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(GZ-18-2022)
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► Klagenfrei und in Rekordzeit:

 

Seltenes Wasserkraft-Ereignis

Wasserkraftwerk an der Halbammer offiziell in Betrieb

Zahlreich waren sie gekommen: Landrat, aktive und ehemalige Bürgermeister, Firmenvertreter und vor allem rund 430 der aktuell über 4.000 Kunden der in Oberau angesiedelten Ammer-Loisach Energie (ALE) GmbH. Es galt das Topereignis in Sachen regionaler Energiewende zu feiern: die offizielle Inbetriebnahme des Wasserkraftwerks an der Halbammer. Die in der Nähe des Wandererparkplatzes beim ehemaligen Forsthaus Unternogg, Gemeinde Saulgrub im Landkreis Garmisch-Partenkirchen, gelegene Anlage ist das erste Wasserkraftwerk der ALE, eines Zusammenschlusses von 11 gleichberechtigten Partnern (die zehn Kommunen Bad Bayersoien, Bad Kohlgrub, Eschenlohe, Ettal, Grainau, Oberammergau, Oberau, Saulgrub, Schwaigen, Unterammergau und der regionale Energieversorger Energie Südbayern GmbH). Seit 9. Dezember 2021 produziert das Kraftwerk CO2-freien Ökostrom aus der Wasserkraft der Halbammer – zunächst im Probebetrieb und seit April 2022 auch im Dauerbetrieb.

Gut gelauntes Festkomitee nach gelungener Projektvollendung (v.l.): Rupert Speer, Erster Bürgermeister der Standortgemeinde Saulgrub, Andreas Rödl, Erster Bürgermeister von Oberammergau und Aufsichtsratsvorsitzender der Ammer-Loisach Energie, Anton Speer, Landrat des Landkreises Garmisch-Partenkirchen, Arno Nunn, ehemaliger Erster Bürgermeister von Oberammergau und einer der beiden Geschäftsführer bei der Ammer-Loisach Energie GmbH. Bild: Jan Kiver, 2022
Gut gelauntes Festkomitee nach gelungener Projektvollendung (v.l.): Rupert Speer, Erster Bürgermeister der Standortgemeinde Saulgrub, Andreas Rödl, Erster Bürgermeister von Oberammergau und Aufsichtsratsvorsitzender der Ammer-Loisach Energie, Anton Speer, Landrat des Landkreises Garmisch-Partenkirchen, Arno Nunn, ehemaliger Erster Bürgermeister von Oberammergau und einer der beiden Geschäftsführer bei der Ammer-Loisach Energie GmbH. Bild: Jan Kiver, 2022

Klagefrei im Kosten- und Zeitrahmen

Bemerkenswert an der Verwirklichung des kommunalen Ökotraums mit reinen Baukosten von rund 1,5 Millionen Euro, ist vor allem, dass die Wasserkraftanlage tatsächlich ohne Klagen und Gerichtsverfahren, wie sie üblicherweise von Naturschutz- und/oder Umweltschutzverbänden/-initiativen angestrengt werden, gebaut wurde. Ob es daran lag, dass die Halbammer für den Hochwasserschutz im wasserrechtlichen Sinne bereits durch Querbauten und damit „Abstürzen“ flussaufwärts ohnehin nicht fischdurchgängig ist, kann nur vermutet werden. Jedenfalls hält sich der ökologische Eingriff durch den Kraftwerksneubau nachweislich in engen Grenzen. Sollte sich an der Durchgängigkeitssituation staatlicherseits irgendwann etwas ändern, müssten laut Genehmigungsbescheid auch im Kraftwerksbereich entsprechende Maßnahmen nachgerüstet werden.

Grüner Strom für die nächsten 50 bis 100 Jahre

Arno Nunn, ehemaliger Erster Bürgermeister von Oberammergau und einer der beiden Geschäftsführer bei der Ammer-Loisach Energie GmbH (der 2. Geschäftsführer ist Jürgen Hitz von der Energie Südbayern GmbH), sieht mit der Fertigstellung des Wasserkraftwerks an der Halbammer einen wichtigen Schritt in regionale und nachhaltige Energieerzeugung aus erneuerbarer Wasserkraft.

Grünen Strom in einem eigenen Wasserkraftwerk vor Ort zu erzeugen, und das für die nächsten 50 bis 100 Jahre, ist für die ALE ein logischer Schritt, um die regionale ökologische Energieversorgung und aktiv den Klimaschutz voranzubringen. Deshalb sind alle auch ein wenig stolz, dass die Anlage planmäßig und im Kostenrahmen in Betrieb gegangen ist. Dafür ist die ALE allen Beteiligten, seien es private und staatliche Grundstückseigentümer, Planer, Projektleiter, ausführende regionale Baufirmen, vor allem aber auch den entscheidenden Genehmigungsbehörden und der Bürgerschaft in den Kommunen sehr dankbar.

Machen ist viel krasser als nur wollen. Unter diesem Motto haben Gemeinderäte, Bürgermeister und vor allem auch die Bürgerinnen und Bürger gemeinsam an der Verwirklichung gearbeitet und von Anfang an auf Ökostrom aus CO2-freier Wasserkraft gesetzt. Mit der Anlage kann die ALE GmbH den Einkauf von Ökostrom für die privaten Haushalte und Geschäftskunden etwas verringern. Schließlich garantiert die ALE ihren Kunden die Versorgung mit 100 Prozent Öko-Strom aus Wasserkraft, der von anderen Kraftwerksbetreibern eingekauft werden muss.

