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(GZ-12-2022)
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► Studie zu Starkregen und urbanen Sturzfluten:

 

Experten fordern Frühwarnsystem

In der Regel sind Städte und Gemeinden nur unzureichend auf immer häufiger auftretende Sturzfluten nach schweren Gewittern vorbereitet. Dies zeigt die aktuelle Studie „Starkregen und urbane Sturzfluten – Agenda 2030“, die die Risiken und Ursachen, insbesondere aber die Gefahren und effektive Schutzmaßnahmen untersucht.

Auf Basis von Untersuchungen der Universität der Bundeswehr in München haben Wissenschaftler der TU Kaiserslautern ermittelt, was passieren muss, um München, Bayern und ganz Deutschland an den Klimawandel anzupassen. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen effiziente Hochwasser-Schutzkonzepte, darunter ein kommunales Starkregen-Management.

„Die Flutkatastrophe im Ahrtal hat Deutschland im letzten Sommer geschockt und noch einmal kräftig wachgerüttelt. Dabei sind harmlose Bäche, die zu reißenden Strömen werden und Häuser komplett zerstören, nur eine Ursache: Überflutungen drohen überall. Auch da, wo keine Gewässer sind. Es gibt kaum eine Region in Deutschland, die vor Starkregen und urbanen Sturzfluten sicher ist“, stellte Prof. Theo Schmitt von der TU Kaiserslautern bei der Vorstellung der Ergebnisse fest. Für die kommenden Jahre prognostizierte er Wetterextreme, die „an immer mehr Orten, immer häufiger und heftiger“ auftreten werden.

Ausdrücklich warnt die Studie vor der enormen Gefahr von Starkregen. Die Geschwindigkeit, mit der sich Wassermassen aufbauten, sei ein besonders kritischer Faktor: Der Überraschungseffekt sei ein bedrohliches Problem, das sowohl die Bevölkerung als auch die Behörden regelmäßig überfordere. Bei Starkregen gebe es keine tagelange Vorwarnung wie etwa beim Hochwasser von großen Flüssen, das langsam und berechenbar ansteige.

„Die Sturzflut kommt von jetzt auf gleich, ohne Deich und ohne Schutz“, erläuterte Prof. Wolfgang Günthert, der am Institut für Wasserwesen der Universität der Bundeswehr in München zu Sturzfluten geforscht und dort im Forschungszentrum RISK (Risiko, Infrastruktur, Sicherheit und Konflikt) gearbeitet hat.

Wenn es um effektiven Starkregenschutz geht, sehen die Wissenschaftler insbesondere bei Landkreisen, Städten und Gemeinden massive Versäumnisse: Vor allem kleinere Kommunen blenden laut Schmitt die Gefahren, die hinter dem wachsenden Starkregen-Risiko stecken, aus. Dies sei fahrlässig, weshalb die Kommunen von Bund und Ländern zu mehr Prävention gezwungen werden müssten.

Allein im Juni und Juli 2021 hatte es in Bayern 77 Gewitter und Starkregenereignisse gegeben, die meisten davon im ansonsten eher trockenen Norden des Freistaats. Für Überflutungen nach Starkregen sei Rückstau in der Kanalisation die häufigste Ursache, so Günthert. Die zunehmende Versiegelung des Bodens verschärfe das Problem enorm. Lediglich 98 bayerische Gemeinden von insgesamt 2.056 hätten bislang Fördermittel der Staatsregierung für Sturzflutmanagement beantragt.

Schmitt rief dazu auf, Städte und Gemeinden zu einem Starkregen-Risikomanagement zu verpflichten. Die Kommunen müssten künftig Gefahren- und Risikokarten erstellen. „Solche Warnkarten entstehen aus einer Fülle von Daten: Die Topografie mit lokalen Grünflächen und dem Gefälle ist dabei wichtig. Ebenso natürlich die Meteorologie. Und es kommt entscheidend auch auf die Kapazität von Kanalsystemen an.“

Auf Risikokarten müsse Straße für Straße – bis aufs einzelne Haus genau – die Überflutungsgefahr eingetragen werden. Die Starkregen-Risikokarte diene dazu, die Wirkung von Sturzfluten digital zu simulieren“, hob Günthert hervor. Warnkarten seien die Basis für ein effektives Starkregenwasser-Management, das bundesweit dringend notwendig sei. Städte könnten so „wassersensibel entwickelt“ werden. Dazu zählten vor allem das Transportieren, Reinigen, Speichern und Ableiten von Regenwasser. Die „Entwässerung der Zukunft“ für Wohnsiedlungen und Verkehrswege müsse Engpässe im Kanalnetz vermeiden. Damit schütze sie wesentlich besser vor Überflutungen.

Von Starkregen-Risikokarten würden aber auch Hausbesitzer profitieren. Sie könnten damit individuell mehr Vorsorge und so Gebäudeschutz betreiben – von der Dachbegrünung (zur Zurückhaltung und Verdunstung von Wasser) über Regenbecken und oberirdische Sammelflächen bis zur geschützten Bauvariante für Kellereingänge, Lichtschächte und Tiefgarageneinfahrten. Erforderlich ist laut Schmitt zudem eine funktionierende „Risikokommunikation“. Es bringe nichts, viele Menschen weiter im Ungewissen zu lassen. Dafür sei die Gefahr, die vom Starkregen ausgeht, viel zu hoch. „Deutschland muss sich auf das, was noch kommt, möglichst effektiv vorbereiten. Dabei gilt es, keine Zeit zu verlieren“, warnte der Experte.

Auch der Bayerische Gemeindetag hat unterdessen gefordert, neben den Kommunen auch Grundstückseigentümer und die Landwirtschaft in die Vorsorge gegen Starkregen, Sturzfluten und Muren einzubeziehen. Die geplante Gefahrenkarte für das Risikomanagement wertete die Wasserexpertin des Kommunalverbandes, Dr. Juliane Thimet, im BR als guten ersten Schritt, dem aber konkrete Maßnahmen folgen müssten.

Angesichts immer bedrohlicherer Wetterlagen müsse der Boden wieder mehr als Rückhaltefläche betrachtet werden. Außerdem riet Thimet zu einem entsprechenden Versicherungsschutz für Gebäude.

DK

 

 

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