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(GZ-21-2021)
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► LEW Wasserkraft GmbH und Verbund AG Im Gespräch:

 

Wie steht es um die bayerische Wasserkraft im Jahr 2021?

Interview mit Michael Bohlinger, Geschäftsführer der LEW Wasserkraft GmbH und Dr. Karl Heinz Gruber, Geschäftsführer und Vorstand der VERBUND-Wasserkraftgesellschaften in Österreich und Bayern.

Mechanisierung, Industrialisierung, wirtschaftlicher Wohlstand: Unser heutiger Lebensstandard und unsere hochtechnisierte Arbeitswelt wären ohne die Nutzung der heimischen Energie aus Wasserkraft undenkbar. Der wirtschaftliche Fortschritt Bayerns hängt auch ganz eng mit der Erfolgsgeschichte des Ausbaus der Wasserkraftnutzung vor über 100 Jahren zusammen. Ob das nun der Bau der Reihe an Flusskraftwerken an Isar und Lech oder des ersten großen Speicherkraftwerks am Walchensee war. Zum Beispiel die Ansiedlung der chemischen und Stahl-Industrie bei Augsburg wäre ohne die verlässliche Energieversorgung durch die Wasserkraft undenkbar gewesen, ebenso wie die Entwicklung der Aluminiumindustrie im Raum um Töging ohne das damals für Deutschland größte Wasserkraftwerk vor Ort.

Hundert Jahre später ist der Anteil der Wasserkraft an der Bruttostromerzeugung in Deutschland mit 3,3 Prozent scheinbar vernachlässigbar. Allerdings befinden sich die meisten Wasserkraftwerke in Süddeutschland. Speziell in Bayern ist die Wasserkraft für die gesicherte Stromerzeugung von tragender Bedeutung. Laut dem Landesamt für Umwelt hat die Wasserkraft hierzulande an der Bruttostromerzeugung einen Anteil zwischen 13 und 16 Prozent und könnte rein rechnerisch zwischen 3,5 und 4 Mio. bayerische Haushalte versorgen. Mit einem für eine nachhaltige Zukunft ganz besonderen Vorteil: Wasserkraft ist CO2-frei, planbar und regional.

Im Vergleich zu den anderen* Energien, welche Bedeutung hat die Wasserkraft für Bayern? (*auch nicht erneuerbaren)

Dr. Karl Heinz Gruber. Bild: Verbund AG
Dr. Karl Heinz Gruber. Bild: Verbund AG

Gruber: Die Wasserkraft ist – vereinfacht gesagt – im Süden Deutschlands die unverzichtbare Unterstützerin auf dem Weg in eine CO2-freie Energiezukunft. Dafür gibt’s eine Reihe von triftigen Gründen.

Sie ist nämlich nicht nur erneuerbar. Sie ist rund um die Uhr verfügbar und eignet sich zur großtechnischen Speicherung von Strom. Gerade als Speicher ist die Wasserkraft die mit Abstand effizienteste Technologie im zwei- bis dreistelligen Megawattbereich, um überschüssige Strommengen zwischenzuspeichern bzw. diese im Bedarfsfall wieder ans Netz abzugeben. Wasserkraft ist eine verlässliche Partnerin von wetter- und tageszeitabhängigen Windrädern und Photovoltaikanlagen. Zusammenfassend gesagt: Wasserkraft ist für die bayerische Energiezukunft das Fundament, ohne dass das gesamte Konstrukt nicht funktionieren wird.

Michael Bohlinger. Bild: LEW, Thorsten Franzisi
Michael Bohlinger. Bild: LEW, Thorsten Franzisi

Bohlinger: Im LEW-Netz ist Wasserkraft die Erzeugungsart mit der höchsten Einspeisemenge, gefolgt von Photovoltaik und Biomasse. Auch viele Kundinnen und Kunden achten bei der Wahl ihres Stromprodukts auf Regionalität und Nachhaltigkeit. Bei uns kann man beispielsweise Strom aus den regionalen Wasserkraftanlagen beziehen und dabei noch Naturschutz- und Umweltprojekte unterstützen.

Ende 2022 werden die letzten Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet. Welche Aufgaben können Wasserkraftwerke sowohl in der Grundlastversorgung als auch zur Lösung der Speicherproblematik beim Strom übernehmen? Gibt es Neubauprojekte / Modernisierungsprojekte zur Leistungssteigerung? Wie groß ist der Handlungsdruck?

