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(GZ-15/16-2022)
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Das virtuelle Gemeindewerk

Andreas Engl, REGIONALWERKE GMBH & CO. KG

Energieversorgung ist wie die Wasserversorgung Daseinsvorsorge. Aus diesem Grund hat Andreas Engl, Gründer des regionalen Stromversorgers „Regionalwerke“ mit Sitz im niederbayerischen Bodenkirchen (Landkreis Landshut), ein Modell entwickelt, um die Energieversorgung zurück in die kommunale Hand zu überführen. Mit dem „virtuellen Gemeindewerk“ (vGW) werden die Möglichkeiten eines Zusammenschlusses von ländlichen Gemeinden zur Gründung eines gemeinsamen „Stadtwerks für die Region“ untersucht.

Die Regionalwerke GmbH vertreibt Strom der Genossenschaft „Erzeugergemeinschaft für Energie in Bayern“. Kunden beziehen dabei Ökostrom aus PV-, Wind- und Biogasanlagen vor Ort und unterstützen die Betreiber und die Genossenschaft mit einem Aufschlag auf den Strompreis. Im Auftrag der Bayerischen Verwaltung für ländliche Entwicklung werden bayerische Gemeinden bei den ersten Schritten bis zur Gründung eines vGW begleitet – etwa im Rahmen von Informationsveranstaltungen. Darüber hinaus werden sie auch beim Aufbau eines funktionierenden Geschäftsbetriebs unterstützt.

Im virtuellen Gemeindewerk entsteht eine Plattformlösung, über die die kommunalen Verwaltungen ihre gewünschten Dienstleistungen gemeinschaftlich nutzen können. Jede Kommune profitiert im vGW also nur von den Geschäftsbereichen, an denen sie sich beteiligt. Diese Bereiche werden über die Plattform freigeschaltet und den Kunden im eigenen Gemeindebereich zur Verfügung gestellt. Im Interesse der Bürger – den Eigentümern des Unternehmens – streben virtuelle Gemeindewerke eine moderate Gewinnerzielungsabsicht an, die eine nachhaltige Entwicklung der Region ermöglicht. Angebotene Dienstleistungen können somit zu fairen Preisen angeboten werden, was den Einwohnern des Landkreises direkt zugutekommt.

In Zukunft könnten auch Bürger, Vereine und Unternehmen in das System einsteigen. Per App den digitalen Behördengang durchführen, regionale Produkte oder überschüssige Energie der Photovoltaikanlage vor Ort vermarkten, all dies sei möglich, erläuterte Engl. Dabei werde die Datenhoheit der Bürger und Betriebe sichergestellt und gleichzeitig die regionale Wertschöpfung gestärkt, die schließlich neue Investitionen erlaube.

„Gerade in dieser Zeit bekommen wir ein Gespür dafür, wie groß die Herausforderungen der Gemeinden sind, seien es die Globalisierung, die Digitalisierung, der Klimawandel oder sogar eine Pandemie wie Corona. Wir brauchen ein gemeinsames Handeln, um die Chancen für einen positiven Wandel zu erhöhen“, machte Engl deutlich. Dabei soll der Landkreis Landshut erst der Anfang sein: „Hier entsteht die Blaupause für ganz Bayern.“

Ein virtuelles Gemeindewerk wird als gemeinsames Kommunalunternehmen von den Kommunen eines Landkreises gegründet. Die Bedürfnisse der einzelnen Gemeinden und ihrer Bürger in Bezug auf die Ausrichtung des gemeinsamen Kommunalunternehmens werden durch die jeweiligen Bürgermeister im Verwaltungsrat vertreten. Gleichzeitig handeln die Geschäftsführung und Mitarbeiter zum Wohl der Bevölkerung. Um ein entsprechendes Meinungsbild einzuholen, können Bürgerbefragungen durchgeführt werden.

Auf lange Sicht, so Engl, ermögliche eine Online-Plattform in Bürgerhand die unbegrenzte Erweiterung des Marktplatzes durch Dienste verschiedenster Akteure. Zudem führe die gemeinschaftliche Nutzung der Plattform durch alle vGW zu einer maßgeblichen Effizienzsteigerung in der Entwicklung neuer, innovativer Produkte.

Die Gründung virtueller Gemeindewerke kann sukzessive in allen Landkreisen Bayerns erfolgen. Das Marktgebiet eines vGW ist jedoch auf die jeweiligen Landkreisgrenzen beschränkt. Deshalb ist eine Konkurrenz unter den virtuellen Gemeindewerken ausgeschlossen und eine Zusammenarbeit sogar sinnvoll.

DK

 

Andreas Engl, REGIONALWERKE GMBH & CO. KG
Andreas Engl, REGIONALWERKE GMBH & CO. KG

 

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