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(GZ-15/16-2022)
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Das Neubaugebiet Amperauen - ein Baugebiet zur Energiewende

Melanie Falkenstein, Stadt Moosburg

Welche Rolle die Stadt in der aktiven Umsetzung der Energiewendeziele spielen kann, zeigt das Neubaugebiet Amperauen in Moosburg a. d. Isar (Landkreis Freising) auf vorbildhafte Weise. Nach den Worten von Klimaschutzmanagerin Melanie Falkenstein beschloss der Stadtrat für das Neubaugebiet, die Unterlassung von fossilen Energieträgern in den Kaufverträgen festzuschreiben.

Für einige Grundstücke wurde zudem festgelegt, dass Sonnenhäuser errichtet werden müssen. „Ein Sonnenhaus ist dabei definiert als Gebäude, dessen Wärme und Warmwasserbedarf mindestens zur Hälfte durch eine vor Ort generierte und gespeicherte Solarenergie gedeckt ist“, so eine Erklärung des Stadtrates. „Fordern, beraten und fördern“ lautet die Devise.

Wie Falkenstein erläuterte, müssen die Folgen des Klimawandels durch eine „Zangenstrategie“ in verträglichen Grenzen gehalten werden. Neben der Senkung des Energieverbrauchs gelte es, die fossilen Energieträger vollständig durch Erneuerbare Energien zu ersetzen. Gerade im Neubau sei eine klimafreundliche Energieversorgung sowohl technisch als auch ökonomisch machbar und sinnvoll. Fossil versorgte Neubauten hingegen seien die Altlasten von morgen.

Ziel im Neubaugebiet Amperauen soll es sein, eine vorbildliche Musterhaussiedlung zu verwirklichen, deren Umsetzung auf weitere Baugebiete angewendet werden kann. Das Augenmerk richtet sich somit auf 54 Erfolgsbeispiele mit zufriedenen und stolzen Hausbesitzern.

Bereits 2016 gab es erste Gespräche in der städtischen Verwaltung, ein Jahr später wurden unterschiedliche Energiekonzepte erstellt. Der Beschluss, ein regeneratives Wärmenetz zu installieren, konnte „aufgrund der fehlenden Möglichkeit einer Heizzentrale“ nicht umgesetzt werden, weshalb der Stadtrat schließlich neben der Unterlassung fossiler Energieträger auch beschloss, „die Verwaltung zu beauftragen, ein Förderprogramm für den Einsatz von erneuerbaren Energien zu erarbeiten...“

Gefördert werden folgende Maßnahmen:

  • Qualifizierte Energieberatung: 200 Euro
  • Energetischer Gebäudestandard:
  • a. Energieeffizienzhaus KfW 55: 1.000 Euro
  • b. Energieeffizienzhaus KfW 40: 2.000 Euro
  • c. Energieeffizienzhaus KfW 40 plus: 3.000 Euro
  • Mikronahwärmenetz: 500 Euro/Gebäude (mind. 2 Gebäude), max. 2.000 Euro + 500 Euro Bonus für eine Solarthermieanlage zur Heizungsunterstützung
  • Pufferspeicher für solare Heizungsunterstützung (bei mindestens 10 m2 Kollektorfläche): 1 Euro/l, mind. 1.000 l, max. 5.000 Euro
  • Zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung (Wärmebereitstellungsgrad > 90 Prozent): 1.000 Euro

Neben gezielten Informationsveranstaltungen für Grundstückseigentümer (Solarfreunde Moosburg, Moosburger Solartage) sind Exkursionen zu vorbildlichen Neubauten wie Energie-Effizienzhaus mit Pelletheizung und Photovoltaik, Holzmassivhaus mit Solarthermie und Scheitholz sowie E-Auto, Sonnenhaus und Effizienzhaus 40 plus (Holzständerbauweise mit Wärmepumpe und Photovoltaik) weitere städtische Begleitmaßnahmen. Darüber hinaus bietet die Bayerische Architektenkammer neben der Bereitstellung von Informationsmaterial Beratertage, d.h. kostenlose Einzelgespräche mit Bauwilligen, an.

Insgesamt, so Falkenstein, könne man in punkto Neubaugebiet Amperauen auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft verweisen. „Energiebeirat und Klimaschutzmanagement“ hätten die Schlüsselrolle übernommen, das Ergebnis könne sich sehen lassen. Deutlich spürbar sei ein Bewusstseinswandel bei Bürgern, Bauwilligen und der Stadt. Der „Faktor Mensch“ spiele eine große Rolle - im Guten wie im Schlechten. Vorbereitet werde derzeit ein Grundsatzbeschluss (Kaufvertrag, städtebaulicher Vertrag) für alle künftigen Baugebiete. Fakt sei: „Die Energieversorgung in den neuen Baugebieten ist geschafft, die ‚graue Energie‘ in den Materialien allerdings noch nicht.“

Bereits nach dem Start des Photovoltaik-Ausbaus in den frühen 2000er Jahren hatten die Stadt Moosburg und der Landkreis Freising im Jahr 2007 einen Energiewendebeschluss gefasst. Dieser besagt, dass der gesamte Energieverbrauch ab dem Jahr 2035 vollständig aus Erneuerbaren Energien gedeckt werden soll. 2012 wurde entschieden, ein Integriertes Energiewende- und Klimaschutzkonzept erstellen zu lassen, 2015 beschloss der Stadtrat das (KSK) und einen Aktionsplan mit 30 Maßnahmen. Im selben Jahr wurde ein Energiebeirat eingerichtet und 2016 eine Klimaschutzmanagerin eingestellt. 2018 deckten die Erneuerbaren Energien bereits knapp 89 Prozent des Stromverbrauchs.

Rahmendaten

  • Wohnbaufläche: ca. 4 ha Wohnraum für ca. 645 Personen
  • 5 Geschoßwohnungsbauten 282 Wohneinheiten (WE), davon: 54 WE in Einzel/Doppelhaushälften
  • 8 Sonnenhäuser
  • 1 Kindergarten

DK

 

Melanie Falkenstein, Stadt Moosburg
Melanie Falkenstein, Stadt Moosburg

 

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