Gruber: Der Handlungsdruck ist hier schon in den kommenden zehn Jahren gewaltig. Denn: Zum einen werden in Deutschland im Zeitraum bis 2030 rund 40.000 MW an gesicherter Leistung aus dem Markt genommen. Damit entsteht eine gewaltige Lücke, die neben dem Ausbau der volatilen Wind- und PV-Anlagen eine massive Errichtung von wirklich großen planbaren Flexibilitäts- und Speicherkapazitäten erfordert. Wir werden – trotz aller Effizienzbestrebungen – mehr CO2-freien Strom brauchen, wenn wir andere fossile Energieträger in Industrie, Verkehr und Wärme ablösen wollen.

Einen Teil dieser Mehrerzeugung können wir durch Erneuerungsmaßnahmen und Effizienzsteigerungen bei unseren bestehenden Anlagen leisten. Beispiel Töging am Inn: Die Modernisierung des Kraftwerks sorgt für eine Mehrerzeugung von 140 GWh – das sind rund 14 Prozent des bayerischen Wasserkraftausbauziels von einer Terrawattstunde. Das Potenzial von VERBUND am Inn und in Jochenstein beläuft sich auf weitere rund 250 GWh, also
25 Prozent des Ausbauziels.

Es wird aber auch vereinzelte Neubauten in einer Verbindung mit ohnehin erforderlichen flussbautechnischen Maßnahmen brauchen. Hier gibt es zum Beispiel an der Unteren Salzach durchaus innovative und ökologisch höchstwertige Ansätze, die mit dem klassischen Wasserkraftwerk, wie wir es vor Augen haben, eigentlich gar nichts mehr viel zu tun haben. Und dann möchte ich noch auf den Energiespeicher Riedl hinweisen, wo wir uns noch im Genehmigungsverfahren befinden. Diese für Bayern konzipierten 300 MW an hochflexiblenMaschinensätzen und die Speicherung von einigen 100 GWhs kann und sollen ihren Beitrag in Richtung CO2-freie Energiezukunft für Bayern und Süddeutschland liefern.

Bohlinger: Die Geschichte der Lechwerke hat 1901 mit dem Wasserkraftwerk in Gersthofen begonnen. Noch heute – 120 Jahre später – liefert das Kraftwerk zuverlässig klimafreundliche Energie. In die Modernisierung unserer Anlagen investieren wir jedes Jahr rund 7 Millionen Euro. So können wir die Stromerzeugung aus klimafreundlicher Wasserkraft auch ohne den Neubau von Anlagen steigern. Außerdem bereiten wir die Kraftwerke damit auch in puncto Digitalisierung und Vernetzung auf eine Einbindung in ein intelligentes Stromnetz vor.

Dass die Wasserkraft eine zentrale Rolle für das Energiesystem der Zukunft spielt, zeigen wir auch mit unserem viel beachteten Hybridkraftwerk in Rain am Lech. Dort haben wir einen Lithium-Ionen-Speicher installiert und mit vier Wasserkraftwerken gekoppelt. Das Hybridsystem stellt Primärregelleistung für das Stromnetz bereit und sichert somit die Frequenzstabilität des europäischen Stromverbundnetzes.

Seit jeher siedelten die Menschen nahe beim Wasser: Es bedeutete Leben und Mobilität. Hochwässer waren und sind eine existenzielle Bedrohung. Daher gab es seit Jahrhunderten Bestrebungen, die „wilden“ Flüsse zu bändigen und den wertvollen Siedlungs- und Lebensraum zu schützen bzw. zu erweitern. Flussbegradigungen, Querverbauungen und Eindeichungen galten als probates Mittel. Im Zuge der Industrialisierung mit ihrem wachsenden Energiebedarf kam schließlich die Wasserkraftnutzung hinzu. Es gibt also viele und vor allem auch historische Gründe für die Verbauung von fließenden Gewässern. Dem will die Europäische Wasserrahmenrichtlinie entgegenwirken.

LEW und Verbund sind in Bayern zwei große Wasserkraftbetreiber. Wie ist bei Ihren Unternehmen der Stand in Sachen WRRL, die ja aus heutiger Sicht bis 2027 vollständig umgesetzt sein soll?