Regionale Politik eindeutig pro Wasserkraft

Anton Speer, Landrat des Landkreises Garmisch-Partenkirchen, betonte in seinem Grußwort, wie wichtig die Umsetzung dieses Vorzeigeprojekts für den Garmischer Landkreis ist, der ja bereits mit dem Schachtkraftwerk an der Loisach bei Großweil einen Prototyp innovativer ökologischer Wasserkraftnutzung beheimatet. Immerhin kommen etwa zehn Prozent des Stroms im Landkreis aus der Wasserkraft. Besonders dass alle Partner in der Ammer-Loisach Energie an einem Strang gezogen haben, hat das Projekt an der Halbammer zum Erfolg geführt. Für den Landrat ist die Wasserkraft ein unverzichtbarer Baustein im erneuerbaren Energiemix. Deshalb hat er als Landrat per Brief auch offiziell interveniert gegen das Vorhaben des grünen Bundeswirtschaftsministers Habeck, die Wasserkraftwerke unter 500 Kilowatt Leistung nicht mehr zu fördern. Denn ohne Förderung der in Bayern so wichtigen regionalen Erzeugung aus Wasserkraft wäre auch das Wasserkraftwerk an der Halbammer nicht verwirklichbar gewesen.

Regionale Wertschöpfung

Namensvetter Rupert Speer, Erster Bürgermeister der Standortgemeinde Saulgrub, fasste das Gelingen des bereits mit der Gründung der ALE 2013 angedachten Energieprojekts perfekt zusammen. Schließlich galt die Halbammer bei den Menschen in der Region und vor allem bei örtlichen „Investoren“ schon seit Jahrzehnten als favorisierter Standort für eine Wasserkraftnutzung nach dem Motto: Da geht was, und mit Gründung der ALE ging dann tatsächlich was. Sowohl deren Gründung wie auch der Bau ihrer ersten Wasserkraftanlage waren von dem Wunsch getrieben, eine regionale Stromvermarktung mit regionaler Wertschöpfung und starker Bürgernähe aufzubauen: Nachdem Ende 2019 der Genehmigungsbescheid erteilt wurde, erfolgte am 16. September 2020 der Spatenstich für das Wasserkraftwerk.

Die Bauarbeiten wurden im Oktober des gleichen Jahres aufgenommen, so dass die wichtigen ersten Betonarbeiten für das Einlaufbauwerk noch vor Einsetzen von Dauerfrost und Schnee im Dezember fertig gestellt werden konnten. Soweit irgend möglich wurden für die Arbeiten regionale Firmen beauftragt, um die Wertschöpfung in der Region zu halten. Mustergültige Planung, Zeit- und Kostendisziplin ermöglichten, dass das Kraftwerk bereits ab Dezember 2021 erstmals ökologischen Wasserkraftstrom in das Netz des örtlichen Netzbetreibers Bayernwerk einspeiste. Der anschließende Probebetrieb konnte nach dem Abschluss verschiedener Restarbeiten und Funktionstests im Frühjahr 2022 erfolgreich abgeschlossen werden. Seit April 2022 erzeugt die Kaplanturbine des Kraftwerks mit einem Wasser-Schluckvermögen von maximal 2.000 Liter pro Sekunde (= 20 Badewannen pro Sekunde) und einer maximalen Leistung von bis zu 135 Kilowatt (je nach Wasserführung) regulär ökonomisch sinnvoll Öko-Strom.

Andreas Rödl, Erster Bürgermeister von Oberammergau und Aufsichtsratsvorsitzender der Ammer- Loisach Energie, beglückwünschte die anwesenden Bürgerinnen und Bürger stellvertretend für alle beteiligten Gemeinden sowie die Vertreter der Ammer-Loisach Energie zu dem Ökoprojekt Halbammer. Ihr Mut, die Energiezukunft selbst in die Hand zu nehmen und Verantwortung zu übernehmen, habe die Verwirklichung ermöglicht.

Besonderer Dank gebührt auch der Genehmigungsbehörde. Im Vergleich zu sonst üblichen Verfahrensdauern beim Genehmigungsprozess war dieses Wasserkraftprojekt in nur sieben Jahren quasi mit Lichtgeschwindigkeit genehmigt worden. Gerade auch angesichts des Kriegs in der Ukraine ist der Wink mit dem Zaunpfahl unübersehbar, dass in Sachen Energiewende jetzt nicht länger gewartet sondern gehandelt werden muss. Insbesondere die Wasserkraft kann vor Ort zur Deckung der Grundlast beitragen, um einen Blackout zu vermeiden.

Hervorzuheben ist, dass das Halbammer-Kraftwerk so in die Landschaft eingebaut ist, dass es kaum auffällt, die Natur nicht stört, für den Tourismus nicht schädlich ist und die Landwirtschaft nicht beeinträchtigt wird. Rödl plädierte dafür, dass Projekte wie an der Halbammer, neben dem Ausbau unter anderem der Solarenergienutzung (die Region ist Windausschlussgebiet) und des E-Car-sharings, im Landkreis viel stärker vorangetrieben werden sollten.

JK

 

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