht werden solle.

Mit dem Thema „Kon­flikt­po­ten­zi­al Alt­las­ten, Trink­was­ser­ge­win­nung und Wohnen. Eine kom­ple­xe Analyse der Sa­nie­rungs­pra­xis in Berlin“ be­fass­te sich Frank Rauch, Se­nats­ver­wal­tung für Umwelt, Verkehr und Kli­ma­schutz. Die wach­sen­de Stadt, die einen stei­gen­den Trink­was­ser­be­darf pro­gnos­ti­zie­re, die ne­ga­ti­ven Aus­wir­kun­gen des Kli­ma­wan­dels, aber auch die Aus­wir­kun­gen der Ver­städ­te­rung (u.a. Re­du­zie­rung der Grund­was­ser­neu­bil­dung durch einen stei­gen­den Ver­sie­ge­lungs­grad) würden den Kon­flikt zwi­schen städ­ti­scher Grund­was­ser­nut­zung zur Trink­was­ser­her­stel­lung und deren Ein­schrän­kun­gen durch das Vor­han­den­sein von Schad­stof­fen in den be­wirt­schaf­te­ten Grund­was­ser­vor­kom­men fast aller Ber­li­ner Was­ser­wer­ke stets be­glei­ten und ggf. ver­stär­ken.

Daher sei die nach­hal­ti­ge Alt­las­ten­sa­nie­rung in Berlin nicht nur ein we­sent­li­cher Beitrag für die lang­fris­ti­ge Trink­was­ser­ver­sor­gung der Haupt­stadt, sondern ge­währ­leis­te auch eine dau­er­haf­te Ver­füg­bar­keit der Flächen zur Nutzung für Gewerbe, In­dus­trie, Woh­nungs­bau oder als Nah­er­ho­lungs­raum.

Hilf­rei­ches BIM

Holger Kaiser, Bauer Re­sour­ces GmbH, Schro­ben­hau­sen, widmete sich schließ­lich der The­ma­tik des Buil­ding In­for­ma­ti­on Mo­de­ling (BIM), dessen Ziel es sei, sämt­li­che Pla­nungs- und Bau­pro­zes­se auf Basis eines di­gi­ta­len Bau­werks­in­for­ma­ti­ons­mo­dells durch­zu­füh­ren. In der Alt­las­ten­sa­nie­rung, so Kaiser, werde diese Methode bis jetzt selten ver­wen­det, könne aber auch hier bei der Planung und Um­set­zung der Maß­nah­men eine gute Hilfe sein.

DK

 

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