Gruber: Gleich vorweg: Die Wasserrahmenrichtlinie ist keine EU-Vorgabe gegen die Wasserkraft, sondern sorgt für Rechtssicherheit und einen weitgehend definierten Rahmen. Wasserkraftwerke wurden schon in der Vergangenheit mit Fischwanderhilfen ausgerüstet und es wurden auch in einem bestimmten Maße weitere ökologische Maßnahmen umgesetzt. Heute wissen wir auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse viel klarer, was es bedarf, um der Natur im Umfeld der Wasserkraft wieder den nötigen Rahmen zu geben. Die Wasserrahmenrichtlinie nimmt diese Erkenntnisse auf und gibt klare Spielregeln vor, welche Ziele erreicht werden müssen und wie die Zielerreichung zu belegen ist.

Bis 2027 werden wir von VERBUND bei unseren 21 Wasserkraftwerken am Inn und in Jochenstein rund 85 Mio. Euro in ökologische Maßnahmen investiert haben. Mit den großen Wasserkraftwerken sind wir da natürlich im Vorteil und können durch entsprechende Maßnahmen die wirksame Durchgängigkeit und neue, wertvolle Lebensräume schaffen – wissenschaftlich belegt.

Bohlinger: An unseren Kraftwerken an Iller, Günz und Wertach haben wir bereits Umgehungsbäche gebaut und die Staustufen damit durchgängig gemacht. An der Donau haben wir vor kurzem mit dem Bau der ersten Fischwanderhilfe begonnen und auch am Lech wird es in den nächsten Monaten losgehen. Gemeinsam mit dem Wasserwirtschaftsamt haben wir auch sogenannte Umsetzungskonzepte erstellt, also Planungen, um die Vorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) zu erfüllen und den ökologischen Zustand der Gewässer zu verbessern. Dabei legen wir besonderen Wert auf die frühzeitige Einbindung und enge Zusammenarbeit von Fachbehörden, Kommunen, örtlichen Naturschutz- und Fischereivereinen, sowie Anrainern der Flussabschnitte.

Die Bayerische Kompensationsverordnung schreibt Ausgleichsmaßnahmen für die von den Wasserkraftbetreibern vorgenommenen ökologischen Maßnahmen vor. Können Sie das erläutern und auf die Praxis eingehen?

Bohlinger: Die Bayerische Kompensationsverordnung (BayKompV) sagt, dass jeder, der durch ein Bauvorhaben Eingriffe in Natur und Landschaft vornimmt, entsprechende Ausgleichs- oder Ersatzmaßnahmen durchführen muss. Ökologische Maßnahmen, die wir als Wasserkraftbetreiber durchführen, wie beispielsweise die naturnahe Gestaltung von Fischwanderhilfen, sind in der Bayerischen Kompensationsverordnung allerdings nicht ausreichend berücksichtigt.

Für ein naturnahes Umgehungsgewässer in geschützten Gebieten (FFH-Gebiet, Auwald) müssen wir zusätzlich Ausgleichsmaßnahmen durchführen. Diese Kompensationsforderungen sind für uns nicht nachvollziehbar, da wir mit der Maßnahme ja bereits den ökologischen Zustand der Flüsse verbessern. Wir wünschen uns hier eine Lösung der Ausgleichsfragen im Konsens mit allen relevanten Akteuren des Naturschutzes. Diese Problematik stellt sich auch an staatlichen Querbauwerken.

Gruber: Abseits der Problematik, dass für ökologische Maßnahmen Ausgleichsmaßnahmen erforderlich sind, stellt uns die Verfügbarkeit von Flächen, auf denen der Ausgleich erfolgen kann, regelmäßig vor große Herausforderungen.

Wo sehen Sie Ihren Platz zwischen Hochwasserschutz, regenerativer Energieerzeugung und der Forderung nach mehr Natur an den Gewässern?

Bohlinger: Hier lohnt der Blick zurück: Viele Flüsse wurden im 19. Jahrhundert, also lange bevor es Wasserkraftwerke gab, begradigt und befestigt. Ziel war es, die landwirtschaftliche Nutzung zu sichern. Die Folgen: Die Fließstrecke wurde stark verkürzt, die Flusssohle tiefte sich ein und die Grundwasserstände sanken ab. Oft erst 100 Jahre später wurden Querbauwerke errichtet, um die Sohle und das Grundwasser zu stabilisieren sowie den Hochwasserschutz wieder sicherzustellen, sogenannte Stützschwellen. Gleichzeitig stieg der Bedarf nach Energie und die Stützschwellen wurden energetisch genutzt. Deshalb sprechen wir hier auch von sogenannten Stützschwellenkraftwerken.

