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(GZ-9-2022)
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► Deutscher Sparkassen- und Giroverband:

 

Die Zinswende zügig einleiten

Die fehlende Entschlossenheit der Europäischen Zentralbank ist dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband ein Dorn im Auge. Aus seiner Sicht lässt die EZB Anleger und Verbraucher weiter im Unklaren über ihren nach wie vor nur vage angekündigten Abschied von negativen Zinsen. Trotz Inflationsraten auf Rekordniveau habe der EZB-Rat in seiner jüngsten Sitzung lediglich die Schrittfolge für den Ausstieg aus der ultra-expansiven Geldpolitik präsentiert, nicht aber einen von vielen erhofften konkreten Zeitplan.

Helmut Schleweis. Bild: DSGV
Helmut Schleweis. Bild: DSGV

„Die Inflation im Euroraum klettert in ungekannte Höhen, dem muss die EZB Einhalt gebieten. So entschieden die Notenbanker in den vergangenen Jahren eine drohende Deflation abgewehrt haben, so klar und entschlossen müssen sie nun mit einer restriktiveren Geldpolitik auftreten gegen die Inflation im Euroraum. Die aktuellen, hohen Inflationsraten dürfen sich nicht dauerhaft verfestigen“, erläuterte DSGV-Präsident Helmut Schleweis.

Steigende Inflationserwartungen

Je länger die EZB die notwendige Zinswende aufschiebt, desto größer werde die Gefahr einer Kettenreaktion aus steigenden Preisen und höheren Lohnforderungen. Schon jetzt stiegen die Inflationserwartungen, die Anleger, Unternehmer und Arbeitnehmer bei ihren Entscheidungen und Forderungen zugrunde legen, von Monat zu Monat erkennbar an. „Teuerungsraten von zwei Prozent, die für die EZB Preisstabilität signalisieren, scheinen über Jahre nicht mehr erreichbar zu sein“, erklärte Schleweis.

„Die Europäische Zentralbank muss zügig die Zinswende einleiten und ihre Null- und Negativzinspolitik beenden“, mahnte auch Dr. Reinhold Rickes, Chefvolkswirt des DSGV an. Die EZB sollte ihren im Februar und März 2022 angedeuteten Weg zu einer Straffung der Geldpolitik auch unter dem Eindruck des russischen Überfalls auf die Ukraine fortsetzen. Die Anleihekäufe sollten möglichst im Sommer 2022 beendet und in der zweiten Jahreshälfte mit Zinsanhebungen begonnen werden.

Ein Ende der ultraexpansiven Geldpolitik wäre nach Meinung der Chefvolkswirte der Sparkassen- Finanzgruppe bereits vor dem russischen Überfall auf die Ukraine angezeigt gewesen. Schon Anfang 2022 hätten sich Hinweise verdichtet, dass die Inflation höher ansteigt und langsamer zurückgeht als erwartet.

Monatliche Teuerungsraten

Durch den Krieg in der Ukraine stiegen Energie- und Rohstoffpreise nochmals mit zweistelligen Zuwachsraten. Monatliche Teuerungsraten von über sechs Prozent seien im Euroraum bis in den Herbst hinein zu erwarten. Die durchschnittliche Inflation im Jahr 2022 könnte bei gut sechs Prozent liegen. Insbesondere für den Fall von Lieferstopps für Rohstoffe könnten diese Werte aber auch noch deutlich übertroffen werden.

Drohender Selbstläufer

„Die Inflation im Euroraum droht zum Selbstläufer zu werden: Das Vertrauen, dass Europas Notenbanken die Inflation weiter so niedrig halten können wie in der Vergangenheit, ist gebrochen. Höhere Lohnforderungen und damit der Beginn einer Lohn-Preis-Spirale sind nicht mehr auszuschließen, so dass die Inflation im Euroraum eben nicht mehr nachhaltig auf zwei Prozent fällt. Angesichts solcher Szenarien sollte die EZB ihren geldpolitischen Stimulus zügig zurückfahren“, machte auch Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, deutlich.

DK

 

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