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(GZ-22-2021)
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► Klimaschutz und Energieversorgung – ganzheitlich gesehen:

 

Beispiel Dorfheizung Bruck eG

2015 ging die Dorfheizung im Ortsteil Bruck in der Gemeinde Berg in Oberfranken in Betrieb. Gegründet wurde die Genossenschaft im Jahr zuvor mit dem Ziel den Teilhabern kostengünstige, verlässliche und nachhaltig regenerativ erzeuge Wärme aus Hackschnitzeln und mit der Abwärme eines ortsansässigen holzvergasenden landwirtschaftlichen Betriebs für Heizung und Warmwasser zur Verfügung zu stellen.

Die ehrenamtlichen Initiatoren organisierten Planung, Ausschreibung, Bauüberwachung, Probebetrieb und rechtliche Prüfung. Im Jahr 2017 wurde dem Projekt der Bürgerenergiepreis Oberfranken des Bayernwerks verliehen. Im Gespräch mit der GZ resümiert Baudirektor Franz Kamhuber, Koordinator beim Amt für ländliche Entwicklung Oberfranken, inwieweit die Dorfheizung Bruck eG als Blaupause für ähnliche Vorhaben dienen kann. „Wichtig in der Betrachtung“, so Kamhuber, „ist immer die Situation vor Ort. Im vorliegenden Fall wurde von Anfang an darauf geachtet, wie der Zweck mit den individuellen Gegebenheiten vereinbar ist.“

So wurden für die Dorfheizung keine neuen Flächen in Anspruch genommen und die Bauvorhaben mit der Dorferneuerung abgestimmt. Nach einer Machbarkeitsstudie 2013/14 wurde ein abbruchreifer Bauernhof gekauft und entfernt. Optisch ansprechend dient das Gelände heute als Sitz der Heizzentrale und ist gleichzeitig ein moderner Zugang zum Dorf. Alexander Winkler, Vorstand der Dorfheizung Bruck eG, berichtet, dass das Projekt „auch durch den ehrenamtlichen Einsatz der Genossen, im Schnitt der letzten vier Jahre ein ausgeglichenes Ergebnis präsentieren kann“. Die Gemeinschaft ist nach wie vor vom Vorstand über den Aufsichtsrat bis hin zum technischen Leiter vollständig ehrenamtlich und ohne Aufwandsentschädigung organisiert und fördert so auch den Zusammenhalt innerhalb des Ortes.

Die Investitionssumme betrug ca. 580.000 €, davon wurden ca. 40 % mit Unterstützung des Freistaats, aus Mitteln der KfW sowie der Dorferneuerung über das Amt für ländliche Entwicklung Oberfranken gefördert. Den Rest stemmten die Mitglieder. Die jährliche, über ca. 1.300 Meter Leitungslänge in die Häuser gelieferte Energiemenge, entspricht ca. 600.000 kWh. Energie wird durch zwei Hackschnitzkessel mit einer Leistung von je 200 KW und durch die Abwärme einer Holzvergaseranlage erzeugt. Damit kann Grund- und Spitzenlast abgedeckt werden, es sind keine fossilen Brennstoffe im Einsatz. Die Hackschnitzel werden über ein nahes Sägewerk und aus den umliegenden Wäldern bezogen.

2021 ist fast die Hälfte der Gebäude im Dorf angeschlossen. Die Anlage substituiert ca. 60.000 Liter Heizöl, 14.000 Liter Flüssiggas und 35.000 kWH Strom und ermöglicht eine C02 Einsparung von ca. 200.000 kg im Jahr. Der Heizpreis liegt seit Jahren stabil und ist in einer Kalkulation aller Kosten absolut wettbewerbsfähig zu fossilen Brennstoffen.

Auch bald acht Jahre nach Gründung der Genossenschaft ist Kamhuber voll des Lobes für die Dorfheizung: „Im Großen, wie im Kleinen: Jedes Klimaschutz-Projekt muss individuell betrachtet werden. Wir haben überall andere Ausgangssituationen und verschiedene Rahmenbedingungen. In Bruck wurden die Planungsziele ‚Flächensparen, Nutzung bestehender Ressourcen und Innenentwicklung‘ auf herausragende Weise realisiert.“

CH 

Vorher. Bild: Franz Kamhuber
Vorher. Bild: Franz Kamhuber

Nachher. Bild: Franz Kamhuber
Nachher. Bild: Franz Kamhuber

 

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