Gruber: Die Wasserkraft zur CO2-freien Stromerzeugung ist in diesem Interessensgemenge die jüngste Playerin. Zugleich bietet sich mit der Wasserkraft jetzt die einmalige Chance, ausgleichend zu wirken und Veränderungen, die in diesen 200 Jahren geschehen sind, zurückzunehmen. Etwa beim Hochwasserschutz. Im Spannungsfeld mit der Wiederanbindung von Seiten- und Nebengewässern zeigen wir, dass Wasserkraft, Ökologie und Hochwasserschutz gemeinsam machbar sind. Das schaffen wir natürlich nicht alleine. Behörden, Anrainerinnen und Anrainer, die Öffentlichkeit und wir müssen hier an einem Strick ziehen.

Arbeiten Sie im Rahmen Ihrer ökologischen Verbesserungsmaßnahmen an den Wasserkraftwerkstandorten neben den zuständigen Fachbehörden auch mit den sog. NGOs (Nichtregierungsorganisationen) zusammen?

Gruber: Wie gerade erwähnt, können wir keine unserer Maßnahmen allein umsetzen. Wir tauschen uns laufend mit NGOs aus und sind sehr froh, dass diese Zusammenarbeit gut funktioniert. So sind etwa die Fischereiverbände ganz wichtige Partner und Mitgestalter. Aber auch – trotz mitunter gegensätzlicher Ansichten – pflegen wir mit dem WWF den fachlichen Austausch und sind gemeinsam im EU-Interreg-Projekt INNsieme engagiert. Uns eint das Bewusstsein, dass die Energiewende gelingen muss.

Bohlinger: Auch wir haben hier einen offenen und konstruktiven Dialog etabliert, von dem am Ende alle Interessensgruppen profitieren. Dieser kooperative Ansatz – wir nennen es „neue Wege der Zusammenarbeit“ – sorgt für Akzeptanz und ist zugleich Grundlage für die effiziente Umsetzung der Projekte. Gleichzeitig gelingt es uns damit auch den gesellschaftlichen und ökologischen Nutzen im Sinne von Nachhaltigkeit zu adressieren. Als Wasserkraftbetreiber ist es auch unsere Aufgabe, alle Akteure am Fluss im Blick zu haben und mitunter sehr unterschiedliche Interessen zusammenzubringen.

Die Wasserkraftnutzung hat trotz aller Maßnahmen auch weiterhin Auswirkungen auf die Flusslebewesen. Welche Maßnahmen sind in der Zukunft geplant, um den geforderten Populationsschutz zu ermöglichen?

Gruber: Punktuelle Maßnahmen bringen – wie wir heute wissen – ökologisch gesehen wenig bis nichts. Daher setzen wir zusätzlich zur Durchgängigkeit an Donau und Inn auf die Gestaltung von neuen Lebensräumen zu Land und zu Wasser. Beispiel Kraftwerk Ering-Frauenstein: Hier haben wir neun Mio. Euro in Umgehungsgewässer, Inselnebenarmsystem und weitere Lebensraumkomponenten investiert. Getreu dem Motto: Wenn wir etwas machen, dann ordentlich. Mit Erfolg und – das freut mich besonders – mit Anerkennung auch durch Kritiker der Wasserkraft.

Wir gehen daher diesen Weg konsequent weiter. Mit den großen Projekten LIFE Riverscape Lower Inn und LIFE Blue Belt Danube-Inn haben wir uns mit unseren Partnern vorgenommen, die Durchgängigkeit sowie Lebensraumverbesserungen an der Donau bis Passau und am Inn bis Rosenheim umzusetzen.

Bohlinger: Wir haben beispielsweise vor wenigen Wochen mit dem Bau einer Fischwanderhilfe am Wasserkraftwerk Donauwörth begonnen. Damit entsteht an der Staustufe Donauwörth die erste Fischwanderhilfe an den von uns betriebenen Kraftwerken zwischen Oberelchingen und Donauwörth. Bei der Umsetzung setzen wir auf eine Kombination aus technischer und naturnaher Wanderhilfe.

Bei der Konzeption von Fischwanderhilfen legen wir grundsätzlich Wert darauf, möglichst naturnahe Umgehungsgewässer zu schaffen. Damit haben wir an den anderen Flüssen bereits positive Erfahrungen gemacht: Dort haben sich die Umgehungsgewässer in kurzer Zeit zu wertvollen Lebensräumen entwickelt und werden auch zur Freude der örtlichen Fischerei als Laichplätze angenommen.

