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(GZ-14-2022)
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Tiefe Geothermie für Bayern

Mit heimischer Wärme in eine saubere Zukunft: Eine Handreichung zur Tiefen Geothermie in Bayern hat nun die Geothermie-Allianz Bayern (GAB) veröffentlicht. Die neue Publikation ist an Gemeindevertreter, Energieversorger und Energieagenturen gerichtet. Sie thematisiert sowohl die hervorragenden Bedingungen für die Nutzung der Tiefen Geothermie im Süden Bayerns, als auch die Planungsschritte, die für die Umsetzung eines Projekts erforderlich sind.

Für viele Kommunen in Deutschland bleibt die Erschließung der Erdwärme aufgrund ihrer geografischen Lage ein schwieriges Unterfangen. Südbayerische Gemeinden haben aufgrund der geologischen Gegebenheiten das Privileg, für ihre Wärmeversorgung die Tiefengeothermie nutzen zu können. Laut GAB steht außer Frage, dass die Zukunft der Wärmebereitstellung ohne das Zurückgreifen auf fossile Energiequellen realisiert werden muss. Das Thema, die Importabhängigkeit Deutschlands für Energierohstoffe zu senken, sei aktueller denn je. Mit Tiefengeothermie gewinne man die Wärme vor der Haustür.

Obwohl die Bereitstellung von Wärme ungefähr die Hälfte des Endenergieverbrauchs von Bayern ausmacht, sei in den vergangenen Jahren bei der Transformation hin zu klimaneutralen Lösungen viel zu wenig passiert, moniert die Geothermie-Allianz Bayern. Der Wärmesektor in Bayern werde nach wie vor von fossilen Energieträgern dominiert. Dies sei schlecht für das Klima. Darüber hinaus sei die Versorgungssicherheit von fossilen Brennstoffen nicht gegeben, „was in dramatischen Kostensteigerungen mündet und damit letztendlich die Inflation treibt“.

Vorteile Tiefengeothermie

Tiefengeothermie sei eine heimische, erneuerbare Energiequelle, deren Nutzung an geologische Reservoire gebunden ist. Im Vergleich zu anderen erneuerbaren Wärmequellen habe sie einen wesentlich kleineren Flächenverbrauch, so dass sie besonders für dichter besiedelte Gebiete geeignet ist. Der Betrieb verlaufe lärm- und emissionsfrei. Es müssten keine Brennstoffe eingekauft werden und der Wärmeaustrag sei nicht an saisonale oder tageszeitliche Gegebenheiten, wie Sonnenschein oder Wind, gebunden.

Eines der wichtigsten tiefengeothermischen Vorkommen befinde sich im Süddeutschen Molassebecken, zwischen Alpenvorland und Donau. Dort werde die Tiefengeothermie insbesondere im Bereich um die Landeshauptstadt München erfolgreich eingesetzt. Das Gebiet stelle den Hot-spot der geothermischen Nutzung in Deutschland dar. Das Ausbaupotenzial der Geothermie sei jedoch noch enorm und bisher werde dem gegenüber gestellt nur ein winziger Anteil genutzt.

Im Gutachten „Masterplan Geothermie Bayern“ wurde die technisch gewinnbare Wärmeenergie durch hydrothermale Tiefengeothermie für Temperaturen über 80 °C mit 8.929 MWth berechnet. Damit können theoretisch bis zu 45 % des Wärmebedarfs Bayerns gedeckt werden. Um die Wärmenachfrage allein der südbayerischen Städte zu decken, die im Bereich des Molassebeckens liegen, wären laut GAB über 200 Förder- und Injektionsbohrungen notwendig. Darüber hinaus könne die Wärmegewinnung mit dem Bau von Fernwärme-Verbundleitungen optimiert werden.

Einem stärkeren Ausbau von Geothermieanlagen stehen zumeist die hohen Investitionskosten verbunden mit einem gewissen Fündigkeitsrisiko entgegen. Betrachtet man alle umgesetzten Wärmeprojekte in Bayern sei festzustellen, dass diese ohne Ausnahme fündig waren. Nicht fündige Projekte waren bisher ausschließlich ambitionierte Projekte zur Stromgewinnung, die auf hohe Thermalwassertemperaturen angewiesen sind.

Die Umsetzung einer Geothermieanlage von der Vorstudie bis zur Produktionsphase nimmt in der Regel etwa sechs Jahre in Anspruch – dieser Wert ist jedoch von den Gegebenheiten vor Ort, wie beispielsweise der Datenlage, abhängig und kann deshalb variieren. Die umfangreichen Vorplanungen und Studien sind nach etwa zwei bis drei Jahren abgeschlossen, wobei die Umsetzung der Bohrung etwa drei Jahre dauert. Erst nachdem die Bohrungen abgeteuft worden sind, kann eine finale Aussage gemacht werden, ob das Projekt ein Erfolg ist und ob die prognostizierten Leistungswerte zutreffen.

Die Investitionskosten einer Geothermieanlage mit einer Dublette, also einer Produktions- und einer Injektionsbohrung, belaufen sich auf ungefähr 40 Mio. Euro, sind aber beispielsweise von der Bohrtiefe abhängig. Einen überwiegenden Anteil der Kosten nehmen die Bohrungen in Anspruch. Die Investitionskosten werden jedoch durch relativ geringe Betriebskosten aufgewogen. Dadurch können Wärmegestehungskosten erreicht werden, die unterhalb der von fossilen Brennstoffen liegen und sich in vergleichbarer Höhe, wie etwa der Wärmebereitstellung durch Biomasse, bewegen. „Eine erfolgreich umgesetzte Geothermieanlage bietet die Chance, die Wärmeversorgung einer Gemeinde über mehrere Jahrzehnte hinweg unabhängig von Brennstoffen machen und zusätzlich stabile Preise zu garantieren.“

Aufbau Wärmenetz

Wichtig bei der Umsetzung einer Wärmeversorgung über Geothermie ist nach Angaben der GAB der Aufbau eines Wärmenetzes. Bestehende Netze können in aller Regel leicht auf geothermische Wärme umgestellt werden und auch andere Quellen können in das Wärmenetz integriert werden. Für den Bau von Geothermieanlagen und von Wärmenetzen gebe es umfangreiche Fördermechanismen, da auch die Politik die Vorteile einer dezentralen Wärmeversorgung, insbesondere in Ballungsräumen, erkannt hat. Momentan werde auch nach Lösungen gesucht, wie das Fündigkeitsrisiko für Gemeinden sinnvoll abgefedert werden kann.

Fazit der GAB: „Bayern muss bei der Wärmeversorgung mit wenig Sorge in die Zukunft blicken, wenn es gelingt, mehr Geothermieprojekte umzusetzen. Hierzu braucht es Akteure, die die Wichtigkeit der Wärmewende sowie die Geothermie als zentralen Bestandteil der Lösung verstanden haben.“

DK

 

 

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