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(GZ-24-2021)
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► Mineralische Rohstoffgewinnung:

 

Letzte Zufluchtsstätten für bedrohte Arten

Die rohstoffgewinnenden Betriebe Bayerns leisten mit ihren Gruben und Steinbrüchen einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Bio-Diversität und für den Artenschutz. Die mineralische Rohstoffgewinnung ist eine der wenigen Branchen, die dies durch die natürlichen Gegebenheiten auf ihren Gewinnungsflächen leisten kann – und sich dieser Verantwortung bewusst ist: Viele Firmen planen die Entstehung von Ersatzlebensräumen und die Ansiedlung bestimmter Tier- und Pflanzenarten schon während der Gewinnungsphase.

Viele Gewinnungsstätten werden nach ihrer Nutzung renaturiert – häufig entstehen anstelle der Abbaugebiete Biotope – und werden so zu Sekundärlebensräumen, in denen sich seltene oder gefährdete Tier- und Pflanzenarten ansiedeln. „Anders als viele andere industriell genutzte, kultivierte oder bebaute Flächen werden die Gebiete bei der Rohstoffgewinnung nur temporär ge-nutzt und weder versiegelt noch für die natürliche Entwicklung unbrauchbar gemacht“, erläutert Dr. Bernhard Kling, Geschäftsführer des Bayerischen Industrieverbands Baustoffe, Steine und Erden e.V. (BIV).

Wichtige Ersatzlebensräume

Aber auch schon während der Gewinnungsphase entstehen durch die sich immer wieder verändernden Bedingungen wichtige Ersatzlebensräume. „Viele stark gefährdete Amphibien brauchen beispielsweise offene, vegetationsarme Flächen mit Hecken oder Gebüschen zum Verstecken und kleine, unbewachsene, fischfreie temporäre Gewässer mit flachen Ufern“, führt Dr. Kling weiter aus.

Im Anschluss an die Abbauphase werden sie dauerhaft zu Ökosystemen für heimische Tier- und Pflanzenarten. In Sandgruben werden etwa Steilwände aufgeschoben, um die Uferschwalbe anzusiedeln, Biotope für den Kiebitz, den Flussregenpfeiffer und die Flussseeschwalbe geschaffen oder Maßnahmen für den Schutz der Wildbienen getroffen, von denen viele Arten nur auf Rohbodenstandorten ihre Bruthöhlen graben können.

„Die natürliche Aufwertung der Gewinnungsstätte führt zu einem Kreislauf, der der Natur nichts wegnimmt, sondern ihr ganz im Gegenteil etwas zurückgibt“, betont Dr. Kling. „Es entstehen wertvolle Gebiete, die es so in unserer Landschaft kaum noch gibt.“

Die Flächen Bayerns sind fast ausnahmslos Kulturlandschaften, also von Menschen gemacht. Ursprüngliche Wildnis und natürliche Flussauen oder Bachläufe sind kaum mehr vorhanden. Auch Wiesen und Wälder sind meist nicht naturbelassen, sondern werden forst- oder landwirtschaftlich genutzt. Den vielen Acker- und Nutzflächen – der Anteil von landwirtschaftlich genutzten Böden liegt in Bayern bei 44 % – stehen nur wenige offene Kleinst- und Stillgewässer, Sandbänke, Grünstreifen oder andere Rückzugsräume für Tiere und Pflanzen gegenüber. Diese wenigen natürlichen Lebensräume reichen für die Sicherung der Arten nicht aus. Aktive und ehemalige Abbaustätten aber bieten diese Biotope und nicht homogene und von Monokulturen geprägten Böden.

„Wir brauchen die Rohstoffgewinnung also nicht nur zum Bauen, um mobil zu sein oder für die verschiedensten Alltagsgegenstände“, verdeutlicht Dr. Bernhard Kling. „Gewinnungsstätten sind auch Zuhause für Wildbienen, Vögel und Amphibien, wie die Wechselkröte, Kreuzkröte, den Laubfrosch, Kammmolch oder die Gelbbauchunke. Ohne Gruben und Steinbrüche hätten es diese Arten schwer, sich in ihrem Bestand zu behaupten.“

 

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