Deutschland hat gewählt und sich dem Kampf gegen den Klimawandel verschrieben. Wenn Sie drei Wünsche für die Zukunft der Wasserkraft bei der Politik offen hätten, was würden Sie sich von der künftigen Bundesregierung wünschen?

Gruber: Kein Wunsch, sondern eine Grundvoraussetzung: Es braucht den festen Glauben und Willen, dass eine 100 Prozent erneuerbare Energiezukunft in mittelbarer Zukunft gelingen kann. Verbunden mit der notwendigen Ehrlichkeit, dass es die kostenlose und unsichtbare Energiewende nicht geben wird.

Bohlinger: Das bedeutet, dass nachhaltige Lösungen die ökologische, ökonomische, aber auch gesellschaftliche Ziele in den Mittelpunkt stellen, stärker unterstützt werden müssen. Neben den allgemein bekannten Herausforderungen wie Investitionssicherheit, langfristige Rahmenbedingungen und einfacherer Verfahren würde ich mir Weichenstellungen für die wesentlichen Herausforderungen in der Energiewende wünschen.

Das heißt: Wir sollten weg von der reinen Quantitätsbetrachtung im Sinne von eingespeisten Kilowattstunden hin zur Qualität, die notwendig ist, ein immer komplexer werdendes Energiesystem zu steuern. Verlässlichkeit in der Erzeugung, die Bereitstellung von Flexibilität und damit der Beitrag zu Netzstabilität müssen stärker gewürdigt werden.

Gruber: Und – last but not least – die Wahrnehmung der Wasserkraft als ganz, ganz wichtige Partnerin für eine funktionierende saubere Energiezukunft im Umfeld steigender volatiler Erzeugungsformen, wie Wind und Sonne.

Unsere Leser sind die bayerischen kommunalen Entscheiderinnen und Entscheider. Wo sehen Sie dort einen akuten Handlungsbedarf? Welche Botschaft würden Sie uns gerne mit auf den Weg geben? Welche Unterstützung würde die bayerische Wasserkraft dringend benötigen und umgekehrt: Wie könnten die Wasserkraftwerksbetreiber die bayerischen Kommunen unterstützen?

Bohlinger: Die Kommunen gehören bei all unseren Vorhaben zu den wichtigsten Partnern. Sowohl bei der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie und von Pilotprojekten als auch, wenn es um Ideen geht, wie wir die Flüsse attraktiver gestalten können. Hier kommen aus der Bevölkerung, aus Gemeinden und Städten viele Anregungen.

Als Wasserkraftbetreiber bringen wir unser Wissen ein und prüfen, an welchen Flussabschnitten sich naturnahe und erlebnisorientierte Projekte realisieren lassen. Gleichzeitig achten wir auf eine ökologische Aufwertung der Flüsse. In der Region haben wir gemeinsam mit Landkreisen und Kommunen schon mehrere solcher Projekte realisiert und so naturnahe Ufer, Zugänge zum Fluss, Bootsanlegestellen oder eine radgerechte Infrastruktur errichtet. Weitere Vorhaben sind bereits in Planung. Finanzielle Unterstützung bekommen wir dabei über das LEADER-Förderprogramm der EU.

Gruber: Die Kommunen sind durch ihre direkte Betroffenheit mit den jeweiligen Anlagen ganz wichtige Partner im betrieblichen Alltag und natürlich bei Projekten. Dafür möchte ich an dieser Stelle auch für VERBUND einen großen Dank aussprechen.

Die Verbindung wird in Zukunft aber noch stärker. Einerseits weil die klimabezogenen Naturereignisse an und in den Flüssen in den kommenden Jahrzehnten zunehmen werden. Und wir gemeinsam an deren Bewältigung – Stichwort Hochwasserschutz – arbeiten müssen. Und dann, weil wir zum Erhalt und zur Steigerung der Wasserkrafterzeugung und zur Verbesserung der Ökologie eine Reihe an Projekten umsetzen müssen. Dies wird ebenfalls nur im Miteinander gelingen können. Ich glaube aber auch, dass wir künftig mehr auch die Rolle als Unterstützer und Dienstleister für die Energiewende in den Kommunen einnehmen werden.

 

Dieser Artikel ist im Sonderdruck „Heimische Energie aus Wasserkraft“ erschienen, der am 05.11.2021 der Ausgabe 21/2021 der Bayerischen GemeindeZeitung beilag.

Der Sonderdruck kann hier komplett heruntergeladen werden.

 

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